Goldschmied-Gewerbe stirbt aus

In Niederösterreich gibt es 48 Gold- und Silberwerkstätten, aber nur einen einzigen Lehrling. Die meisten Unternehmen sind Einmannbetriebe und können es sich nicht leisten, Nachwuchs auszubilden.

Der Blick ist fokussiert, die Hand arbeitet millimetergenau: Rebecca Pfrommer ist der einzige Lehrling in Niederösterreich, der derzeit das Handwerk des Silberschmieds erlernt. Der Beruf erfordert viel Fingerspitzengefühl, Geduld, Kreativität und ein hohes Maß an Genauigkeit.

„Ich fühle mich besonders. Ich war schon immer an handwerklichen Berufen interessiert. Ich habe lange nach einem Handwerk gesucht, das so interessant ist wie das Schmieden von Silber, dann ging es sehr rasch“, sagt Pfrommer. Ihr Arbeitgeber kann sich die Ausbildung leisten, weil er handgefertigte Silberwaren in die ganze Welt liefert.

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Rebecca Pfrommer wird Silberschmiedin

Rebecca Pfrommer ist eine Ausnahme, der Beruf des Gold- und Silberschmiedes ist vom Aussterben bedroht, obwohl er zu den ältesten Metallhandwerken zählt. In den nächsten Jahren dürfte die Zahl der Betriebe in Niederösterreich aber massiv zurückgehen. „Der Hintergrund ist auch ein finanzieller. In Asien sind die Arbeitslöhne wesentlich günstiger. Wenn bei uns eigenhändig Schmuck erzeugt wird, ist das wesentlich teurer“, sagt der Innungsmeister Johann Figl.

„Betriebe stellen fast niemanden mehr ein“

In den Werkstätten wird daher nur noch wenig eigenhändig produziert. Man lebt hauptsächlich vom Reparaturgeschäft und dem Verkauf von Markenschmuck, der in Billiglohnländern produziert wird. „Vor 20 Jahren war das Handwerk noch sehr blühend. Bei uns in der Fachschule hatten wir noch zwei parallele Klassen. Wir hatten 40 Lehrlinge pro Klasse“, sagt Wolfgang Stasny, Goldschmied in Korneuburg.

Mittlerweile hat sich das geändert. Heute können es sich die wenigsten Betriebe noch leisten, Lehrlinge auszubilden: „Es gibt in Österreich noch drei Fachschulen. Das Problem ist, nachher einen Job zu finden. Die Betriebe stellen fast niemanden mehr ein“, erklärt Stasny.