Immer weniger Menschen können sich eine eigene Wohnung oder ein Haus leisten, denn die Finanzierung ist deutlich schwieriger geworden. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien verzeichnet bei Wohnkrediten im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr einen Rückgang von 57 Prozent.
„Natürlich sind es auf der einen Seite die gestiegenen Zinsen. Wir hatten auch noch eine Phase, in der wir auf der Baukostenseite relativ hohe Baukosten hatten“, so der Generaldirektor-Stellvertreter der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Reinhard Karl, über die Gründe. Ebenso habe man in den vergangenen Monaten aber auch die strengeren Kreditvergaberegeln der Finanzmarktaufsicht (FMA) stark wahrgenommen, die etwa ein höheres Eigenkapital verlangen.
Banken fordern Lockerungen der Kreditregeln
Verständnis gibt es dafür von den Banken nicht. Immer wieder wurde die Abschaffung oder Lockerungen der sogenannten KIM-Verordnung gefordert – so auch am Mittwoch. In schwierigen Fällen würden die Banken etwa Laufzeitverlängerungen oder niedrigere Kreditraten vereinbaren, war zu hören. Während die Nachfrage nach Wohnimmobilien sinkt und damit auch die Preise, steigt die Zahl der Eigenheimsanierungen – im Vergleich zu 2021 um etwa 40 Prozent.

Große Preiszuwächse in günstigen Bezirken
Ein Blick auf den niederösterreichischen Immobilienmarkt zeigt, dass es hier österreichweit die größten Unterschieden zwischen den Regionen gibt. Allerdings habe die Coronavirus-Zeit etwas verändert. „Bezirke, die eher günstig sind wie Zwettl oder Waidhofen an der Thaya verbuchten in den letzten Jahren überdurchschnittliche Preiszuwächse, während die teuren Pflaster wie Mödling oder Korneuburg im gesamtniederösterreichischen Durchschnitt angesiedelt waren“, sagte Matthias Reith, Ökonom bei Raiffeisen. In Regionen, die schon in der Vergangenheit nicht so teuer waren, ist auch die aktuelle Nachfrage nicht so stark gesunken.
Eine Zinsentwicklung wie sie in den vergangenen Monaten zu beobachten war, sei einzigartig in der Geschichte der EZB, sagt der Experte, der allerdings den Zinsgipfel als erreicht sieht. In die Zukunft schaut er auch in Hinblick auf die bevorstehenden Lohnverhandlungen vorsichtig optimistisch. „Wenn die Haushaltseinkommen ansteigen, die Zinserhöhungen ihr Plateau erreicht haben, ist natürlich eine gewisse Entspannung bei der Leistbarkeit sichtbar“, so Gunter Deuber, Chefanalyst bei Raiffeisen Research. Eine erste Entspannung könnte es in sechs bis zwölf Monaten geben.