Landeshauptmann-Strategie aufgegangen

Die Strategie der ÖVP, auf den Landeshauptmann-Bonus zu setzen, ist bei der Wahl aufgegangen, sagte Politologe Peter Filzmaier. Der kurze, aber intensive Wahlkampf war nicht wichtig: Die meisten Wähler hatten sich schon früh entschieden.

Die ÖVP konnte die absolute Mehrheit in allen Kategorien halten. Mit ein Grund dafür war die Strategie, auf den Landeshauptmann-Bonus zu setzen, so Filzmaier. „90 Prozent der ÖVP-Wähler haben gesagt, Erwin Pröll soll Landeshauptmann bleiben“, erklärte der Politologe die Motivationslage der Wählerinnen und Wähler. Ebenso bemerkenswert ist der mit 64 Prozent hohe Anteil von Stammwählern der ÖVP. Die ÖVP ist in Niederösterreich auch die Frauenpartei, ergänzt der Politikanalyst Peter Plaikner. 58 Prozent der Frauen wählten die ÖVP, nur 44 Prozent der Männer. Im Gegensatz dazu ist das Team Stronach (TS) die Partei der Männer. Bei den Männern erreichte das TS 14 Prozent der Stimmen.

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Stronach-Wähler wollten „frischen Wind“

Der sehr negativ geführte Wahlkampf von Frank Stronach gegen Pröll brachte der ÖVP laut Filzmaier keinen Nachteil. Vielmehr sei das besondere niederösterreichische Wahlrecht, in dem „Name vor Partei“ gilt, für das ÖVP-Ergebnis förderlich gewesen. Stronach-Wähler haben die Neo-Partei vor allem aus zwei Motiven heraus gewählt: 77 Prozent wollten „frischen Wind“ im Landtag, 66 Prozent gaben dem TS ihre Stimme, um die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen.

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Die meisten SPÖ-Wähler haben die Partei gewählt, weil sie sich am ehesten in ihren Interessen vertreten fühlen. Die SPÖ setzte auch auf klassische Themen der Sozialdemokratie wie die Arbeitsmarktpolitik. Der Spitzenkandidat konnte hingegen weniger überzeugen. Nur 44 Prozent der SPÖ-Wähler haben die Partei wegen Josef Leitner gewählt. Der Wahlkampf missglückte offenbar völlig. Die SPÖ schaffte es nicht, die Menschen zu erreichen. Nur 27 Prozent waren mit dem SPÖ-Wahlkampf zufrieden.

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Niederösterreicher sind frühentschlossene Wähler

Der kurze, aber doch intensive Wahlkampf hatte kaum Auswirkungen auf die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler. „Wenn man sich die Wechselwähler ansieht, hätte man sich den Wahlkampf gleich sparen können“, sagte Filzmaier. Er spricht von einem niederösterreichischen Phänomen mit einer extrem hohen Zahl von frühentschlossenen Wählern - egal, welche Partei letztlich gewählt wurde.

85 Prozent der Wähler hatten sich demnach schon länger für eine Partei entschieden. Der Sinn des Wahlkampfes war also, die eigenen Anhänger dazu zu motivieren, tatsächlich ihre Stimme abzugeben. Nur wenige hatten sich erst in den letzten Tagen oder Wochen entschieden: acht Prozent legten sich in den vergangenen zwei, drei Wochen fest, fünf Prozent trafen ihre Entscheidung erst in den letzten Tagen.

Niederösterreicher mit Land zufrieden

Der Korruptionsskandal hat sich auf die Stimmung der niederösterreichischen Bevölkerung kaum ausgewirkt. Filzmaier ortet in Niederösterreich letztlich ein „positives Bild“. Mehr als 50 Prozent sagen, dass sich in Niederösterreich nichts verändert habe. Schon bei der vergangenen Landtagswahl 2008 gab es ein relativ hohes Zufriedenheitsniveau mit der Situation des Landes. Nur 14 Prozent sagen, dass sich das Land negativ entwickelt habe.

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