Keine Pflegekinder für Homosexuelle

Bund und Länder einigten sich auf ein neues Kinder- und Jugendhilfegesetz, manche Grundsätzlichkeiten werden in den Ländern nicht gleich gehandhabt. In Wien können homosexuelle Paare ein Pflegekind bekommen, in Niederösterreich nicht.

Andrea Kandioler-Kiml besuchte für die ORF-Sendung „ZiB2“ ein lesbisches Paar in der Nähe von Guntramsdorf (Bezirk Mödling). Zu einem perfekten Zuhause fehlt Barbara Huber und ihrer Partnerin nur eines: ein Kind. Sie wollten eines in Pflege nehmen, doch das Land Niederösterreich verwehrt ihnen den Wunsch.

Paar will nicht mit Lüge um ein Pflegekind ansuchen

Ein lesbisches Paar kann nicht um ein Pflegekind ansuchen, heißt es aus Niederösterreich. Wenn, dann vielleicht durch´s Hintertürchen, wird ihnen empfohlen, erzählt Barbara Hubers Parterin, die anonym bleiben will: „Es ist uns schon gesagt worden, es gebe die Möglichkeit, als Einzelperson einen Antrag zu stellen. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass dem stattgegeben wird, aber man kann das machen, was uns ja schon einmal verwehrt worden ist. Dann gab es noch die Möglichkeit, sich in Wien mit einem Hauptwohnsitz zu melden, die Pflegestellenbewilligung dort zu erwerben und dann wieder nach Niederösterreich zu ziehen.“

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Doch mit einer Lüge wollten die beiden keine Elternschaft starten. Nach Wien zu ziehen ist auch keine Option, denn in der Nähe von Guntramsdorf haben die beiden einen Bauernhof. Außerdem sind sie in Niederösterreich berufstätig, und zwar als Kinderkrankenschwester und Jugendsozialpädagogin.

„Es geht um das Wohl des Kindes“, heißt es in NÖ

Bei der Jugendwohlfahrt Niederösterreich will man sich nicht äußern, das Thema sei nicht von allgemeinem öffentlichem Interesse. Man wolle nicht Erwachsenen Kinderwünsche erfüllen, sondern es gehe um das Wohl des Kindes, dem man Mutter und Vater bieten sollte.

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“Wir reden hier von Pflegekindern, Pflegekinder haben ja Eltern, die kommen ja nicht mit dem Storch, die haben ja Mama und Papa", sagt Barbara Hubers Partnerin. “Und es gibt auch in unserem Leben Männer, auch wenn es keine Partnerschaft ist, so gibt es auch in unserem Umfeld männliche Wesen“, ergänzt Barbara Huber.

„Sexuelle Ausrichtung nachrangig“, heißt es in Wien

In der Bundeshauptstadt gelten andere Regeln. Seit mehr als 15 Jahren können Homosexuelle in Wien Pflegekinder bekommen. „Für uns ist die sexuelle Ausrichtung nachrangig. Für uns ist wichtig, wie lebt jemand mit Kindern, welche Beziehungsqualität kann er einem Kind anbieten, wie offen ist jemand, auch die leibliche Familie zu integrieren und die Geschichte des Kindes mitzutragen. Das ist viel, viel wichtiger als die sexuelle Ausrichtung“, erklärt Herta Staffa von der Jugendwohlfahrt Wien.

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Paar will vor Gerichtshof für Menschenrechte gehen

Von wegen einheitliche Regelungen: Aus dem Familienministerium heißt es dazu, die genaue Gestaltung obliegt eben den Ländern, daran ändert auch der neue Gesetzesentwurf nichts.

Die beiden Hobbybäuerinnen wollen kämpfen. Der Verfassungsgerichtshof lehnte vergangene Woche die Behandlung ihrer Beschwerde ab, der Verwaltungsgerichtshof ist am Zug. Wenn nötig, gehen die beiden Frauen bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.