Partystimmung in der blau-gelben Arena

Der Spitzenkandidat der ÖVP, Erwin Pröll, ist auf Wahlkampftour im Waldviertel. Das bedeutet Spatenstiche, Händeschütteln und Partystimmung in der Sporthalle von Waidhofen an der Thaya und einen Motivationsschub für seine Funktionäre. Noe.ORF.at begleitete ihn.

„Steht auf für unser Niederösterreich.“ Die Melodie ist von „Go West“ der Pet Shop Boys geborgt, einem Fußballstadionklassiker aus den 1990er Jahren. Der Moderator Andy Marek, bekannt als Rapid-Stimme, singt vor, 1.500 Pröll-Fans, die großteils mit Bussen in die Waidhofener Thayatal-Halle gebracht wurden, singen nach, die blau-gelben Schals in der Höhe. Eine ganz normale Wahlkampfveranstaltung des „Team Pröll“, denn das „ÖVP“-Logo sucht man hier vergeblich.

Es gehe um die Zukunft des Landes, um Stimmung, um Emotionen, betont Marek mehrmals. Sieben solche Veranstaltungen finden vor der Wahl im ganzen Land statt, dazu noch der Auftakt und der Abschluss des Wahlkampfes. Alles ist auf den Spitzenkandidaten zugeschnitten, Pröll ist der einzige Redner, davor werden noch kurze Imagevideos über den Landeshauptmann gezeigt, es wird erklärt, wie die „Direktwahl“ funktioniert - ein bisschen amerikanische Wahlkampfinszenierung in Waidhofen an der Thaya.

Marek macht den Pröll

ORF/Unger

Andy Marek zeigt vor, wie jeder zum Pröll werden kann

Gegendemonstration vor der Halle

Draußen händigen einige Flugblätter für die Wiederbelebung der Thayatalbahn aus. Die Gewerkschaft verteilt Zettel und informiert über die aus ihrer Sicht ungerechtfertigte Kündigung einer Gemeindemitarbeiterin in der ÖVP-Gemeinde. Die Pröll-Wahlhelfer stellen kurzerhand eine Mülltonne auf. „Dort die Zettel hinein, dann ist die Stimme gültig.“ Und sie basteln schnell „Danke Erwin“-Schilder.

„Wir brauchen in diesen harten Zeiten Führungsqualität“, sagt ein Zuhörer drinnen, „Erwin Pröll hat sie nach wie vor.“ Landeshauptmann-Kult, kritische Stimmen wird man im Saal nicht hören. Dann zieht Pröll in den Saal ein wie ein Boxer in den Ring. Er schüttelt Hände, tätschelt Kinder und winkt in die Menge. Das Publikum ist aus drei Bezirken nach Waidhofen an der Thaya gekommen. „Ein bisschen gehen mir die Inhalte im Wahlkampf ab“, lässt ein Zuschauer wissen, „auf allen Seiten.“ Pröll liefert dann die Stichworte, die die Menge hier hören will. Aus dem Waldviertel sei eine „Zuwanderungsregion“ geworden, er stemme sich gegen die bauernfeindliche „linke Enteignungspolitik“, und man leiste sich, den Pflegeregress abgeschafft zu haben.

Jubelnde Menge mit blau-gelben Schals

ORF/Unger

„Ein lustiger Abend soll es werden“, sagt eine Zuhörerin gegenüber noe.ORF.at. Die Lacher sind am lautesten, wenn Pröll den Lieblingsgegner Frank Stronach ins Visier nimmt. „Der glaubt, Niederösterreich hat 50 Gemeinden“, schmettert er vom Rednerpult. „Am 4. März steigt er in seinen Jet und fliegt nach Kanada. Dann ist wieder ‚kana da‘.“ Das zieht beim Publikum. Doch ist das überhaupt ein Duell? Pröll steuert auf die absolute Mehrheit zu, Stronach dürfte laut Umfragen unter zehn Prozent bleiben. „Auch eine kleine Laus beißt“, sagt ein Herr mittleren Alters. Er ist wie so viele hier ÖVP-Gemeindefunktionär.

„Bitte seid’s freundlich“

Pröll schwört sie darauf ein, in den letzten Tagen vor der Wahl die „Menschen draußen“ noch zu überzeugen. „Es darf kein Haus, kein Wirtshaus in diesem Land geben, wo wir nicht waren“, sagt Pröll. „Und, bitte seid’s freundlich, niemand wählt jemanden, der böse schaut.“ Stronach hat der ÖVP geholfen, die Basis zu mobilisieren, es fehlt nur noch ein Ziel. Auch das liefert Pröll. „Wir brauchen Klarheit, um unseren Weg unbeirrt fortsetzen zu können.“ Dann noch einmal die Wahlhymne, bevor es Würstel und „Echt Pröll“-Bücher für alle gibt.

Für Erwin Pröll ist die Veranstaltung um 19.00 Uhr noch nicht das Ende eines langen Tages. Ein Termin wartet noch, die „Initiative Erwin Pröll“ hat Sympathisanten in das Sonnentor-Reich in Sprögnitz bei Zwettl geladen. Künstler wie Erni Mangold oder Roland Neuwirth sind gekommen, Wirtschaftstreibende aus der Region. Sanfte Jazzklänge und Tee werden serviert. Pröll ist jetzt entspannter, kennt hier fast jeden persönlich. Er scherzt, plaudert mit den „guten Freunden“ und freut sich darüber, was im Waldviertel in den letzten Jahren entstanden sei.

Pröll verweist auf den Spatenstich der Umfahrung Zwettl, den er zu Mittag vorgenommen hatte, in einem Zelt am Hauptplatz, wohl nicht zufällig kurz vor Wahl. Auch zu diesem Anlass waren 1.000 Menschen gekommen. Dazwischen gab es noch einen Besuch bei der Firma Baumann in Gmünd, um der krisengebeutelten Waldviertler Textilindustrie seine Unterstützung zuzusagen. Den Vorwurf der Opposition, auf das Waldviertel zu vergessen, weist er bei jeder Gelegenheit entschieden zurück. „Das Waldviertel ist unsere Herzensregion.“ Die Menschen, die er an diesem Tag traf, glauben ihm das.

Peter Unger, noe.ORF.at

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