Fall Alois H: Endbericht liegt vor

Fast genau drei Monate nach der Bluttat des Wilderers von Annaberg (Bezirk Lilienfeld) liegt nun der vorläufige Endbericht der Polizei vor. Demnach ist die Zahl der Verbrechen, die auf das Konto von Alois H. gehen, weit höher als angenommen.

Die Verbrechensserie von H. war die vielleicht schwerste in der Kriminalgeschichte des Landes. Vier Menschen erschoss der Mann aus Großpriel (Bezirk Melk) auf der Flucht in Annaberg - mehr dazu in Amoklauf: Chronologie der Ereignisse. Nach dem Selbstmord in seinem Haus sichteten die Kriminalisten wochenlang Diebesgut, das in geheimen Kellerräumen gelagert war.

Schaden von zehn Mio. Euro

H. soll von 1994 bis Herbst 2013 insgesamt 91 Straftaten, vorwiegend in Niederösterreich und der Steiermark, begangen haben. Es konnten ihm aber auch Einbrüche in Wien, Kärnten und Salzburg nachgewiesen werden. Der bisher festgestellte Gesamtschaden beträgt etwa zehn Millionen Euro. Davon konnten insgesamt 49 Einbrüche in Jagdhäuser, Jagdschlösser, Schießstätten und ein Wildtiermuseum nachgewiesen werden, wobei er nach den Einbrüchen elf Häuser in Brand gesetzt haben soll.

Außerdem soll er 14 Pkw- und Lkw-Einbruchsdiebstähle, 21 Kennzeichendiebstähle und vier Motorraddiebstähle verübt haben. Bei den Opfern der Straftaten handelt es sich zum größten Teil um Jäger, wobei H. befreundete Jäger und Jagdkollegen nicht verschont haben soll.

29 Rehbockhäupter in Kühltruhe entdeckt

Seit Mitte 2000 wilderte der Beschuldigte nach den Erhebungen der Polizei im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet etwa 25 Hirsche, wobei bisher 14 sichergestellte Hirschgeweihe diesen Tatorten eindeutig zugeordnet werden konnten. H. schoss laut Polizei vorwiegend auf Brunft- und Fütterungsplätzen, die in unmittelbarer Nähe zu einer Durchzugsstraße lagen. Er tötete kapitale Hirsche und trennte ihnen das Haupt samt Geweih ab.

Die Hälfte der 600 sichergestellten Reh- und Gamstrophäen weist keine Markierung auf, die auf eine Vorlage bei einer Trophäenschau schließen lässt. Demnach ist davon auszugehen, dass ein Großteil davon ebenfalls gewildert wurde. In einer Kühltruhe im Keller des Hauses wurden auch 29 tiefgefrorene Rehbockhäupter entdeckt. Die restlichen Trophäen stammen offensichtlich von Einbruchsdiebstählen.

Sorry, this slideshow is no longer available!

Bundeskriminalamt veröffentlicht Liste mit Diebesgut

Das Bundeskriminalamt hat nun auch eine Liste mit Gegenständen veröffentlicht, die im Zuge der Erhebungen in seinem Haus in Großpriel (Bezirk Melk) gefunden und sichergestellt wurden. Dabei handelt es sich unter anderem um Gewehre ebenso wie um eine Armbrust, Ganzkörperpräparate eines Auerhahns und eines Rotfuchses, vier Hirschgeweihe mit gekapptem Schädel und ein Bärenfell mit präpariertem Kopf und grüner Einfassung.

Bundeskriminalamt (BK)

Das BK sucht nach den Besitzern der sichergestellten Gegenständen.

Ebenfalls sichergestellt und noch nicht zugeordnet wurden etwa eine Ikone „Madonna mit Kind", eine Knopfharmonika, mehrere Bilder, Silberbesteck, eine Geige und eine Zither. Auf dem Anwesen des Beschuldigten wurden unter anderem auch mehr als 300 Waffen, zahlreiche Schalldämpfer, optische Geräte und etwa 20.000 Schuss Munition sichergestellt. Sollten Geschädigte ihr Eigentum wiedererkennen, wird um Kontaktaufnahme mit dem Landeskriminalamt unter 059 133 30 3333, ersucht.

Links: