Arsen-Morde: Verdächtige zurechnungsfähig

Im Fall der möglichen Arsen-Morde ist ein Gutachter zu dem Schluss gekommen, dass die verdächtige Bogumila W. zurechnungsfähig ist. Die Staatsanwaltschaft bestätigte einen „Kurier“-Bericht. Die Mordanklage soll Ende Oktober fertig sein.

Die Staatsanwaltschaft Krems verdächtigt die Frau, zwei Pensionisten aus Wien und NÖ mit Arsen vergiftet zu haben. In beiden Leichen wurden Rückstände von Arsen gefunden - mehr dazu in Arsen: Gutachten belasten Pflegerin. Jetzt ist das Ergebnis des letzten Gutachtens da. Die 51-Jährige ist demnach zurechnungsfähig und schuldfähig. „Das Gutachten war eine Vorsichtsmaßnahme. Wir hatten aber nicht daran gezweifelt, dass es das Verfahren geben wird“, sagt Franz Hütter von der Staatsanwaltschaft Krems.

Sie streitet alle Vorwürfe ab, sagt ihr Anwalt Timo Gerersdorfer. Gestern am Abend habe er noch mit seiner Mandatin gesprochen. Sie sei depressiv, selbstmordgefährdet und in medizinischer Behandlung. Das habe auch der Gutachter festgestellt.

Mordanklage Ende Oktober fertig

Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf letzte Ermittlungsergebnisse aus Polen, der Heimat der Verdächtigen. Außerdem soll ein 80-jähriger Wiener, den sie zuletzt gepflegt hat, kontradiktorisch einvernommen werden. In seinem Blut sollen keine erhöhten Arsenwerte gefunden worden sein. Die Anklage gegen die Frau soll Ende Oktober fertig sein, nach derzeitigem Stand wegen Mordes.

Ein spannender Prozess steht bevor, der Anwalt von Bogumila W. spricht von einem „reinen Indizienprozess“. Es seien noch viele Fragen offen, etwa woher die Verdächtige das schwer erhältliche Arsen haben könnte. Auch dem Sohn der Frau droht eine Anklage, er habe von den Taten nichts gewusst, soll seiner Mutter aber geholfen haben, das Vermögen der Opfer beiseite zu schaffen.

Der Fall wäre fast keiner geworden, wäre Karin Ojukwu, die Tochter eines der Opfer, nicht misstrauisch gewesen und hätte das Team von „Ein Fall für Resetarits“ nicht darüber berichtet. Denn erst dadurch kam alles ins Rollen - mehr dazu in Arsen-Morde: Wie alles ins Rollen kam.

Vergiftung zunächst nicht erkannt

Die beiden Männer starben im Oktober 2010 und im Februar 2011 in Krankenhäusern in Wien und Krems. Die Ende März festgenommene Polin (51) steht im Verdacht, sie getötet zu haben, um an ihre Vermögenswerte zu gelangen. Die Leichen wurden Anfang April exhumiert. Die toxikologische Untersuchung ergab als Todesursache Arsen. Laut Gutachten des Sachverständigen Christian Reiter erfolgte die Zufuhr des Gifts, das in den Nägeln und Organen der im Oktober 2010 und Februar 2011 Verstorbenen nachgewiesen wurde, jeweils über einen Zeitraum von mehreren Monaten.

Trotz sofortiger Obduktion des Niederösterreichers war die Vergiftung zuerst nicht erkannt worden. Der Mann war im Zuge der ärztlichen Behandlung kurz vor seinem Tod einer Blutwäsche unterzogen worden. Die Giftstoffe sollen dabei ausgeschwemmt worden sein und erst nach der Exhumierung wurde das Arsen in den Fingernägeln nachgewiesen, was schließlich die Basis für die Mordanklage lieferte - mehr dazu in Blutwäsche stoppte Ermittlungen.

Link: