Kinder beim Therapeuten: Kein Tabu mehr

Immer mehr Kinder gehen zum Psychotherapeuten. Beim Hilfswerk verdoppelte sich die Zahl der Kinder auf den Wartelisten. Die Kinder sind mit der schnelllebigen Zeit oft überfordert. Und: Es steigt die Bereitschaft, Hilfe zu suchen.

"Man geht dorthin, damit man andere Standpunkte bekommt. Das Leben soll leichter werden und man soll über Hürden kommen, die man sonst nicht schafft. Es erleichtert das Familienleben, weil man nicht alleine mit seinen Problemen ist.“ Viele Eltern wollen nicht darüber sprechen, dass sie ihre Kinder zum Therapeuten schicken. Trotzdem ist es kein Tabu mehr, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Psychotherapeuten und Psychologen sind sich einig darin, dass der Anteil an Kindern und Jugendlichen unter ihren Patienten stetig steigt - mehr dazu in Immer mehr depressive Kinder. Sie kommen mit Depressionen, Angststörungen oder auffälligem Sozialverhalten. „Ich stelle fest, dass seelisches Leid anders wahrgenommen wird. Gleichzeitig sind die Veränderungen in unserer schnelllebigen Zeit eine Herausforderung an die Kinder“, sagt Elisabeth Kaas, Psychotherapeutin beim Hilfswerk.

Mädchen umarmt Teddybär

ORF

Immer mehr Kinder brauchen Therapie

„Eltern fordern Behandlung ein“

Zwar besteht immer noch eine Hemmschwelle, der Besuch eines Psychotherapeuten ist aber nicht mehr so ein Tabu wie früher, das Schamgefühl ist geringer. „Es gibt einen Wandel in der Gesellschaft. Eltern fordern heute eine Behandlung aktiv ein“, sagt Christian Korbel von der NÖ Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung. „Früher hatten die Kinder auch ihre Ängste und Befürchtungen. Da wurde das aber nicht so wahrgenommen“, ergänzt Kaas.

In Schulen und Kindergärten wird bei Verhaltensauffälligkeiten heute eher hingeschaut. „Zu einem großen Teil wurden viele Kinder früher nicht behandelt. Man musste viel auffälliger sein, um überhaupt in eine Diagnostik oder Behandlung zu kommen“, sagt Korbel.

Zwar stellt die Finanzierung der Psychotherapie immer noch eine Hürde da. Seit 2003 gibt es aber in Niederösterreich Psychotherapie auf Krankenschein. Pro Jahr wird ein bestimmtes Stundenkontingent von der Krankenkasse finanziert. Eine wichtige Entwicklung, auch wenn die Leistungen nach Ansicht der Therapeuten weiter ausgebaut werden müssten, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.

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