Emmersdorf: Eine Geisterstadt im Wasser

„Emmersdorf bei Melk an der Donau gleicht einer Geisterstadt“, schreibt die APA. Seit die Flut gekommen ist, steht den Bewohnern im Zentrum das Wasser bis zum ersten Stock. Ein Weiterkommen ist nur noch über fünf Zillen der Feuerwehr möglich.

Die meisten Emmersdorfer haben ihre Häuser verlassen, andere hoffen noch: „Wir bleiben, solange es geht“, sagt eine Frau der APA-Journalistin Dominique Wittmann bei einem Lokalaugenschein. Auch in Aggsbach-Markt an der B3 hat die Flut das Land übernommen.

Man akzeptiert das Hochwasser mit Fassung

Längst ist die Fahrt mit dem Auto nicht mehr möglich. Zu Fuß kann man in Emmersdorf gerade bis zur Rote-Kreuz-Straße gehen, danach heißt es Umsteigen auf eine Zille, wenn man Anrainer des halb überfluteten Zentrums ist. „Es stimmt nachdenklich, dass die Hochwasser an Häufigkeit zunehmen“, sagt eine junge Mutter. Sie sei zwar nicht direkt betroffen, habe aber einigen Bekannten beim Ausräumen geholfen. „Für die ist es schlimm, immer wieder von vorne beginnen zu müssen.“

Trotzdem nehmen die Emmersdorfer ihr Unglück mit Fassung, man sei Hochwasser gewöhnt, heißt es generell. Die Feuerwehr zeigt sich auch geübt, was die Fahrtechnik der Zille betrifft. Würde man nicht mit eigenen Augen sehen, was für eine Katastrophe herrscht, könnte man fast meinen, mit einem „Gondoliere“ unterwegs zu sein.

Weiterkommen nur mit Zille möglich

„Eines ist jedoch deutlich anders: Diese komplette Stille, die verlassenen Häuser und der noch immer andauernde Regen. Und so zieht die Zille vorbei am bis zum ersten Stock versunkenen Gemeindeamt. Auf der anderen Seite das Schild einer Bäckerei, die sich bereits größtenteils im Wasser befindet“, schreibt Dominique Wittmann. Vis-a-vis ragen die Großbuchstaben einer Bank an einem Zwischendach heraus. Nur wenig später führt der Wasserweg an zwei Hotels vorbei.

Zille in Emmersdorf

Patrik Lechner/einsatzdoku.at

Das Zentrum von Emmersdorf liegt Montagnachmittag etwa 1,58 Meter im Wasser, man befürchte aber noch einen weiteren Anstieg, sagt ein Feuerwehrmann. Während der Fahrt durch das Nasse schwimmen immer wieder Gebrauchsgegenstände vorbei: ein Bleistift, eine Glühbirne und auch ein Mistkübel.

Auch Aggsbach wurde vom Hochwasser heimgesucht

Nur wenige Kilometer weit entfernt liegt die Gemeinde Aggsbach-Markt (Bezirk Krems). Der Kinderspielplatz an der Donau ist kaum mehr als solcher zu erkennen, würde nicht noch die Dachspitze einer Kletterburg herausragen. Die daneben liegende Jausenstation ist ebenfalls bereits überflutet. An der B3, die unmittelbar angrenzt, steht eine Schlange an Motorbooten und kleineren Jachten, die zur Sicherheit auf die Fahrbahn gestellt worden sind. Das Ortszentrum wurde von der Flut heimgesucht: Das Gemeindeamt und ein Gasthaus sind überflutet.

Haus in Emmersdorf

APA/Helmut Fohringer

Das Wasser steigt weiter. Ein paar Meter entfernt steht ein neu gebautes gelbes Haus noch im Trockenen. Der Besitzer, ein Feuerwehrmann, bangt, ob die Abdichtungen halten: „Im Keller ist noch nichts, den habe ich extra wasserdicht gebaut. Aber es wird heute wieder eine schlaflose Nacht werden.“ Den Mut will er aber dennoch nicht verlieren. Man könne jetzt einfach nur Abwarten, sagt er.

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