Arbeitstreffen
ORF/Lydia Mitterbauer
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Politik

Bürgermeisterinnen weiter in der Minderheit

In Niederösterreich gibt es derzeit 83 Bürgermeisterinnen und 490 Bürgermeister. Der Frauenanteil liegt damit bei rund 14,5 Prozent – der höchste in ganz Österreich. Nun trafen sich niederösterreichische Amtsinhaberinnen zu einem Arbeitsgespräch in St. Pölten.

Nach wie vor sind Frauen im Bürgermeisteramt in Niederösterreich eine Minderheit – doch die Zahl nimmt stetig zu. 1999 waren 16 Frauen im Amt, mittlerweile sind es 83. Damit liegt der Frauenanteil zwar lediglich bei rund 14,5 Prozent, österreichweit ist er dennoch am höchsten. In ganz Österreich gibt es derzeit etwa 220 Bürgermeisterinnen, damit sind insgesamt rund 10,5 Prozent aller österreichischen Gemeinden von Frauen vertreten.

Auf Einladung des niederösterreichischen Gemeindebundes trafen sich nun rund 25 niederösterreichische Bürgermeisterinnen und Vizebürgermeisterinnen zu einem Arbeitstreffen mit Experten des Landes. Die Amtsinhaberinnen stehen nach wie vor besonderen Herausforderungen gegenüber.

Bürgermeisterinnen vor vielfältigen Herausforderungen

So müssten sich Frauen in der Funktion als Bürgermeisterin etwa zahlreichen Aufgaben gleichzeitig stellen. „Frauen sind oft in der Rolle, dass sie ganz, ganz viele verschiedene Aufgaben übernehmen müssen – Beruf, Familie, alles unter einen Hut. Und wenn dann sozusagen solche Herausforderungen dazukommen, glaube ich, überlegt man als Frau, einmal mehr, als das vielleicht ein Mann tut“, so Gudrun Berger, Bürgermeisterin in Furth bei Göttweig (Bezirk Krems-Land).

Außerdem müssten sich Frauen öfter vor anderen beweisen, ergänzt Amtskollegin Maria Kogler, Bürgermeisterin in Neuhofen an der Ybbs (Bezirk Amstetten): „Als Frau braucht man ein gutes Rückgrat. Man sichert sich immer doppelt ab, ob man nicht etwas Falsches sagt, ob man nicht verkehrt liegt. Ich glaube, ein Mann geht gerade voran und eine Frau ist unsicherer. Von ihr wird auch mehr verlangt, denke ich“, so Kogler.

Inhaltlicher Austausch beim Bürgermeisterinnentreffen

Das Arbeitstreffen auf Landesebene stand zudem im Zeichen des inhaltlichen Austauschs und der Vernetzung. „Wir Frauen haben da weniger Probleme wie die Männer. Wir reden die Themen oder die Problematik direkt an und ich finde es immer sehr, sehr wichtig und ganz gut, wenn die Frauen dann zusammenkommen. Und in Wirklichkeit hat jeder ähnliche Problem, ob das im städtischen oder im ländlichen Bereich ist“, so Doris Kellner, Bürgermeisterin in Bernhardsthal (Bezirk Mistelbach).

Thematisch sollten beim Treffen etwa auch die Kinderbetreuung in Dörfern und Haftungsabsicherungen im Vordergrund stehen, sowie die Frage, wie man künftig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Gemeinden gewinnen könnte.

Positive Seiten des Berufs hervorheben

In Zukunft soll jedenfalls die Zahl an Bürgermeisterinnen weiter steigen. Was es dafür braucht? „Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir die positiven Seiten und die positiven Herausforderungen der Rolle als Bürgermeisterin einfach auch publik machen, darüber sprechen, was man tun kann und wo quasi die schönen Aufgaben dabei sind“, so Berger. Im persönlichen Gespräch könne man junge und ältere Frauen dann motivieren, sich dieses Amt zuzutrauen, sagt die Orts-Chefin.

Unterstützung dabei kommt auch vom Gemeindebund. „Die Frauen können es, und das wollen wir ihnen immer wieder sagen: Selbstbewusst aufzutreten, in die Politik einzusteigen. Und das werden wir in allen Ebenen machen – in den Gemeinderäten, in den Vereinen, in den dörflichen Organisationen“, so NÖ-Gemeindebundpräsident Johannes Pressl. Den aktuellen Frauenanteil von rund 14 Prozent wolle man also mit viel Motivation steigern.