Experten rechnen mit Nachbeben

Bewohner in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland haben Mittwochabend ein Erdbeben der Stärke 4,2 und vier leichte Nachbeben in Ebreichsdorf (Bezirk Baden) zu spüren bekommen. Experten rechnen mit weiteren Nachbeben.

Nach Angaben des österreichischen Erdbebendienstes der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wies das Beben eine Stärke von 4,2 auf und war auch in weiten Teilen Wiens und des Burgenlands deutlich zu spüren. Um 21.45 Uhr folgte dann noch ein weiteres Beben mit der Stärke von 2,9. Die weiteren Beben seien sehr leicht und daher kaum spürbar gewesen. Zwar seien noch immer Nachbeben möglich, die Gefahr eines weiteren Hauptbebens schätzen Seismologen aber eher als gering ein.

Bebenmeldungen, eingegangen bei der ZAMG am 20. September 2013:

Grafik über Bebenmeldungen in Ostösterreich

ZAMG

Experte spricht von „Geschwisterbeben“

Es sei noch mit weiteren leichten Nachbeben in den nächsten Tagen zu rechnen, sagte der Seismologe Wolfgang Lenhardt in der ZIB2. „Ebreichsdorf war immer wieder ein Epizentrum für stärkere Erdbeben, und daher ist es nicht verwunderlich, dass es ein Beben vor zwei Wochen gab und jetzt ein, ich würde sagen, ‚Geschwisterbeben‘ dazu. Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, dass die Bruchfläche, die da vor zwei Wochen unter Druck gestanden ist, noch nicht ganz entspannt war und nachgerückt ist. Und ich hoffe, das war es jetzt. Allerdings: In den nächsten fünf, sechs Tagen ist noch mit Nachbeben zu rechnen“, sagte Lenhardt.

Kleine Schadensmeldungen nach Hauptbeben

Nach dem Hauptbeben am Mittwochabend im Raum Ebreichsdorf habe die Erde über Nacht noch weitere vier Mal gebebt, berichtete Lenhardt auf Anfrage der APA. In der Zwischenzeit seien auch mehrere kleinere Schadensmeldungen eingegangen. Dabei handle es sich allerdings nur um „kosmetische Schäden“, so Lenhardt. „Vereinzelt gab es feine Risse im Verputz“, sagte der Seismologe über die unmittelbaren Auswirkungen nach dem Hauptbeben um 19.17 Uhr. Nach Mitternacht bebte dann die Erde noch insgesamt dreimal, wobei das kaum verspürt worden sei, so Lenhardt.

Die Website der ZAMG war am Mittwochabend eine Zeitlang nicht erreichbar, weil sich viele Menschen, die das Erdbeben gespürt haben, informieren oder das Online-Wahrnehmungsformular ausfüllen wollten. Laut ZAMG wurden in Österreich im September 13 Erdbeben verzeichnet, etwa in Tirol, der Steiermakr und in Niederösterreich. Das stärkste Beben in diesem Monat war jenes am 20. September im Raum Ebreichsdorf.

Epizentrum in acht bis zwölf km Tiefe

Nach Angaben des Seismologen spielte sich das Beben in einer Tiefe von acht bis zwölf Kilometer unter der Erde ab - deshalb sei auch nicht mit großen Schadensmeldungen zu rechnen. Ein Erdbeben dieses Ausmaßes sei erst in einer wesentlich geringeren Tiefe „gefährlich“. Lenhardt rechnet damit, dass es zwar weitere Nachbeben geben wird, es dabei aber nicht zu weiteren Schäden kommt.

Intensitätsskala (EMS-98)

  • Auszug aus der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala 1998, basierend auf Mercalli-Sieberg.
Tabelle mit Erdbeben-Skalen

ZAMG

Augenzeuge: „Vitrine im Wohnzimmer wackelte“

Auch rund um Wiener Neustadt war das Beben stark zu spüren. Roland Lechner aus Wr. Neustadt schilderte, wie es bei ihm zu Hause war: „Als ich heimkam, haben meine Kinder mir gesagt, dass sie Angst hatten. Sie waren bei Tisch gesessen, haben zu Abend gegessen - und auf einmal hat die ganze Vitrine im Wohnzimmer gewackelt und wie eine Waschmaschine gerumpelt.“

Ein weiterer Augenzeuge, Karl Seffl aus Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln), nahm das Beben ebenfalls deutlich wahr: „Bei uns hat eine Glasschiebetür so stark gescheppert, als ob jemand gegen die Tür gelaufen wäre. Und eine Außenbeleuchtung ist vom Haus abgefallen und wurde zerstört.“

Auch die Kollegen des ORF Burgenland spürten das Beben am Mittwochabend deutlich, sogar die Kamera im „Burgenland heute“-Studio wackelte während der Sendung merklich - mehr dazu in burgenland.orf.at

Seismologe: „Hauptbeben war am 20. September“

Lenhardt betonte, dass es sich bei dem neuerlichen Beben um kein Nachbeben zum Beben von vor wenigen Wochen handelte, sondern um ein neuerliches Ereignis. Deshalb sei auch mit weiteren Nachbeben in den nächsten Tagen in geringerem Ausmaß zu rechnen. Bereits Donnerstagfrüh war es zu zwei kleineren Beben mit einer Stärke von 2,0 und 2,1 gekommen. Am 20. September hatte sich in dem Gebiet ein Hauptbeben ereignet - mehr dazu in Zahlreiche Schäden nach Erdbeben.

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