Cissy Kraner 94-jährig verstorben

Die bekannte Chansonette, Schauspielerin und Kabarettistin Cissy Kraner ist am Mittwoch in einem Badener Künstlerheim gestorben. Das gab Lotte Tobisch-Labotyn, die Präsidentin von Künstler helfen Künstlern, am Freitag bekannt. Mit Liedern wie „Der Nowak“ wurde Kraner berühmt.

Die Witwe von Hugo Wiener, die mit Liedern wie „Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ und „Der Nowak“ zur Legende geworden war, hatte die letzten neun Jahre im Hilde-Wagener-Künstlerheim in Baden gelebt und am 13. Jänner ihren 94. Geburtstag gefeiert. Kraner sei „ruhig entschlafen“, hieß es in einem kurzen Statement.

Cissy Kraner ist eine jener Persönlichkeiten, mit denen ganze Generationen von Österreichern aufgewachsen sind - ohne dass die Chansonette und Kabarettistin je zur harmlosen Galionsfigur der Republik getaugt hätte. An der Seite Wieners sezierte Kraner mit schneidender Stimme die Volksseele und unterhielt im Kabarett Simpl die Zuschauerschaft. Aus der Öffentlichkeit hatte sich die nun mit 94 Jahren Verstorbene erst in den vergangenen Jahren zurückgezogen.

Cissy Kraner

ORF/ANDREAS FRIESS

Die letzten Lebensjahre verbrachte Kraner in Baden

Karriere begann im Kabarett Simpl

Nach einem klassischen Gesangsstudium und einigen Engagements als Soubrette wandte sich die Wienerin bald dem Kabarett zu und trat auf verschiedenen Kleinkunstbühnen auf. 1938 ging sie mit einer Revuebühne auf Gastspiele nach Bogota, wo sie Hugo Wiener kennenlernte. Sie begann, mit ihm aufzutreten, und nach ihrer Hochzeit 1943 eröffneten sie in Caracas gemeinsam eine kleine, gutgehende Exilantenbar, in der Kraner die Chansons ihres Mannes in fünf verschiedenen Sprachen vortrug.

Nach dem Krieg kamen die beiden 1948 nach Wien zurück, wo sofort Kraners Karriere im Ensemble des Kabarett Simpl begann, die bis 1965 dauerte. Nach 1965 wirkte sie in verschiedenen Radio-, Fernseh- und Bühnenproduktionen mit, gab mit ihrem Mann weiter Konzerte und trat im Würfel auf. 1971 bis 1974 war sie wieder im Simpl engagiert. Wiener starb 1993, danach wurde Kraner bei ihren Chansons von Herbert Prikopa begleitet.

TV-Hinweis: Die matinee sendet am 5. Februar ab 9.40 Uhr in ORF 2 „In memoriam Cissy Kraner: Blick zurück nach vorn“.

Nach Unfall wurde es ruhig um Kraner

Wirklich still wurde es um die prägnante Stimme der heimischen Kabarettszene erst nach einem Küchenunfall Mitte der 2000er. „Das war mein Schutzengel, der mir gesagt hat, jetzt sollst du aufhören“, hatte Kraner zu ihrem 90. Geburtstag der APA gesagt. Danach widmete sich Kraner verstärkt ihrem privaten Umfeld und pendelte zwischen dem Künstlerheim in Baden, wo sie seit neun Jahren lebte, dem Kloster-Kurhotel in Marienkron und ihrer alten Wiener Wohnung.