„Amokläufer in Krise nicht verhandelbar“

Johann Schaffer hat jahrelang Verhandlungen bei Geiselnahmen geführt. Begeht ein Täter einen Amoklauf, dann gehe das „bis zur vollen Krise“. Und das sei eine Phase, in der ein Täter nicht verhandelbar ist, so der Experte.

Im Interview mit dem ORF sagt Johann Schaffer, der jahrelang die Verhandlungen bei Geiselnahmen geführt hat, dass möglicherweise das Scheitern der Verhandlungen zu der Entscheidung des Eindringens auf das Wohnareal des Verdächtigen geführt haben könnte, ohne Informationen zu dem konkreten Fall vorliegen zu haben.

Generell sei es aber, dass man diesen Schritt setze, wenn die Verhandlungen sinnlos sind, wenn etwa keine Gesprächsbasis stattgefunden hat. Es gebe bestimmte Taktiken um zu Reden, wie lange man dann verhandle, hänge aber von vielen verschiedenen Faktoren ab. Es könne natürlich sein, dass der Verhandler scheitert, weil ein potentieller Täter überhaupt keinen Kontakt will.

Aussichtslosigkeit erschwerend für Verhandlungen

Im konkreten Fall wurden vier Personen getötet. Das sei eine Situation, in der ein Täter womöglich keine Aussichten hat, und das erschwere wiederum die Verhandlungen. Bei einem Amokläufer hat irgendwann ein Auslöser stattgefunden, so Schaffer. Er gehe danach „bis zur vollen Krise“. Und das sei eine Phase, in der ein Täter nicht verhandelbar ist.

Sollte ein Sprecher mit seinen Argumenten in derartigen Situationen scheitern, dann werde er abgelöst oder neu gecoacht, denn hinter jedem Sprecher stehe die Einsatzleitung. Schaffer betont im ORF Interview jedenfalls, dass man einem Täter durchaus auch sagen könne, was er nicht bekommt, man müsse nicht nur auf ihn eingehen.

Schaffer: Informationssperre „ganz wichtig“

Nach der Bluttat in Niederösterreich, bei der drei Polizisten und ein Sanitäter getötet wurden - mehr dazu in Verbrannte Leiche in Atomschutzbunker entdeckt - wurde unmittelbar danach für mehrere Stunden eine Informationssperre verhängt. Eine Maßnahme, die Schaffer, als „ganz wichtig“ beschreibt. „Der Täter weiß in dieser Situation nicht, was mit den Opfern passiert ist. Diese Situation ist dann leichter verhandelbar, als wenn er weiß, dass er Opfer ermordet hat.“

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