Kührer: Ex-Freund zwei Stunden befragt

Zwei Stunden hat die Befragung von Julia Kührers Ex-Freund am Donnerstag gedauert. Kurz vor ihrem Verschwinden sei es zu einem Streit wegen Julias Eifersucht gekommen. Daraufhin beendete der damals 17-Jährige die Beziehung.

Er sei nicht der „ganz normale“ Zeuge, machte Richter Helmut Neumar die Bedeutung seiner Befragung deutlich. Der 25-Jährige war immerhin ab Herbst 2005 mit der 16-Jährigen zusammen gewesen. An der Suche nach ihrem Verschwinden - unmittelbar nach der Trennung - habe er sich nicht beteiligt. Er habe das nicht ernst genommen, weil sie schon öfter weggelaufen sei, sagte er.

Acht Mal war er seit dem 27. Juni 2006 vernommen worden, teils als Zeuge, teils als Beschuldigter. Bereits vorige Woche war er geladen, wegen psychischer Probleme und einem Krankenhausaufenthalt aber nicht vor Gericht erschienen – mehr dazu in Erste Zeugenaussagen im Kührer-Prozess.

Prozessauftakt Kühler

ORF / Gernot Rohrhofer

Ex-Freund: „Julia war nie zugedröhnt“

Kennengelernt habe der junge Mann die Schülerin im Jahr 2004, als er Jugendleiter in einem Jugendkeller war. Er habe die Beziehung mit ihr sehr genossen, wurde aus einer früheren Aussage zitiert. Julia Kührer sei eher verschlossen gewesen und hatte Stimmungsschwankungen, sei aber nie unnatürlich aufgeputscht gewesen, sagte er am Donnerstag vor Gericht. Cannabis habe sie selbst probieren wollen aus Neugier, „zugedröhnt“ sei sie aber sehr selten gewesen. Dazu wurde eine ältere Aussage verlesen, wonach ihm die junge Frau einmal gesagt haben soll, „in drei Jahren bin ich drogensüchtig oder tot.“

Den Videothekbesitzer habe der damals 17-Jährige bald nach Eröffnung des Geschäfts im Sommer 2005 kennengelernt. Auch in dessen Haus in Dietmannsdorf sei er vier, fünf Mal gewesen. Einmal hätten sie zusammen einen Joint geraucht, in der Videothek habe es keinen Suchtgiftkonsum gegeben. Michael K. habe ihm im Herbst 2005 angeboten, auf seinem Grundstück Hanf anzubauen und habe ihm sogar einen Schlüssel geben wollen, was er dann aber doch nicht getan habe. Rund drei Wochen lang habe er dort eine Pflanze gepflegt.

Beziehung plötzlich beendet

Am Wochenende vor Julias Verschwinden sei der damals 18-Jährige mit seiner Klasse zu Projekttagen in Prag gewesen, als es zu einer Auseinandersetzung mit Julia via SMS gekommen sei. Grund sei ihre Eifersucht gewesen. Am Montag dann zurück im Weinviertel habe er telefonisch endgültig Schluss gemacht. Es sei ein plötzliches Ende gewesen, vorher habe es keine Streitereien gegeben. Tags darauf sei er von der Schule daheimgeblieben, weil es ihm „nicht gut ging“. An den genauen Tagesablauf konnte er sich nicht mehr erinnern. Am Abend habe Julias Mutter ihn auf der Suche nach ihrer Tochter angerufen.

Pulkau

ORF

Julias Heimatort Pulkau

Der „Schmäh“ des Videothekbesitzers Frauen gegenüber sei eher „tief“ gewesen, räumte der Zeuge auf Richterfrage ein. K. habe einmal Interesse an Julia gezeigt und ihn auf Sex anspielend gefragt „kann sie es eh?“ Der Richter verlas frühere Aussagen des Angeklagten, die dieser als Zeuge nach dem Verschwinden der Schülerin gemacht hatte und dabei ihren Ex-Freund nicht gut erscheinen ließ: Dieser habe Julia Kührer schlecht behandelt, ihr einmal eine schallende Ohrfeige gegeben und ähnliches.

Sechs Gutachten am Freitag geplant

Verteidiger Farid Rifaat verwies darauf, dass das Handy des Zeugen am Nachmittag des 27. Juni - nachdem Julia Kührer am Hauptplatz von Pulkau zuletzt gesehen worden war - in Pulkau eingeloggt war und unmittelbar darauf in seinem Heimatort - dazwischen befinde sich Dietmannsdorf. Auf die Frage, ob der Zeuge dort gewesen sein könnte, meinte dieser: „Möglich“, vielleicht beim Heurigen, bei K. definitiv nicht.

Im Anschluss wurde als letzter Zeuge ein 31-Jähriger gehört, der die Schülerin laut früheren Aussagen an jenem Nachmittag mit zwei Personen nahe des Waldbades gesehen haben wollte. Ob Burschen oder Mädchen wusste er nicht mehr. Am Freitag, sind sechs Gutachten am Programm.

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