Viele Zugvögel überleben Kälte nicht

Tausende Zugvögel sind in den letzten Tagen in Niederösterreich verhungert, Experten sprechen von einem Massensterben. Der Grund dafür ist der anhaltende Winter: Die Tiere finden kein Futter und haben auch keine Kraftreserven mehr, um zu fliegen.

Damit haben auch die Ornithologen nicht gerechnet: Anhaltender Frost, geschlossene Schneedecke und starker Wind setzen den bereits geschwächten Zugvögeln mehr zu als angenommen. „Bislang haben wir die Situation von Drosseln, Finken und Rotkehlchen als einen normalen, immer wieder vorkommenden Zugstau eingeschätzt. Dabei ziehen Vögel nicht nach Norden weiter und verbleiben kurzzeitig in großen Trupps. Bei unerwarteter Kälte oder Schneefall, sitzen die Vögel diese meistens nur drei bis vier Tage anhaltende widrige Wetterlage einfach aus“, so Gerald Pfiffinger von BirdLife Österreich.

Zwei Vögel

Christoph Roland

Viele Singvögel sind bereits sehr geschwächt

Setzt nicht bald Tauwetter ein, bedeutet diese Strategie der Zugvögel für viele von ihnen aber den sicheren Tod. Die Mittel- und Kurzstreckenzieher wie etwa die Singdrossel sind bereits zu geschwächt, um wieder umzukehren. „Bei der fatalen Kombination von außergewöhnlich lang anhaltendem Frost, Schneefall und mangelndem Futter geht den Vögeln beim kräftezehrenden Zug die Energie aus“, sagt Pfiffinger.

Meise

dpa/Patrick Pleul

Unzählige tote Singdrosseln wurden bereits in der Steiermark und Niederösterreich gefunden: „In den betroffenen Regionen wurden viele geschwächte, aber auch bereits tote Vögel an den Straßenrändern gesichtet." Besonders betroffen sind Buchfinken, Rotkehlchen, Hausrotschwänze und Singdrosseln. Sie suchen vergeblich an den schneefreien Straßenrändern nach Nahrung und fallen dabei oft dem Verkehr zum Opfer“. Darüber hinaus gibt es aber auch zahlreiche Meldungen von toten Vögeln, die offensichtlich einfach verhungert sind.

Keine Insekten, keine Früchte, keine Regenwürmer

In dieser Form haben das auch Vogelkundler wie Hans-Martin Berg vom Naturhistorischen Museum Wien hierzulande noch nicht erlebt: „Drosselvögel sind offensichtlich besonders betroffen. Sie brauchen Insekten, die derzeit kaum verfügbar sind, oder Früchte und diese sind nach so einem langen Winter Mangelware. Auch der Boden ist schneebedeckt oder zu stark gefroren, um hier nach Regenwürmern suchen zu können“.

Amsel in Vogelhäuschen

dpa/Daniel Reinhardt

Bekannt sind wetterbedingte Verluste bei Schwalben und Kiebitzen. „Derartige Verluste bei Zugvögeln gibt es leider immer wieder im Frühjahr wie im Herbst, doch das derzeit auffällige Drosselsterben ist sicher ungewöhnlich“, weiß Berg.

Ein bescheidene Abhilfe bietet das eigene Futterhaus: „Ergänzend zum Körnerfutter kann man Rosinen oder Mehlwürmer anbieten, die werden gerne von den Weichfutterfressern angenommen“, empfiehlt Pfiffinger von BirdLife.

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