Stadt will Toilette um 100.000 Euro

In Wiener Neustadt gibt es derzeit lauten Protest gegen ein stilles Örtchen: Auf dem Hauptplatz soll eine öffentliche Toilette aufgestellt werden, die 100.000 Euro kosten soll. Eindeutig zu viel, sagen viele und befürchten zudem eine Verschandelung des Hauptplatzes.

Eine selbstreinigende, behindertengerechte und vandalismussichere WC-Anlage um 100.000 Euro ist der Stein des Anstoßes. Zu sehen ist die Toilette noch nicht, denn derzeit ist man noch in der Abstimmungsphase. Am Mittwoch soll der Beschluss zum Ankauf im Gemeinderat beschlossen werden.

Passantin: „Was bitte kostet da 100.000 Euro?“

Doch schon jetzt fragen sich viele, warum es eine Toilette um 100.000 Euro sein muss. „Ein Wahnsinn! Erstens haben sie eh kein Geld und zweitens: Was bitte kostet da 100.000 Euro?“, sagte Maria Ziegler aus Wiener Neustadt bei einem Lokalaugenschein in der Innenstadt.

„Eine Toilette mit einer Reinigungskraft würde wahrscheinlich weniger kosten. Keine Ahnung, wie sich die Summe zusammensetzt“, sagte Walter Rose.

„Instandhaltungskosten sind dafür gering“

Der Magistratsdirektor Gerhard Stickler gibt weitere Aufschlüsse. „Es ist eine selbstreinigende Anlage aus einem speziellen Material, daher sind die Anschaffungskosten relativ hoch, dafür sind die Instandhaltungskosten sehr gering.“

Momentan befindet sich die öffentliche WC-Anlage in einer Seitengasse auf der Hinterseite des Alten Rathauses. Für Auswärtige ist sie nur schwer zu finden. Aber nicht nur das. Die bestehende Anlage sei vor allem für Frauen etwas unsicher, viele würden sich dort bedroht fühlen. Zudem seien die derzeitigen Instandhaltungskosten pro Jahr sehr hoch, Vandalenakte hätten zusätzlich zu Kosten geführt. Daher habe die Stadt Überlegungen angestellt und einen neuen Standort gesucht, so Stickler.

Mariensäule

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Steht hier schon bald eine Toilette um 100.000 Euro?

Standortfrage: Letztes Wort noch nicht gesprochen

Dass dieser bei der Mariensäule sein könnte, sorgt für Aufregung. „Na und schon gar nicht dort bei der Mariensäule. Aber ich habe von einem Angebot gehört, dass der beim weißen Rössl ein Klo zur Verüfgung stellen würde? Das wäre doch herrlich, oder?“, sagt eine Passantin.

Bevor der Wiener Neustädter Hauptplatz in den 90er Jahren umgebaut wurde, hat es hier eine unterirdische WC-Anlage gegeben. „Ich habe mich damals so geärgert, dass wir eine öffentliche Toilette zuschütten, wo man sie dringend braucht, vor allem in der Nacht. Seitdem wird unter den Arkaden ja immer alles vollgepinkelt, und jetzt will man um 100.000 Euro eine neue Toilette bauen. Das ist ja ungeheuerlich“, sagt etwa Josef Pasteiner.

Wo genau die umstrittene Toilette aufgestellt wird, ist allerdings noch nicht fix. Die Stadt will gemeinsam mit Unternehmern und dem Fremdenverkehrsverein einen geeigneten Standort am Hauptplatz suchen. Die Sache mit dem neuen stillen Örtchen ist also noch lange nicht ausgesessen.