Julia Kührer: Chronologie des Falles

Im Juni 2006 kommt die 16-jährige Julia Kührer von der Schule nicht mehr nach Hause. Fünf Jahre später werden ihre Skelettteile gefunden, der Tatverdächtige wird im Dezember 2012 neuerlich festgenommen. Eine Chronologie der Ereignisse.

27. Juni 2006: Die 16-jährige Julia Kührer aus Pulkau (Bezirk Hollabrunn) kommt von der Schule nicht mehr nach Hause.

November 2006: Trotz intensiver Suche bleibt die Jugendliche verschwunden. Ein Ermittlungsteam des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA NÖ) bearbeitet den Fall.

Jänner/Februar 2010: Das Bundeskriminalamt (BK) rollt den Fall neu auf.

Chronologie zum Fall Kührer

APA/Margret Schmitt

März 2010: Neuerlich wendet sich die Polizei an die Öffentlichkeit. Mehr als 150 Hinweise gehen ein. Ein Jugendlicher liefert Hinweise zu drei Personen, mit denen Kührer zuletzt gesehen worden sein soll.

10. Mai 2010: Die drei Jugendlichen werden festgenommen. Sie sollen, so die Polizei, bewusst Informationen zurückgehalten haben.

12. Mai 2010: Alle drei Festgenommenen werden enthaftet. Die Indizien reichen laut dem Haftrichter in Korneuburg nicht für einen hinreichend dringenden Tatverdacht aus.

4. August 2010: Eine neue Abbildung der Abgängigen - bei dem das Institut für Anthropologie der Universität Freiburg berechnet hat, wie Kührer vier Jahre nach ihrem Verschwinden aussehen könnte - bringt neue Hinweise, aber keinen Durchbruch.

11. April 2011: Das Bundeskriminalamt setzt 25.000 Euro Belohnung aus.

30. Juni 2011: In Dietmannsdorf (Bezirk Hollabrunn) in der Nähe des Wohnortes von Julia werden in einem Erdkeller Knochenteile gefunden. In den folgenden Tagen wird das vollständige Skelett entdeckt.

Polizist lehnt an Mauer in der Nähe des Fundorts von Julia Kührer, davor ein Holzhaufen.

APA/Hochmuth

30. Juni 2011: In einem Keller wurde die Leiche Kührers gefunden

1. Juli 2011: Der 50-jährige Besitzer des Kellers und Verfügungsberechtigte über das Grundstück, der in Wien wohnt und die 16-Jährige kannte, wird festgenommen. Er leugnet jeden Tatzusammenhang. Unbekannte sollen die Tote auf seinem Grundstück abgelegt haben.

3. Juli 2011: Michael K. wird enthaftet. Der zuständige Richter sieht keinen Tatverdacht. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg bringt - ohne Erfolg - gegen die Enthaftung Beschwerde beim Oberlandesgericht ein.

5. Juli 2011: Im Zuge weiterer Ermittlungen am Fundort wird ein Teil einer verbrannten blauen Decke gefunden. Sie soll auf DNA-Spuren untersucht werden, die zum Täter führen können.

Jänner 2012: Die sterblichen Überreste Kührers werden von der Staatsanwaltschaft Korneuburg freigegeben. Ernüchterndes Ergebnis der Gerichtsmedizin: Die Todesursache kann nicht festgestellt werden - mehr dazu in Fall Kührer: Leiche wurde freigegeben.

4. Februar 2012: Mehr als fünf Jahre nach ihrem Verschwinden und sieben Monate nach dem Auffinden ihrer skelettierten Leiche wird die Tote beigesetzt - mehr dazu in Bewegender Abschied von Julia Kührer.

Kirche in Pulkau

APA/Pfarrhofer

4. Februar 2012: Das Begräbnis in Pulkau

August 2012: Ermittler des BK suchen erfolglos Käufer einer Decke der Marke Borbo Orion, die neben der Leiche gefunden wurde - mehr dazu in Fall Kührer: Erste Anrufe zur blauen Decke.

5. Dezember 2012: Der bereits 2011 verdächtigte Michael K. wird erneut in Wien festgenommen. Auf dem verkohlten Deckenrest, der sich bei der Leiche Julias befand, wurden DNA-Spuren des mittlerweile 51-Jährigen sichergestellt - mehr dazu in Fall Kührer: Verdächtiger erneut verhaftet.

Februar 2013: Die Staatsanwaltschaft Korneuburg schließt das Ermittlungsverfahren im Fall Kührer ab - mehr dazu in Kührer-Ermittlungen abgeschlossen.

April/Mai 2013: Die Mordanklage wird fertiggestellt - mehr dazu in Fall Kührer: Mordanklage fertiggestellt. Der Zustellung folgt ein Einspruch, den die Verteidigung dann wieder zurückzieht - mehr dazu in Fall Kührer: Verteidiger beeinsprucht Anklage.

Juli 2013: Der Prozesstermin wird fixiert. Das Landesgericht Korneuburg schreibt Verhandlungstage am 10., 11., 12., 17., 19., 20. und 24. September aus. Das Aufgebot im Beweisverfahren ist groß: Rund 100 Zeugen und sechs Sachverständige sind geladen - mehr dazu in Fall Kührer: Prozess ab 10. September.

3. September 2013: Das Landesgericht hält zur Anklageschrift fest, dass die Leiche Spuren von Gewaltanwendung aufwies. Die Staatsanwaltschaft gehe von einer sexuell motivierten Gewalttat in der Videothek des Angeklagten in Pulkau aus. Die Leiche soll er dann später weggeschafft haben.

Der Beschuldigte soll rund eine Viertelstunde, bevor Julia zuletzt gesehen worden war, mit seinem Handy in Pulkau eingeloggt gewesen sein. Zudem hätten sich Spuren der blauen Decke, in die die sterblichen Überreste der Schülerin gewickelt waren, mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Wohnung des Angeklagten befunden - mehr dazu in Prozessfahrplan im Fall Kührer.

Blaue Decke mit der Aufschrift "Borbo"

Polizei

Eine Decke dieser Marke wurde neben der Leiche Julia Kührers gefunden, Kriminalisten stellten auf ihr DNA-Spuren des Angeklagten fest

5. September 2013: Anwalt Farid Rifaat bekräftigt in einem Pressegespräch, dass sich sein Mandant nicht schuldig bekennen wird. Weder die Todesursache noch der Tatzeitpunkt stünden fest - mehr dazu in Fall Kührer: Beschuldigter bestreitet alles.

10. September 2013: Unter großem Medien- und auch Publikumsinteresse startet am Landesgericht Korneuburg der Prozess im Fall Julia Kührer in den ersten von sieben Verhandlungstagen. Pünktlich um 9.00 Uhr wird der Angeklagte von Justizwachebeamten in den Schwurgerichtssaal geführt - mehr dazu in Fall Kührer: Erster Prozesstag zu Ende.

11. September 2013: Am zweiten Prozesstag sind die ersten Zeugen am Wort. Der Ex-Freund von Kührer ließ sich krankheitshalber entschuldigen. Als erster tritt der ehemalige Freund des Angeklagten in den Zeugenstand, Schulfreunde und -freundinnen von Julia Kührer berichten über die damalige Jugendszene in Pulkau - mehr dazu in Erste Zeugenaussagen im Kührer-Prozess. Am Nachmittag werden die Eltern befragt. Die Stimmungsschwankungen der 16-Jährigen habe sie nicht mit Suchtgift in Verbindung gebracht, sagt Kührers Mutter - mehr dazu in Kührer-Prozess: Eltern im Zeugenstand.

12. September 2013: Ein Nachbar des Angeklagten schildert, wie er gemeinsam mit einem weiteren Nachbarn im Juni 2011 die sterblichen Überreste des Mädchens im Erdkeller des Angeklagten gefunden hat - mehr dazu in Fall Kührer: Zeuge zu Skelettfund und Kührer-Prozess: Weitere Zeugen sagten aus.

Prozessauftakt Kühler

ORF / Gernot Rohrhofer

Der Prozess erweckt großes Medieninteresse

17. September 2013: Die zweite Prozesswoche startet. Zwei Mütter von Jugendlichen aus Pulkau überraschen mit ihren Aussagen. Eine von ihnen sagt, ein Jugendlicher hätte sich an sie gewandt und ihr anvertraut: „Ich war der letzte, der die Julia gesehen hat“ - mehr dazu in Fall Kührer: 27 Zeugen in fünf Stunden.

19. September 2013: Ein mit Spannung erwarteter Auftritt: Der Ex-Freund von Kührer wird befragt. Er war bereits vorige Woche geladen, konnte aber wegen psychischer Probleme und einem Krankenhausaufenthalt nicht vor Gericht erscheinen. Kurz vor ihrem Verschwinden sei es zu einem Streit wegen Kührers Eifersucht gekommen, erzählt er dem Richter. Daraufhin habe er die Beziehung beendet - mehr dazu in Kührer: Ex-Freund zwei Stunden befragt.

20. September 2013: Der Tag steht im Zeichen der Gutachter: Sechs Sachverständige legen ihre Expertisen in den Gebieten Gerichtsmedizin, Chemie, Brandtechnik und Molekularbiologie dar. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man als 16-Jährige ohne Vorerkrankungen plötzlich eines natürlichen Todes stirbt, ist gleich null“, so ein Gerichtsmediziner - mehr dazu in Kührer: Sechs Gutachten erörtert.

24. September 2013: Der 51-jährige Angeklagte wird nach einem siebentägigen Prozess im Landesgericht Korneuburg, nicht rechtskräftig, wegen des Mordes an Julia Kührer schuldig gesprochen - mehr dazu in Fall Kührer: Schuldig wegen Mordes.