Äbte warnen vor irrationalen Erwartungen

Niederösterreichs Äbte zeigen sich in vielen Hinsichten positiv überrascht über die Papstwahl. Sie warnen jedoch gleichzeitig vor irrationalen Erwartungen und davor, dem neuen Papst „alles umzuhängen“.

So wie Millionen Katholiken in aller Welt ist auch Georg Wilfinger, Abt des Stiftes Melk am Mittwochabend vor dem Fernseher gesessen. „Ich habe ‚NÖ heute‘ gesehen und miterlebt, wie unterbrochen wurde und der Rauch aufgestiegen ist. Ich war dann beim Auftritt des Papstes sehr froh über seine Offenheit“, sagt Wilfinger. Deshalb glaube er, ist dieser Mensch auch offen für alle Religionen. Erstmals hat sich ein Papst für den Namen Franziskus entschieden, erstmals kommt das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche aus Lateinamerika und erstmals ist es ein Jesuit - diese Faktoren sorgen für Überraschung und für viel Positives.

„Hl. Franziskus scheute Kontakte zu Moslems nicht“

Man wisse zwar noch nicht, auf welchen Heiligen Franz sich der Papstname beziehe, auf Franz von Assisi oder den in Asien tätigen Missionar Franz Xavier, in beiden Fällen sei die Namenswahl aber eine klare Botschaft, sagt Maximilian Fürnsinn, Probst des Stiftes Herzogenburg. „Der Name ist Programm in diesem Fall. Das heißt, dass er einer ist, der aus der Welt der Armen kommt“, so Fürnsinn. Er bringt auf den Punkt, was sich viele Gläubige denken. „Für mich ist diese Wahl eine Signalwahl, in der Hinsicht, dass die Kirche sich zur Weltkirche geöffnet hat.“

Auch Columban Luser, Abt des Stiftes Göttweig spricht von einem „deutlichen Zeichen“, er hebt vor allem auch die Namenswahl Franziskus positiv hervor. „Der Name signalisiert schon einmal einfacher Lebensstil, signalisiert - wir als Kirche wollen auf der Seite der Armen stehen - das ist typisch für einen Südamerikaner.“

Der noch amtierende Abt des Stifts Seitenstetten, Bertold Heigl ergänzt, dass gerade Franziskus ein Mensch war, der die Kirche von innen erneuert habe und das in einer sehr schwierigen Zeit. Franziskus habe zudem auch Kontakte in Richtung Moslems nicht gescheut.

„Es ist etwas, das Übermenschliches verlangt“

Von einem Neubeginn spricht der Abt des Stifts Zwettl, Wolfgang Wiedermann. Er wünscht dem neuen Papst vor allem eines - viel Kraft um Probleme anzugehen. „Für einen allein, all diese Fragen und Probleme zu bewältigen, ist eigentlich etwas das Übermenschliches verlangt. Und ich glaube, er wird versuchen mit dem Kardinalskollegium, mit dem Bischofskollegium, Wege zu suchen und zu finden und zumindest in einigen Bereichen Lösungen herbeizuholen.“ Vor „irrationalen“ Erwartungen warnt auch Columban Luser. „Die Erwartungen sind groß, wobei ich davor warnen möchte, diesem Papst alles umzuhängen.“

Papst

APA/ALESSANDRO DI MEO

Bescheidenheit „merkt man an Brustkreuz“

Über Erwartungen spricht auch Maximilian Heim, Abt des Stiftes Heiligenkreuz: „Ich glaube, dass dass es wirklich ein Papst ist, der gut weiß, wie man mit großen Verwaltungseinheiten umgeht und dass er vor allem trotzdem ein Mann sein wird, der die Option der Armen wieder ganz neu in den Mittelpunkt stellt. Schon in seinem persönlichen Verhalten ist er ja so bescheiden, das merkt man schon an seinem Brustkreuz, er hat ja ein ganz einfaches Kreuz.“

"Überrascht“ und zugleich „sehr beeindruckt“ von der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum neuen Papst Franziskus zeigte sich auch der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng. Papst zu sein sei eine der „größten Herausforderungen“, sagt er - mehr dazu in Küng „überrascht und beeindruckt“.

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