Hochwasser: Jungtiere gefährdet

Seit Tagen sind Dutzende Rehe auf einer Rettungsinsel bei Tulln gefangen. Nach dem Hochwasser seien besonders die Jungtiere gefährdet. Experten erwarten in Niederösterreich enorme Ausfälle am Wildbestand.

Dutzende Rehe, Schulter an Schulter auf einem Rettungshügel bei Tulln gefangen, umgeben vom Hochwasser: Auch für Wildtiere sind die Überflutungen der vergangenen Tage eine große Bedrohung - mehr dazu in Donau-Auen überflutet: Wildtiere in Gefahr. „Besonders gefährdet sind Jungtiere wie beispielsweise auch Rehkitze“, sagte Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien.

Biber ertrinken in überfluteten Bauten

Dazu kommen auch kleinere Nagetiere und bodenbrütende Vögel. Arten wie der Biber würden gut mit dem Hochwasser zurechtkommen, „nicht allerdings die Jungtiere in den Bauten. Werden die geflutet, ertrinken sie.“ „Im Prinzip können alle Wildtiere schwimmen, die Frage ist nur, wie lange? Sie sind nun einmal nicht dafür ausgerüstet“, sagte der Experte. Hasen können sich beispielsweise „eine Weile über Wasser halten, aber irgendwann saugt sich das Fell voll, sie entkräften und ertrinken“.

Rotwild auf einer Insel von Wasser umgeben

APA / LFV / Richard Feischl

Rotwild auf dem Rettungshügel von den Wassermassen eingeschlossen

Nicht nur auf die Rettungshügel - die Tiere würden sich bei Hochwasser generell auf erhöhte Punkte zurückziehen, etwa auf Dammkronen. Daher ist es wichtig, dass ihnen „von den Menschen die Ruhe gegeben wird, die sie brauchen“. Wildtiere dürfen nicht gestört werden, man müsse ihnen „Rückzugsmöglichkeiten bieten“. Ansonsten „weichen sie zurück ins Wasser und ertrinken“, warnte der Forscher.

Tiere seit Tagen auf Rettungshügel

In Niederösterreich mussten schon viele Tiere von den Wassermassen gerettet werden. „Bisher haben wir 156 Tierrettungen dokumentiert“, sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos NÖ, Franz Resperger. Nicht alle Bergungen würden jedoch aufgezeichnet werden, „wir gehen von Hunderten geretteten Tieren aus“, so Resperger.

Die Rehe bei Tulln wurden bereits am Mittwoch bei einem „Erkundungsflug mit dem Polizeihubschrauber, bei dem auch Stabsmitglieder der Feuerwehr an Bord waren“, entdeckt, so Resperger. Die Tiere hatten sich auf einen für solche Zwecke extra aufgeschütteten Rettungshügel, wie es sie überall entlang der Donauauen gibt, gerettet. Auch am Freitag befand sich das Rotwild noch auf der kleinen Insel, das Wasser rundherum war am Sinken. „Wir gehen davon aus, dass die Rehe garantiert überleben werden“, war Resperger überzeugt.

Enorme Ausfälle am Wildbestand erwartet

Eine Schätzung, wie viele Tiere in den Fluten umgekommen sind, sei nicht möglich. Beim Landesjagdverband Niederösterreich erwartet man aber enorme Ausfälle am Wildbestand. „Vor allem Jungtiere werden umgekommen sein“, sagte der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Peter Lebersorger. Das Wild habe instinktiv die hohen Stellen in den Donau-Auen gefunden, betonte Lebersorger.

Viele Alttiere hätten dabei überlebt. Jetzt gelte es, ihnen „Ruhe zu lassen. Der Mensch sollte die Au meiden, damit sich die Natur wieder einrichten kann“, so Lebersorger. Er sprach sich für ein generelles Betretungsverbot der Auen aus, ausgenommen sind Einsatzkräfte.

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