Viehböck: „Würde es nochmal tun“

Vor 25 Jahren war Franz Viehböck der erste und bislang einzige Österreicher im Weltraum. Nun ist er Geschäftsmann. Trotzdem würde er nochmal ins Weltall fliegen, wie er gegenüber noe.ORF.at sagt.

1988 war Franz Viehböck, der in Perchtoldsdorf und Mödling aufgewachsen war, gerade Assistent an der TU Wien, als die Ausschreibung für einen österreichischen Kosmonauten in den Medien publiziert wurde. Er entschied sich zur Bewerbung bei der MIR-Mission. Unter unzähligen Bewerbern wurden er und Clemens Lothaller ausgewählt, das anstrengende, zweijährige Training in dem nahe Moskau gelegenen Sternenstädtchen (Russland) aufzunehmen.

Wer von den beiden Österreichern schließlich die Raumkapsel besteigen würde, war bis einen Tag vor dem Start nicht sicher. Letztendlich entschied sich die sowjetische Raumfahrtbehörde aber für Franz Viehböck und er war es, der am 2. Oktober 1991 den Raumanzug anzog und ins All flog.

Im Auftrag der österreichischen Regierung hielt Viehböck während der folgenden zwei Jahre Vorträge und Informationsveranstaltungen über die Mission. Danach wurde er für Rockwell International in den USA tätig, und nach der Übernahme Rockwells durch Boeing zum Director for International Business Development in Wien ernannt. Später wurde er Technologiebeauftragter des Landes Niederösterreich.

Franz Viehböck, nach der Landung, 1991

APA/Wagner W/JAE

Nach 7 Tagen und 22 Stunden im Weltall landete Franz Viehböck in der kasachischen Wüste

noe.ORF.at: 1988 hat die Regierung den Beschluss gefasst, einen Kosmonauten ins Weltall zu schicken. Den passenden Kandidaten hat man mit Anzeigen in Zeitungen gesucht. Wie haben Sie davon erfahren?

Franz Viehböck: Ich habe es gelesen und auch im Radio gehört und ich habe mir gedacht, das passt zu mir. Ich war damals Assistent an der TU Wien. Es war natürlich ein Einschnitt in meinem Leben, aber es hat mich gereizt und fasziniert und ich habe mich beworben. Dann war ein fast eineinhalb Jahre dauernder Auswahlprozess. Schlussendlich waren Clemens Lothaller und ich diejenigen, die in Österreich ausgewählt wurden. Wir sind dann in der Nähe von Moskau ins Sternenstädtchen gekommen.

noe.ORF.at: Sie haben fünf Monate vor dem Start erfahren, dass Sie der Kosmonaut sind.

Viehböck: Der Moment war interessant, denn es war nicht dieses euphorische Jubeln, es war eher das Gefühl „Ok, jetzt bin ich alleine verantwortlich für die Mission.“

noe.ORF.at: Am 2. Oktober 1991 war es dann soweit. Waren sie nervös?

Viehböck: Etwa zwei Stunden vor dem Start habe ich als Erster die Raumfähre betreten, da ist man schon sehr nervös. Sobald man dann in der Liegeschale Platz genommen hat und mit dem Abarbeiten der Checkliste beginnt, ist man plötzlich total ruhig, dann ist alles Routine.

noe.ORF.at: 7 Tage und 22 Stunden hat Ihre Mission im Weltraum gedauert. Wie war der Aufenthalt in der Schwerelosigkeit?

Viehböck: Mir ist es sehr gut gegangen. Ein Problem, das ich in den ersten Tagen hatte, war, dass ich durch die Schwerelosigkeit Kopfschmerzen hatte. Das ist weggegangen. Von der Bewegung her hab ich mich wohlgefühlt. Ich habe Wasserball gespielt und es hat mich alles immer ein bisschen an das Unterwasserbewegen und Tauchen erinnert. Ich habe es genossen und konnte die Experimente gut abwickeln.

Franz Viehböck

ORF

Franz Viehböck (r.) im Gespräch mit Robert Friess

noe.ORF.at: Während Ihres Aufenthalts im Weltraum ist Ihre Tochter zur Welt gekommen.

Viehböck: Es war während unserer Nachtruhe. Ich habe es gleich nach dem Wachwerden erfahren. Es hat sich auf die Stimmung an Bord der AUSTROMIR sehr positiv ausgewirkt.

noe.ORF.at: Nach 7 Tagen und 22 Stunden war die Mission vorbei und die Landung in der kasachischen Wüste war hart.

Viehböck: Wir hatten starken Seitenwind, die Kapsel ist seitlich gelandet und gekollert, das war nicht wirklich angenehm aber das passiert in wenigen Sekunden und dann ist man auf der Erde und hat festen Boden unter sich. Das ist kein schlechtes Gefühl.

noe.ORF.at: Sie sind jetzt in Berndorf, arbeiten bei der Berndorf-AG und sind hier im Vorstand. Sie haben aber davor für die Firmen Rockwell International und Boeing in der Raumfahrt gearbeitet.

Viehböck: Ich habe zum Beispiel für das Shuttle-Mir-Programm gearbeitet, bei dem das Spaceshuttle an die Weltraumstation angedockt hat. Das waren zwei Flugkörper, die zur Zeit des Kalten Krieges entwickelt wurden. Es war nie daran gedacht, dass sie im Weltraum einmal aneinander andocken. Da war einiges an Ingenieursleistung notwendig, aber auch viel mehr an kultureller Arbeit bei der Verständigung zwischen Russen und Amerikanern notwendig. Es war höchst spannend, dass Menschen, die wenige Monate davor noch überlegt haben, wie sie sich mit Raketen gegenseitig beschießen, nach dem Ende des Kalten Krieges an einem Tisch sitzen.

noe.ORF.at: Sie sind jetzt 56. Es gibt mittlerweile schon zahlreiche Angebote für Flüge in den Weltraum. Würden Sie es noch einmal machen?

Ich würde es sicher nochmal tun, aber dann kombiniert mit einem Ausstieg in den freien Weltraum. Das wäre noch eine Steigerungsstufe.

Das Gespräch führte Robert Friess, noe.ORF.at

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