Ulitzkaja bei Literatur im Nebel

Bekannte Schriftsteller wie Salman Rushdie sorgen seit Jahren für großes Interesse am Festival „Literatur im Nebel“ in Heidenreichstein. Heuer ist die Russin Ljudmila Ulitzkaja zu Gast, die als eine der wichtigsten Stimmen Russlands gilt.

Mit dem herbstlichen Nebel findet auch hochkarätige Literatur Einzug ins Waldviertel: In Heidenreichstein ist mit der 69-jährigen Schriftstellerin eine der wichtigsten Regime-Kritikerinnen Russlands zu Gast. Schon lange vor den Pussy Riots ortete sie öffentlich eine Renaissance des Stalinismus. Angst hat sie trotzdem keine.

Ljudmila Ulitzkaja

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Ljudmila Ulitzkaja

„Ich bin schon alt, ich habe schon viel gesehen von der Welt und ich bin bereit dafür, das was ich sage und schreibe, die Verantwortung zu übernehmen. Bisher ist allerdings noch kein Druck auf mich ausgeübt worden.“

„Das Gefühl von Hoffnungslosigkeit“

In Heidenreichstein wird auch aus ihrem jüngsten Roman „Das grüne Zelt“ gelesen. Im Zentrum stehen die drei Schulfreunde Ilja, Micha und Sanja, die von ihrem Lehrer für die russische Literatur begeistert werden und sich von Stalins Tod bis zur Perestrojka in vielfältiger Weise mit dem Sowjet-Regime herumschlagen müssen. „Ich würde sagen, es ist das Gefühl von Hoffnungslosigkeit, das in der heutigen russischen Gesellschaft überwiegt, nicht Angst. Unserer Generation ist Angst ja in jede Pore eingepflanzt worden. Wir sind in einer Situation, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Der Fall Pussy Riot ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie zerrüttet unser Justizsystem ist.“

Sendungshinweis: „NÖ heute“, 19.10.12

Neben Ulitzkaya lesen beim Festival „Literatur im Nebel“ bis Samstagabend noch 13 weitere Autoren. In den Waldviertler Nebel kommt eine Autorin, die ihre Klarsicht nicht verloren hat. Dass sie zum Abschluss der Veranstaltung in Heidenreichstein mit der 27-jährigen, in Baku geborenen und heute in Deutschland lebenden Autorin Olga Grjasnowa ein Gespräch führen wird, ist ein gelungener Einfall. Nicht nur des Titels ihres viel gelobten Debütromans wegen: „Der Russe ist einer, der Birken liebt“.

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