Schüller: Frage nach System Vatikan

Die Wahl des neuen Papstes bezeichnet der Gründer der Pfarrer-Initiative Helmut Schüller als Gewinn für die Weltkirche. Gespannt und abwartend gibt er sich, was die dialogischen Positionen des Papstes betrifft, vor allem auch wie mit dem System Vatikan umgegangen wird.

In Papst Franziskus werden auf der ganzen Welt große Hoffnungen gesetzt. Als erster Jesuit und erster Lateinamerikaner im Amt ist er von Anfang an als Neuerer punziert. Die Namenswahl mit Bezug auf Franz von Assisi tut ein Übriges dazu – mehr dazu in orf.at

Gleich nach der Bekanntgabe des neuen Papstes und dessen ersten Auftritt sei vor allem das soziale Engagement von Jorge Mario Bergoglio im Vordergrund gestanden, sagt Helmut Schüller. Jetzt gehe es aber darum abzuwarten, wie sich der neue Papst nun positioniert. Spannend ist laut Schüller, den Pfarrer von Probstdorf, vor allem wie Franziskus mit dem Thema Vatikansystem umgeht. „Wenn er das angeht, wartet sehr viel harte und gefährliche Arbeit auf ihn. Wenn er das lässt, dann wird die Weltkirche weiterhin von diesem System geleitet und dann gibt es möglicherweise auch noch einen Papst der möglicherweise sozial eindringlich predigt, aber es schon in der Verwirklichung hapert“, so Schüller.

Schüller: Wird System Vatikan „angegangen“?

Dass der neue Papst das System Vatikan angeht, sei auch eine der größten persönlichen Erwartungen Schüllers. „Alle Reformwünsche hängen ja letztlich auch daran, dass der vatikanische Apparat diesen Wünschen feindselig gegenüber steht.“ Schüller spricht von einem System, das in Machenschaften verstrickt sei, „die wir uns alle nicht wünschen“. Eine weitere Erwartung sei, so Schüller, dass Franziskus Bischöfe zur Zusammenarbeit einlädt. „Ich glaube eine kollegialere Führung verhindert die Gefahr, dass sich eine extreme Linie durchsetzen kann.“

Helmut Schüller ist wohl der bekannteste Priester der römisch-katholischen Kirche in Österreich: Helmut Schüller. Seit knapp zwei Jahren tritt er vor allem als Gründer und Sprecher der Pfarrer-Initiative in Erscheinung. Im November 2012 entzog ihm die Kirchenleitung in Rom den päpstlichen Ehrentitel „Monsignore“.

Auf den neuen Papst würden viele Aufgaben zukommen. „Wie stellt er sich den Fragen der modernen Gesellschaft?“, fragt Schüller. Das sei ein spannender Punkt. Schüller hält es auch für möglich, dass Franziskus eine neue Sprache finden wird müssen. „Eine, die den Glauben der Menschen wieder erreicht.“ Als wesentliche Herausforderung sieht Schüller auch den Dialog mit den Religionen. „Auch das Zusammenwirken der christlichen Kirchen muss ordentlich wieder angeschoben werden. Da haben wir unter dem Papst Benedikt jetzt sehr viele Jahre verloren. Also die Agenda ist groß.“

Hoffen auf „nachvollziehbare Debatten“

Was der neue Papst für die Pfarrer-Initiative bedeutet, dazu hält sich Schüller ebenfalls abwartend. „Ob unsere Anliegen eine neue Chance bekommen, werden wir sehen.“ Man erhoffe sich jedenfalls, dass nachvollziehbare Debatten geführt werden, wolle aber nichts vorweg nehmen und jetzt einmal abwarten. Feststeht für Schüller aber, dass derartige Reformbewegungen nicht mehr zurückzukurbeln seien. „Zu meinen, das ausschalten zu können, ist nicht mehr realistisch.“ Die Pfarrer-Initiative wolle jedenfalls jeden Anknüpfungspunkt nützen, „den wir entdecken“.

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