Leopold Figl: „Glaubt an dieses Österreich“

Leopold Figl ist wohl die Symbolfigur für die Freiheit Österreichs. Sein legendärer Satz „Österreich ist frei!“ am 15. Mai 1955 markiert den Wendepunkt in Österreichs Geschichte nach Weltkrieg und Besatzung hin zu Wohlstand und Freiheit.

Anlässlich des 50. Todestages von Leopold Figl am 9. Mai 2015 zeichnet ein „Österreich-Bild am Sonntag“ aus dem ORF-Landesstudio Niederösterreich (Gestaltung: Robert Ziegler, Kamera: Helmut Muttenthaler und Andreas Kotzmann) ein Porträt des Staatsmanns aus dem Tullnerfeld.

1902 als Bauernsohn geboren, widmete Leopld Figl sein ganzes Leben mit ungebrochenem Optimismus und Patriotismus Österreich. Sein frühes politisches Engagement führte nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1938 zur sofortigen Verhaftung. Es folgten nahezu sechs Jahre in den Konzentrationslagern Dachau, Flossenbürg und Mauthausen.

Einer der Männer der ersten Stunde des Wiederaufbaus

1945 war Figl – in den letzten Kriegstagen wegen Hochverrats bereits zum Tod verurteilt – dann einer der „Männer der ersten Stunde“ des Wiederaufbaus. Er war führend an der Neugründung des Bauernbundes und an der Gründung der ÖVP beteiligt.

Leopold Figl

APA/ÖVP/Renate Apostel

Sendungshinweis

Österreich-Bild am Sonntag: „Leopold Figl - Glaubt an dieses Österreich“, 3.5.2015, 18.25 Uhr, ORF 2

Von Dezember 1945 bis April 1953 war er erster Bundeskanzler der Zweiten Republik und konnte nach jahrelangen Verhandlungen mit den Alliierten schließlich am 15. Mai 1955 als Außenminister den Staatsvertrag unterzeichnen.

Schließlich gab Leopold Figl von 1962 bis zu seinem Tod 1965 als Landeshauptmann wesentliche Impulse für die Entwicklung und die Internationalisierung Niederösterreichs.

Der TV-Film dokumentiert die Persönlichkeit Figls anhand zahlreicher historischer Aufnahmen. So sagte er in einem sehr persönlichen Radio-Interview aus dem Jahr 1959 über seine Motivation: „Einer, der über sechs Jahre die tiefste Erniedrigung eines Menschen erleben musste und den nur ein Glaube aufrecht erhalten hat, der Glaube an dieses Österreich, den konnte keine Erschütterung irgendwie beeindrucken.“

Zeitzeugen erinnern sich an Leopold Figl

Im TV-Film kommen aber auch Zeitzeugen zu Wort – darunter der Journalist Hugo Portisch und die letzten lebenden Teilnehmer der Staatsvertrags-Verhandlungen: Ludwig Steiner, Kabinettschef unter Bundeskanzler Julius Raab, und Herbert Grubmayr, damals Botschafter-Sekretär in Moskau.

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Ludwig Steiner erzählt vom 15. Mai 1955, von jenem Tag, an dem der Staatsvertrag unterzeichnet wurde

Sehr persönliche Eindrücke von Leopold Figl vermitteln zudem seine Tochter Anneliese Figl und sein Neffe Gregor Zöchbauer. Der Historiker Ernst Bruckmüller schließlich ordnet die historische Leistung des Politikers für Österreich ein.

Vom Konzentrationslager in das Bundeskanzleramt

Gestalter dieser TV-Dokumentation über Leopold Figl ist Robert Ziegler. „Man kennt Politiker aus dieser Zeit vor allem durch staatstragende Reden im Radio und später im Fernsehen. Wir haben aber ein Interview aus dem Jahr 1959 gefunden, in dem Figl sehr persönlich aus seinem Leben erzählt. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Sendung, Figl schildert alle Stationen seines Lebens, vom KZ und Wiederaufbau bis hin zum Staatsvertrag", erläutert Ziegler.

Figl  und Chruschtschov

ORF

Leopold Figl mit dem sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow (l.) im Jahr 1960 in Rust im Tullnerfeld

Nahezu sechs Jahre verbrachte Figl wegen seines politischen Engagements zur Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern. 1945 war er bereits zum Tod verurteilt, wurde aber als Bundeskanzler zu der prägenden Persönlichkeit des Wiederaufbaus. „Dieser Überlebenswille hat wahrscheinlich unglaubliche Kräfte bei Figl mobilisiert. Ich kann mir auch vorstellen, dass bei ihm auch der Gedanke des ‚Nie mehr wieder!‘ hochgekommen ist“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bei der Präsentation des Films.

Norbert Gollinger, Landesdirektor des ORF Niederösterreich: "Ich glaube, wir müssen der jüngeren Generationen zeigen, dass die Republik Österreich, wie sie heute im neuen Europa besteht, nicht selbstverständlich ist, sondern dass dem eine Geschichte vorausgegangen ist. Menschen haben hart daran gearbeitet, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg diese Republik wieder gegeben hat - und da gehört Leopold Figl dazu.“

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