Arsen: „Mir geht es um die Gerechtigkeit“

Ohne sie wären die mutmaßlichen Arsen-Morde wohl nie zu einem Kriminalfall geworden. Karin Ojukwu, die Tochter eines der Opfer, schöpfte Verdacht und erstattete Anzeige. Warum sie glaubt, dass ihr Vater vergiftet wurde, erzählt sie noe.ORF.at.

Der Tod der beiden Männer - im Oktober 2010 in Wien und im Februar 2011 im Bezirk Krems - war zunächst kaum jemandem bedenklich erschienen. Dann allerdings schöpfte Karin Ojukwu Verdacht. Die Tochter eines der beiden möglichen Mordopfer erstattete Anzeige und wandte sich an die ORF-Sendung „Ein Fall für Resetarits“.

Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten: Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf, aus einem ursprünglichen Verdacht wurde tatsächlich ein Kriminalfall, der mit dem Prozess am Landesgericht Krems vorerst seinen Höhepunkt gefunden hat.

Landesgericht Krems

ORF

Karin Ojukwu, die Tochter eines der beiden möglichen Mordopfer

noe.ORF.at: Warum glauben Sie, dass Ihr Vater vergiftet wurde?

Karin Ojukwu: Weil der Notar mir gesagt hat, dass das Krankenhaus Anzeige erstattet hat – und das machen die ja nicht einfach zum Spaß heraus. Ich selber arbeite in einem Krankenhaus und da gibt es gewisse Standards, nach denen gehandelt wird.

noe.ORF.at: Sie haben also Verdacht geschöpft. Wie sind Sie dann weiter vorgegangen?

Ojukwu: Dann habe ich mir die Krankengeschichte ausheben lassen und habe das genau studiert. Da stand drinnen, dass mein Vater offene Stellen hatte. Und wenn ich mir denke, dass er eine Pflegerin hatte – wo war diese Frau dann? Wenn sie Pflegerin war, wie hat sie ihn dann gepflegt? Das war so widersprüchlich. Dann habe ich mir gedacht, ich muss dem nachgehen, weil das kann nicht sein.

noe.ORF.at: Sie fordern 60.000 Euro von der Angeklagten. Worum geht es Ihnen? Um das Geld oder um die Gerechtigkeit?

Ojukwu: Mir geht es um die Gerechtigkeit. Alle haben immer gesagt: Das Geld ist weg. Ich meine, wo soll es auch sonst sein, als in Polen, wenn sie (die Verdächtige, Anm.) eh in Polen verheiratet ist. Und woher soll sie es jetzt nehmen, wenn sie in Untersuchungshaft ist. Also ums Geld geht es nicht. Ich habe gar nicht von den 60.000 Euro gewusst, der Anwalt hat das gesagt. Das ist wahrscheinlich irgendeine Hausnummer, von der man auszugehen hat.

noe.ORF.at: Sie haben den ersten Prozesstag mitverfolgt. Welches Gefühl ist das, mit der mutmaßlichen Mörderin Ihres Vaters im selben Raum zu sitzen?

Ojukwu: Sie wirkt sehr ruhig und gefasst, ist aber sehr widersprüchlich. Es ist sehr langwierig durch die Übersetzungen, das hat sich schon dahingezogen. Die große Aufregung war aber damals, als ich das Ganze herausfinden musste beziehungsweise wollte: die ganzen Beweise sammeln, dass überhaupt ein Prozess zustande kommt. Jetzt hat sich das bei mir schon ein bisschen gelegt.

Meine Tochter aber, die mittlerweile auch schon erwachsen ist, hat das Ganze nicht so gepackt. Sie hat dann gegen Ende den Saal verlassen, weil sonst glaube ich wäre sie explodiert. Mich hat das Ganze sehr beschäftigt und meine Tochter beschäftigt das jetzt sehr. Sie hat jetzt ziemlich zu knabbern.

Das Gespräch führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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