Ort stand in Flammen

Vor etwas mehr als 60 Jahren hat sich in Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) eine Brandkatastrophe ereignet: Ein mit 3.000 Tonnen Erdöl befüllter Vorratstank ist in Flammen aufgegangen. Zeitzeugen von damals erinnern sich.

Der Landstrich um Zistersdorf ist geprägt vom Erdöl. Viele Bohrtürme sowie Gas und Öllager sind rund um die Stadt angesiedelt. Doch die Ruhe von heute war vor 60 Jahren mit einem immensen Knall dahin. Ein unterirdisches Öl-Tanklager ging in Flammen auf.

Öltank heute von aussen

ORF NÖ

„Es war ein gewaltiger Knall“

„Ich kann mich noch sehr gut an die Explosion erinnern. Ich war damals drei Jahre alt und bin mit meiner Mutter am Fenster gestanden und plötzlich hat es gewaltig gescheppert“, erinnert sich Dr. Rudolf Streihammer, der Leiter des Stadtmuseums Zistersdorf.

„Es war ein gewaltiger Knall. Wir haben sofort alles liegen und stehen gelassen und sind in die Richtung gelaufen, aus der die riesige Rauchwolke aufgestiegen ist. Bei der Kirche sind schon die Leute gestanden und haben Spaten verteilt“, sagt Karl Hartmann, ein pensionierter Mitarbeiter der „Erdölauffindungsgesellschaft“ (RAG).

brennendes Feld, davor ein Damm

Austria Wochenschau 1951

Dämme halten das brennende Öl ab

Es wurden von der Bevölkerung Dämme ausgehoben, damit das auslaufende brennende Erdöl nicht die Stadt erreicht. Obwohl Zistersdorf in der russischen Besatzungszone lag, sicherten nicht russische Soldaten, sondern der Werksschutz der SMV, dem Vorgänger der OMV, und der RAG das Gelände. Nur Feuerwehrmänner durften auf das Gelände der riesigen Tanklager.

„Mein Vater war Feuerwehrmann. Er war drei Tage nicht zu Hause und wir wussten eigentlich nicht, wo er war, was passiert ist, oder ob ihm etwas zugestoßen war, ist es gefährlich oder nicht gefährlich? Das war eigentlich das beklemmende Gefühl, das ich von damals mitgenommen habe“, erinnert sich Rudolf Streihammer.

„Die Feuerwehrleute sind mit Wasser besprüht worden, weil die Hitze so unerträglich war“, schildert Karl Hartmann die Situation. Zwei Teiche des Ortes wurden komplett geleert, dabei wurde auch noch eine alte Fliegerbombe freigelegt.

Der Wind hat den Rauch von der Stadt weg getrieben

Im Feuerwehrbericht von damals hieß es: "...Es war ein Segen für die Stadt, dass die Windrichtung Süd-Ost anhielt und die rußigen Rauchschwaden, welche den Himmel verfinsterten in das Feld und nicht in die Stadt getrieben wurden. Sonst hätten die Bewohner die Häuser verlassen und flüchten müssen, um nicht zu ersticken."

24 Stunden brannte der Tank. Und es gelang den 800 Feuerwehrmännern ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbartanks mit 4.000 Tonnen Erdöl zu verhindern. Zehn Feuerwehren der Region, sowie Mannschaften aus Tulln, Baden und der Wiener Berufsfeuerwehr waren drei Tage im Einsatz. Im Feuerwehrbericht heißt es am Ende in Kurrentschrift: „Brandursache unbekannt“.

Ausschnitt aus dem Feuerwehrprotokoll

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Zeitungsausschnitte 1951

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„Eigentlich hat es immer nur Vermutungen zur Brandursache gegeben. Es ist auch anzunehmen, dass die sowjetische Besatzungsmacht alle möglichen Berichte und Ergebnisse sicherlich nicht weitergeleitet hat. Zwei Arbeiter wurden damals einvernommen, einer davon habe sich dann nach Westösterreich abgesetzt, heißt es“, so Streihammer. Im sehenswerten Stadtmuseum von Zistersdorf ist die Brandkatastrophe von 1951 gut dokumentiert.