Verbrannte Leiche in Atomschutzbunker entdeckt

Der Wilderer, der in der Nacht auf Dienstag drei Polizisten und einen Rettungssanitäter erschossen hatte, ist kurz nach Mitternacht tot aufgefunden worden. Die verbrannte Leiche wurde in einem Atomschutzbunker auf dem Hof des Mannes entdeckt.

Amokläufer Alois H.

APA/Paul Plutsch

Dieser Mann verschanzte sich in seinem Haus in Großpriel

Der 55-Jährige verschanzte sich gegen 7.00 Uhr in seinem Bauernhof in Großpriel im Bezirk Melk - zuvor hatte er im Bereich Annaberg (Bezirk Lilienfeld) zwei Polizisten und einen Sanitäter des Rotes Kreuzes erschossen. Einen weiteren Polizisten, den er als Geisel genommen hatte, erschoss der Mann in einem Streifenwagen. Mit diesem war der Wilderer geflüchtet.

Geheimversteck unter einer Terrasse

Um 18.20 Uhr begannen Spezialeinheiten der Polizei mit dem Zugriff. Dieser zog sich rund sechs Stunden hin, bis ein Geheimversteck, ein Atomschutzbunker unter einer Terrasse, entdeckt wurde, in dem eine verbrannte Leiche lag. Diese befindet sich nach Angaben der Polizei in einem „entsprechenden Zustand“. Obwohl es kaum Zweifel gibt, dass es sich dabei um den Täter handelt, wurde dadurch die Feststellung der Identität und der Todesursache erschwert. „Wir sind froh, dass wir den Einsatz nach 24 Stunden beenden konnte“, sagte Roland Scherscher vom Landespolizeikommando Niederösterreich.

Anwesen des Verdächtigen

APA / Georg Hochmuth

Durch „begleitende Ermittlungsarbeit“ während der Durchsuchung des weitläufigen Anwesens hatte die Polizei Kenntnis von dem Schutzbunker des Mannes erhalten. In einem Gang ließ sich eine Wand wegdrücken, wodurch man in den Geheimraum gelangte. „Die Einsatzkräfte haben die Tür geöffnet und wollten in den Raum eindringen, im Raum selbst hat es aber gebrannt“, so Scherscher bei einer Pressekonferenz in Melk. Der zuströmende Sauerstoff hatte die Flammen zusätzlich angefacht. Als das Feuer gelöscht war, „konnte eine verbrannte männliche Leiche entdeckt werden“, sagte Scherscher.

„Täter hätte hinter jeder Ecke lauern können“

Insgesamt 135 Beamte der Cobra und 200 Exekutivkräfte waren im Einsatz. Das Gebäude sei von den Beamten vollständig untersucht worden, es könne davon ausgegangen werden, dass sich nichts Gefährliches mehr darin befindet. Die Durchsuchung des Anwesens war äußerst kompliziert und risikoreich. Der Täter hätte „hinter jeder Ecke lauern können“.

Polizeieinsatz in dem Gehöft in Großpriel

APA/Robert Jäger

Um 18.20 Uhr begann in Großpriel bei Melk der Zugriff auf das Gebäude, in dem sich der Amokschütze verschanzte

Lange Zeit ungewiss war, ob sich neben dem Täter weitere Personen in dem Bauernhaus befinden. Gegen 23.00 Uhr konnte Detlef Polay, Sprecher des Einsatzkommandos, schließlich Entwarnung geben: „Es sind keine weiteren Personen gefährdet.“ Die Durchsuchung des Hauses gestaltete sich allerdings schwierig - mehr dazu in Cobra-Sprecher: „Sehr brutaler Täter“.

Letztes Lebenszeichen war ein einzelner Schuss

Insgesamt sechs Stunden lang dauerte der Zugriff auf dem Gehöft. Zuvor waren Panzerfahrzeuge vor dem Bauernhof vorgefahren. Die Cobra führe eine „gesicherte Durchsuchung“ des weitverzweigten und verwinkelten Anwesens durch, erklärte die Polizei gegenüber der APA. Die Eigensicherung der Beamten hatte dabei Vorrang.

Das letzte Lebenszeichen des Verdächtigen habe es gegen 17.30 Uhr gegeben, als ein einzelner Schuss aus dem Bauernhof abgegeben worden sei, erfuhr die APA von den Einsatzkräften. Zuvor hatte der Mann immer wieder Schüsse aus dem Gehöft heraus abgefeuert.

Polizei wollte verdächtigen Wilderer kontrollieren

Seinen Ausgang nahm das Blutbad in der Nähe von Annaberg: Die Polizei war in der Nacht verständigt worden, dass ein amtsbekannter Wilderer wieder unterwegs sei. Eine Straßensperre wurde errichtet, und zwei Cobra-Beamte stoppten den Wagen des Verdächtigen. Die Sondereinheit war nach den jahrelangen schweren Wildereidelikten in der Gegend in die Fahndungsmaßnahmen nach illegalen Schützen eingebunden - mehr dazu in Amokläufer soll gesuchter Wilderer sein.

Erschossener Polizist Johann Ecker (links) und toter Rot-Kreuz-Mitarbeiter Johann Dorfwirth

APA/Landespolizeidirektion Niederösterreich

Vom Amokläufer erschossen: der Polizist Johann Ecker (l.) und der Rotkreuz-Mitarbeiter Johann Dorfwirth (r.)

Einer der Beamten wurde vom Verdächtigen jedoch angeschossen, er starb etwa zwei Stunden später in einem Krankenhaus. Während der Versorgung des Schwerverletzten noch am Tatort durch die Rettung eröffnete der Mann erneut das Feuer. Der Fahrer des Rotkreuz-Wagens wurde tödlich getroffen, der zweite Cobra-Polizist verletzt.

Wilderer nahm einen Polizisten als Geisel

Der Wilderer flüchtete danach zu Fuß. Einige Kilometer weiter, an einer Kreuzung der Bundesstraßen 20 und 28 in Richtung Puchenstuben, stieß der Mann auf einen Streifenwagen und feuerte erneut. Einer der Beamten, ein Polizist aus dem Bezirk Scheibbs, starb. Dessen Kollege wurde zur Geisel des Verdächtigen, der mit dem Polizeiauto zu seinem Bauernhof bei der Ortschaft Großpriel bei Melk flüchtete.

Mann verschanzete sich in seinem Bauernhof

Dort verschanzte sich der mit umfangreicher Munition ausgestattete Mann in seinem auf einer Anhöhe gelegenen Vierkanthof. Rund 100 Polizisten umzingelten das Anwesen, die Umgebung wurde großräumig abgesperrt - mehr dazu in Polizei fordert Bundesheerpanzer an.

Die Polizei bestätigte, dass der Verdächtige immer wieder aus dem Bauernhaus heraus Schüsse abgab. Die Polizei hatte auch Angehörige des Verdächtigen beigezogen, die offenbar erfolglos versucht hatten, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Die Versuche, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, blieben aber fruchtlos - mehr dazu in Blutbad: Wilderer erschießt drei Polizisten und einen Sanitäter

Ursache für Rauchentwicklung war vorerst unklar

Zur Lage an Ort und Stelle hieß es am späten Nachmittag gegenüber der APA zunächst noch: „Unverändert. Der Verdächtige wird im umstellten Gebäude vermutet. Wir gehen davon aus, dass er allein ist.“ Zuvor war kurz Rauch aus dem Vierkanthof gedrungen, die Ursache war zunächst unklar.

Links: