Lebensmittel teilen statt wegwerfen

28.000 Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in den niederösterreichischen Müllcontainern. Oft wird zu viel eingekauft, um alles zu verbrauchen. Die Internetplattform „Foodsharing“ bietet eine Alternative: Lebensmittel teilen statt wegwerfen.

Es braucht oft nur eine verlockende Aktion im Supermarkt zu sein - und schon wieder landet mehr im Einkaufswagen als geplant. Im Sommer wissen Obstbaumbesitzer oft nicht wohin mit der Ernte, die man selbst nicht verbrauchen kann. Oder der Urlaub steht vor der Tür, der Kühlschrank ist aber noch voll. Die Initiative „Foodsharing“ will vermeiden, dass in solchen Situation kostbare, noch genießbare Lebensmittel einfach weggeworfen und dadurch verschwendet werden.

Essen im Müll

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3.500 Menschen teilen ihr Essen

Die Website ist seit Mai 2013 in Österreich online und zählt inzwischen mehr als 3.500 Nutzerinnen und Nutzer. „Ich bin Studentin und sehr viel auf Achse, sehr spontan und reise auch gerne. Da kommt es oft vor, dass ich Lebensmittel eingekauft habe und nicht mehr verwerten kann“, erzählt Laura Strobl aus Kapelln (Bezirk St. Pölten), „dann stelle ich einfach einen Essenkorb zusammen und biete ihn online unentgeltlich an. Somit habe ich ein gutes Gewissen, dass die Lebensmittel nicht weggeworfen werden müssen.“

Mit einem Foto und einer passenden Beschreibung können sich andere Nutzer auf der Internetseite ein Bild von den angebotenen Lebensmitteln machen und sie dann an einem vereinbarten Ort abholen.

Essen im Müll

  • In Österreich werden jährlich 157.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen, in Niederösterreich 28.000 Tonnen.
  • Pro Haushalt sind das etwa 30 Kilogramm, pro Person 19 Kilogramm.
  • Niederösterreicher werfen damit jährlich Lebensmittel im Wert von acht Millionen Euro weg, pro Haushalt sind es etwa 300 Euro.

Essenskorb nach fünf Minuten vergeben

Das Essen-Teilen ist aber nicht nur im Internet möglich, sondern auch bei den „Fairteilern“. Das sind Orte oder Geschäfte, wo Essen gelagert werden kann, bis sich ein Abnehmer findet - und das geht oft schneller als man denkt. „Fünf Minuten ist der Durchschnitt, dann ist der Essenskorb weg“, sagt Michaela Russmann, Geschäftsführerin der BioWerkstatt in Wien, der erste Fairteiler Österreichs.

3,5 Tonnen Lebensmittel sind durch die Initiative von Wiener Tafel, Lebensministerium und foodsharing.de schon vor dem Müll gerettet worden. Die Zielgruppe ist breit gefächert. „Wir haben eine Professorin, die immer sehr schnell ist und oft alles abholt“, erzählt Russmann, „wir haben natürlich Studenten mit dabei, wir haben Mütter, die die Küche ausmisten, wir haben ältere Damen, die die Küche ausmisten, und einfach Leute, die nachfragen, ob wir zufällig gerade etwas da haben und sie es abholen können.“

Weihnachtseinkauf Lebensmittel

ORF

Weniger Nutzer am Land

Was in der Stadt also schon gut funktioniert, scheitert in ländlichen Gebieten manchmal noch an den Wegen zwischen den Essensteilern. Laura Strobl aus Kapelln schildert ein Beispiel: „Ich habe mich für einen Essenskorb in St. Pölten mit diversen Molkereiprodukten interessiert. Das ist zwar nur 30 Minuten entfernt, aber der Supermarkt ist um die Ecke. Die Strecke zahlt sich einfach nicht aus für ein paar Becher Joghurt.“

2014 ist das „Europäische Jahr gegen Lebensmittelverschwendung“

„Je dichter das Netz an Fairteilern ist, je mehr Menschen foodsharing nutzen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich in der Nachbarschaft die Möglichkeit hat, jemanden zu finden, der die Lebensmittel übernimmt, oder jemanden zu finden, der Lebensmittel hergibt“, sagt Markus Hübl von der Wiener Tafel. Bisher teilen österreichweit Menschen aus 51 Gemeinden ihr Essen, die Tendenz ist steigend.

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