Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) berichtete am Montag von dutzenden Schweinen mit blutigen Ohren, offenen Abszessen, entzündeten Augen und geschwollenen Gelenken in einem Betrieb im Bezirk St. Pölten. Auch ein totes Tier – in einer Bucht liegend und von anderen Tieren angekaut – wurde auf dem Foto- und Videomaterial gezeigt. Das Fotomaterial wurde dem VGT zugespielt und von dem Verein verifiziert. Es stamme von Ende August/Anfang September, hieß es vom VGT. Wegen der Missstände erstattete der Verein Anzeige.
Die Bezirkshauptmannschaft St. Pölten ließ den Betrieb durch Amtstierärzte überprüfen. Laut BH konnten die Bilder allerdings „nicht mehr eindeutig zugeordnet“ werden. Davon unabhängige Mängel wurden dennoch festgestellt und Verbesserungsaufträge erteilt, wie es gegenüber noe.ORF.at hieß.
AMA-Gütesiegel vorerst entzogen
Eine Kontrolle seitens der AMA wurde als Reaktion auf die Anzeige bereits letzte Woche veranlasst. Der Betriebsführer und der Betreuungstierarzt wurden zur Stellungnahme aufgefordert, dem Betrieb wurde vorerst die AMA-Zertifizierung entzogen.
Von der AMA hieß es dazu: „Die nun durch die veröffentlichten Bilder aufgedeckten Zustände konnten wir bei unserer Kontrolle am Donnerstag letzter Woche nicht feststellen. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wann diese Aufnahmen getätigt wurden. Nichts desto trotz haben wir den Betrieb vorsorglich vom Gütesiegel gesperrt. Nach Sichtung des Bild- und Videomaterials sowie Vorliegen der Stellungnahmen werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen.“
Verbesserung durch „Masterplan Schwein“
Das AMA-Gütesiegel sieht in einem bereits 2021 ausgearbeiteten „Masterplan Schwein“ vor, dass eine Million Schweine, sprich jedes zweite Schwein aus dem AMA-Gütesiegelprogramm, mehr Platz und Auslauf sowie eingestreute Liegeflächen haben soll. Zudem wurde in dem Masterplan festgelegt, dass es ab 2032 keine Betriebe mit Vollspaltenböden im AMA-Gütesiegel mehr geben soll.
Ein Gesetz, das Vollspaltenböden in ganz Österreich verbietet, gilt erst ab 2040. Laut VGT müssen immer noch zahlreiche Schweine – legal – auf Beton-Vollspaltenboden leben.