Kührer: Sechs Gutachten erörtert

Im Fall Julia Kührer sind am Freitag, dem sechsten Verhandlungstag in dem am 10. September gestarteten Mordprozess am Landesgericht Korneuburg, sechs Gutachten erörtert worden. Für Dienstag ist ein Urteil geplant.

Zuvor wird Richter Helmut Neumar allerdings noch über Abweisung oder Annahme der von Verteidiger Farid Rifaat am Freitag gestellten Anträge - unter anderem auf Ladung einer weiteren Sachverständigen - entscheiden.

Todesursache konnte nicht eruiert werden

„Julia Kührer war ein junges gesundes Mädchen.“ Gerichtsmediziner Wolfgang Denk schloss einen natürlichen Tod der 16-Jährigen aus. Sie starb kurz nach ihrem Verschwinden aus Pulkau (Bezirk Hollabrunn) am 27. Juni 2006. Die Leiche wurde im vorderen Bereich des Erdkellers auf dem Grundstück des Angeklagten im nahen Dietmannsdorf angezündet, dann in den hinteren Teil gebracht und eingegraben. Sichere Hinweise auf eine Vergiftung - etwa durch Suchtgift - ergaben sich nicht, hielt der Gutachter fest.

Die Todesursache konnte anhand der gefundenen Knochenreste nicht eruiert werden. Festgestellt wurden postmortale Verletzungen, möglicherweise beim Wegschaffen der Toten verursacht, sowie Verletzungen am Oberkiefer, die von einem Schlag herrühren könnten: Ein Schneidezahn war abgebrochen, ein weiterer eingedrückt. Beide Zahnkronen wurden im Keller nicht gefunden.

Dass die Verletzungen in der Mundregion passierten, bevor die Leiche im Keller abgelegt wurde, bestätigte Gerichtsmediziner Christian Reiter. Zwischen Todeszeitpunkt und Verbrennung lagen zwei Tage bis zwei Wochen, fand er anhand der Insektenentwicklung heraus.

Hinweise auf Metamphetamin in der Leiche gefunden

Dem toxikologischen Gutachten von Günter Gmeiner zufolge hatten sich bei den sterblichen Überresten von Kührer zunächst keine Hinweise auf Drogen oder wesentliche beeinträchtigende Substanzen gefunden. Eine weitergehende Analyse ergab einen Hinweis auf Metamphetamin „in ganz geringer Konzentration“. Die Menge lasse nicht den Schluss zu, dass das Mädchen an einer Metamphetaminvergiftung starb.

Erdkeller, in dem Julia Kührers sterbliche Überreste gefunden wurden

ORF

Heizöl wurde als Brandbeschleuniger verwendet

Die brandtechnischen und chemischen Untersuchungen von Christian Tisch und Walter Vycudilik im Erdkeller des Angeklagten in Dietmannsdorf ergaben eindeutig ein Brandgeschehen im vorderen Kellerabschnitt.

Als Brandbeschleuniger wurden Dieselöl und Heizöl extra leicht eingesetzt, Spuren davon wurden auch an Resten von Büchern, einer Jean und einer blauen Decke im hinteren Bereich, dem Auffindungsort der Leiche, gefunden. Der Zeitpunkt des Feuers sei nicht feststellbar.

Blaue Decke mit der Aufschrift "Borbo"

Polizei

Auf der Decke DNA-Spur zum Angeklagten gefunden

Auf einem der bei der Leiche gefundenen Deckenreste sei eine „eindeutige Spur zu Michael K.“ festgestellt worden, erklärte Molekularbiologin Christa Nussbaumer. Die diesbezügliche DNA-Analyse war vor einem Jahr in einer weiter verfeinerten Untersuchung gemacht worden. Im Keller fanden sich keine weiteren verwertbaren Spuren, im Wohnhaus und auch in den einstigen Fahrzeugen des Angeklagten gab es keine Spuren von Kührer.

Links: