Filmpreise in Grafenegg verliehen

In Grafenegg sind am Mittwochabend die Österreichischen Filmpreise verliehen worden. Großer Gewinner des Abends ist das Einwanderer-Drama „Deine Schönheit ist nichts wert“ von Regisseur Hüseyin Tabak.

„Deine Schönheit ist nichts wert“ trägt seit Mittwochabend den Titel als bester österreichischer Film des vergangenen Jahres. Bei der Gala zum Österreichischen Filmpreis 2014, die heuer erstmals in Grafenegg stattfand, setzte sich das Werk in der Hauptkategorie gegen die Konkurrenz „Oktober November“ und „Soldate Jeannette“ durch.

Bericht über die Preisverleihung von ORF-Reporter Benedikt Fuchs:

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Auch die Statuetten für die beste Regie und das beste Drehbuch durfte Hüseyin Tabak für „Deine Schönheit ist nichts wert“ mit nach Hause nehmen. Tabak zeigte sich bei der Filmpreisgala gerührt von seinem großen Erfolg, dessen Geschichte auf jener seiner Mutter basiert. Er sehe sich als „Filmasylant“, sei er doch zum Filmakademiestudium aus Deutschland nach Wien gekommen: „Ich bin sehr, sehr stolz, dass ich zu euch hier gehöre.“ Der Film feierte bei der Diagonale im März 2013 seine Österreich-Premiere - mehr dazu in Filme machen aus Liebe zum Publikum.

Maria Hofstätter als beste Darstellerin ausgezeichnet

Zu den weiteren Gewinnern des Abends zählte der alpine Horrorfilm „Blutgletscher“ von Regisseur Marvin Kren, der genrebedingt nicht nur für Ton und Maske, sondern mit Gerhard Liebmann auch die Trophäe für den besten Darsteller einheimsen konnte. „So geil“, zeigte sich dieser überrascht. Als beste Darstellerin wurde Maria Hofstätter für ihre Rolle in Ulrich Seidls Film „Paradies: Glaube“ ausgezeichnet. Sie zeigte sich fasziniert, dass sie zehn Jahre nach dem Beginn ihrer Arbeit an dem Part nun den Filmpreis erhalte. „Das ist ein schönes Ende der Geschichte.“

Daneben zeigten die Mitglieder der Akademie bei ihrer anonymen Abstimmung auch ein Herz für künstlerische Experimente, indem sie Gustav Deutschs filmische Belebung des Werks von Edward Hopper, „Shirley - Visions of Reality“, mit drei Auszeichnungen (Kamera, Szenenbild und Kostüme) bedachten. Als bester Dokumentarfilm und in der Kategorie Schnitt wurde schließlich „Meine keine Familie“ von Regisseur Paul-Julien Robert gewürdigt, der sich mit seiner Vergangenheit als Kind in Otto Muehls Kommune Friedrichshof auseinandersetzt. Zum besten Kurzfilm wurde Florian Pochlatkos „Erdbeerland“ gekürt.

Enttäuschend verlief der Abend hingegen für das Familienkammerspiel „Oktober November“ von Götz Spielmann und Antonin Svobodas Biopic „The strange case of Wilhelm Reich“. Trotz je fünf Nominierungen wurden die beiden Werke mit keiner Ehrung bedacht. Ebenso konnte Anja Salomonowitz Dokumentarfilm „Die 727 Tage ohne Karamo“ über binationale Ehen keine seiner drei Nennungen in einen Preis umwandeln.

Ruzowitzky: „Stolz auf diese Veranstaltung“

„Wir haben wieder einmal Schwarmintelligenz bewiesen“, zeigte sich Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky als neuer Präsident der Akademie des Österreichischen Films - ein Amt, das er seit heuer gemeinsam mit Kopräsidentin Ursula Strauss bekleidet - zufrieden mit der Auswahl der Akademiemitglieder. Den Galaabend in Grafenegg bezeichnete Ruzowitzky als sehr gelungen. „Ich bin stolz auf diese Veranstaltung. Das war lustig, berührend, man hat sich mitfreuen können. Das freut einen, das man bei so einem Haufen dabei ist“, sagte Ruzowitzky.

Kunsttheoretische Unterstützung erhielten die Galagäste von Franz Schuh, der als Festredner einen breiten Bogen von Kulturpolitik zu Politik und Kultur schlug, während Karl Markovics als Conferencier mit Charme für sich einzunehmen wusste.

Humorvoller Karl Markovics führte durch die Gala

Humorvoll und mit viel Charme führte Markovics durch den Galaabend. Er betonte auch die international bedeutende Rolle des österreichischen Films in den vergangenen Jahren. „Wenn man die bedeutenden Filmpreise der letzten Jahre durchschaut, die permanente Präsenz, die Wahrnehmung der österreichischen Filme im Verhältnis zur Größe unseres Landes, dann ist das überproportional.“

Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) zeigte sich stolz ob der Filmpreisgala in Grafenegg. So werde Grafenegg weiter in die Öffentlichkeit getragen. „Ich werte das auch als eine kleine Referenz für das Filmland Niederösterreich“, sagte Pröll.

Österreichischer Filmpreis: Die Preisträger 2014

  • Bester Spielfilm: „Deine Schönheit ist nichts wert“
  • Bester Dokumentarfilm: „Meine keine Familie“
  • Bester Kurzfilm: „Erdbeerland“
  • Beste Regie: Hüseyin Tabak, „Deine Schönheit ist nichts wert“
  • Beste weibliche Darstellerin: Maria Hofstätter, „Paradies: Glaube“
  • Bester männlicher Darsteller: Gerhard Liebmann, „Blutgletscher“
  • Bestes Drehbuch: Hüseyin Tabak, „Deine Schönheit ist nichts wert“
  • Beste Kamera: Jerzy Palacz, „Shirley - Visions of Reality“
  • Bestes Kostümbild: Julia Cepp, „Shirley - Visions of Reality“
  • Beste Maske: Susanne Weichesmiller, Roman Braunhofer, „Blutgletscher“
  • Beste Musik: Judit Varga, „Deine Schönheit ist nichts wert“
  • Bester Schnitt: Oliver Neumann, „Meine keine Familie“
  • Bestes Szenenbild: Gustav Deutsch, Hanna Schimek, „Shirley - Visions of Reality“
  • Bester Tongestaltung: Dietmar Zuson, Nils Kirchhoff, Philipp Kemptner, Bernhard Maisch, „Blutgletscher“
Grasl, Pröll und Wrabetz

ORF / Pichlkostner

Richard Grasl (Kaufmännischer Direktor des ORF), Landeshauptmann Erwin Pröll und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz

Anlässlich des Österreichischen Filmpreises widmet ORF eins dem österreichischen Film am 23. Jänner ab 22.00 Uhr eine Sondersendung.

Erfolgreicher Abend für den ORF

Die Filmpreisgala war auch für den ORF ein voller Erfolg. Sieben Auszeichnung gab es für Filme, die vom ORF kofinanziert wurden. Zehn der 17 nominierten Filme wurden vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens unterstützt. Anlässlich des Österreichischen Filmpreises zeigen ORF eins, ORF 2 und ORF III Kultur einen Programmschwerpunkt an zwei Abenden. Am Tag nach der Gala werden neben den Highlights der Preisverleihung auch Filme wie „Mein bester Feind“ und „Paradies: Liebe“ gezeigt.

In „Achtung! Sondersendung zum österreichischen Film“ plaudern Ursula Strauss, Stefan Ruzowitzky, Maria Hofstätter und Andreas Prochaska auf der Fahrt zur Gala über das heimische Filmschaffen. Auch der ORF Niederösterreich berichtet in Radio und Fernsehen ausführlich über die Highlights der Preisverleihung.

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