762 Windräder stehen derzeit in Niederösterreich – das ist mehr als die Hälfe aller Windräder in Österreich. Und es werden mehr, denn das Land sieht einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energie vor. So heißt es etwa im Arbeitsübereinkommen von ÖVP und FPÖ, das auch von Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) unterzeichnet wurde: „Durch den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere von Photovoltaik, Windkraft und Biomasse, stärken wir die Versorgungssicherheit in Niederösterreich.“
Zu diesem Ziel bekennen sich auch der FPÖ-Landtagsabgeordnete Dieter Dorner und der zweite Landtagspräsident Gottfried Waldhäusl (FPÖ), denn auf lange Sicht könne nicht auf Erdöl und Erdgas gesetzt werden, wie sie bei einer Pressekonferenz am Dienstag in St. Pölten sagten. Allerdings forderten sie, dass Windkraft- und PV-Anlagen „nicht ohne Zustimmung der ansässigen Bevölkerung“ gebaut werden dürften.
Keine neuen Anlagen auf Wiesen oder Wäldern
„Es kann nicht sein, dass hinter dem Rücken der Bevölkerung etwas im Gemeinderat beschlossen und umgesetzt wird“, sagte Dorner gegenüber noe.ORF.at. Er fordert Volksbefragungen vor dem Bau neuer Anlagen. Dorner und Waldhäusl wollen einen „schrittweisen Übergang mit Hausverstand.“ Neue Windkraft- und PV-Anlagen dürften dabei nicht auf Wiesen oder in Wäldern gebaut werden. „Windkraft im Wald geht gar nicht“, sagt Waldhäusl, der damit Natur und Artenvielfalt schützen will.
Zusätzlich zu Energie aus erneuerbaren Quellen sollte laut Dorner über die Errichtung neuer, mit Wasserstoff betriebener Gaskraftwerke nachgedacht werden, weil mit Erneuerbaren allein die Versorgungssicherheit nicht garantiert sei. Auch sogenanntes Bio-Fracking im Weinviertel könne er sich vorstellen. Dorner begründete das mit einer eigenen Berechnung der Effizienz von Windrädern: Ziehe man die Menge des tatsächlich produzierten Stromes vom theoretisch möglichen Windstrom ab, komme man auf 26 Prozent, so Dorner.
IG Windkraft: „Das ist eine Falschaussage“
Dass dadurch die Versorgungssicherheit gefährdet sei, bezeichnete Martin Jaksch-Fliegenschnee von der Interessensgemeinschaft (IG) Windkraft als „Falschaussage.“ Die Versorgungssicherheit wäre sogar höher, wenn erneuerbare Energie aus unterschiedlichen Quellen dezentral produziert würden. Die 26 Prozent Effizienz seien zwar zutreffend, aber: „Diese Zahl sagt nicht viel aus, denn ein einziges modernes Windrad erzeugt Strom für 5.200 Haushalte. Die Windräder in Österreich stehen fast nie still“, so Jaksch-Fliegenschnee.
Zum Naturschutz heißt es von der IG Windkraft, dass Österreich „eines der strengsten Genehmigungsverfahren in Europa“ habe. Bevor ein neuer Windpark gebaut wird, müssten über zwei Jahre Vogel- und Fledermausuntersuchungen durchgeführt werden. Darüber hinaus sei für ein Windrad nur die Betonierung des Fundaments notwendig: „99 Prozent der Windparkfläche können weiterhin land- und forstwirtschaftlich genutzt werden“, so die IG Windkraft.