Ulrich Seidl wegen Blasphemie angezeigt

Ulrich Seidls in Venedig uraufgeführter Film „Paradies: Glaube“ sorgt in ultrakonservativen Kreisen in Italien für Empörung. Eine Anti-Abtreibungs-Organisation zeigte Seidl an, wegen einer Szene, in der die Protagonistin vor einem Kruzifix masturbiert.

Den Strafbestand gibt es im Film gleich doppelt, sagt der Anwalt Pietro Guerini, der Anzeige erstattet hatte, dem ORF-Radio am Telefon: „Katholiken und Christen und ihr zentrales Symbol, das Kruzifix, werden beleidigt.“

Im Strafgesetzbuch gebe es zwei Paragraphen. „Ich werde alles tun, damit sie respektiert werden.“ Der Anwalt ist Gründer einer 10.000 Mitglieder zählenden, erzkatholischen Organisation, die sich vor allem gegen die Schwangerschaftsunterbrechung einsetzt. Neben dem Regisseur wurden auch die Schauspielerin Maria Hofstätter, die Filmproduzenten sowie die Leiter des Filmfestivals von Venedig angezeigt.

Szene aus Paradies: Glaube, Frau steht vor Kruzifix

APA/Coproduction Office

Szene aus „Paradies: Glaube“

Geldstrafe von 10.000 Euro droht

Guerini will zur Entschädigung aller Gläubigen eine rechtskräftige Verurteilung erreichen. Sollte ein Richter dem Anwalt Recht geben, droht den Angezeigten eine Geldstrafe bis zu 10.000 Euro.

„Meiner Ansicht nach würde er sogar eine Haftstrafe verdienen, weil er mit seinen blasphemischen Szenen nicht nur die katholische Religion, sondern auch diejenige beleidigt, die Katholiken sind. Laut italienischem Recht wird es jedoch lediglich zu einer Geldstrafe kommen. Uns geht es aber nicht so sehr um die Strafe, sondern um die Verurteilung“, sagte Guerini.

„Grenze der Toleranz überschritten“

„Im Gegensatz zu den Moslems reagieren wir Katholiken nie, wenn unsere Religion beleidigt wird, doch diesmal ist die Grenze der Toleranz überschritten worden. Italien und Österreich sind Länder mit katholischer Tradition, die verteidigt werden muss“, sagte der aus der lombardischen Stadt Bergamo stammende Rechtsanwalt.

„Es ist mir bewusst, dass mit der Anzeige das Interesse um Seidls Film noch mehr steigen wird. Ich hoffe jedoch, dass meine Initiative andere abhalten wird, die katholische Religion zu beleidigen“, so der Rechtsanwalt. Blasphemie-Paragrafen gibt es nicht nur im katholischen Italien. In Österreich sind Strafen von bis zu sechs Monaten möglich.

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