Fall Kammerer: Interview nach U-Haft

Acht Jahre, nachdem Daniela Kammerer ermordet wurde, haben die Ermittler einen Verdächtigen aus NÖ verhaftet. Doch der dringende Tatverdacht bestätigte sich nicht. Nach der U-Haft schildert er im ORF-Interview seine Seite der Geschichte.

Der Täter schlug Ende 2005 in einer Telefonzelle zu. Mit zahlreichen Messerstichen tötete er Daniela Kammerer einen Tag vor ihrem 20. Geburtstag. Vergangenes Jahr später übernahm die Cold-Case-Abteilung des Innenministeriums den Fall und entdeckte am Rock der Studentin DNA-Spuren - mehr dazu in Mordfall Kammerer wird neu aufgerollt.

Im Dezember wurde dann ein niederösterreichischer Studienfreund der Toten verhaftet - Festnahme im Mordfall Kammerer. Doch nach einem Monat wurde er wieder freigelassen. Es bestehe kein dringender Tatverdacht, erklärte die Staatsanwaltschaft - mehr dazu in Fall Kammerer: Verdächtiger aus U-Haft entlassen. Die Ermittlungen gegen ihn sind aber noch nicht eingestellt. Doch der Schock über die plötzliche Verhaftung sitzt immer noch tief, erklärt der 29-Jährige im Interview mit „Heute Österreich“.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

ORF: Wie geht es Ihnen nach der Entlassung?

Die ganze Situation nimmt mich nach wie vor sehr mit. Ich kann nicht richtig schlafen. Also es war am Freitag bei der Haftentlassung nicht so, dass ich zuhause die Sektkorken habe knallen lassen und gefeiert hätte. So ist es auf gar keinen Fall. Ich habe Albträume, ich bin nach wie vor sehr traurig, und oft traurig.

ORF: Einer der Hauptbeweise waren ja die DNA-Spuren, die auf der Kleidung von Daniela Kammerer gefunden wurden. Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als sie gehört haben, dass die von Ihnen stammen, wie haben Sie sich das erklärt?

Ich dachte mir, dass das eh logisch ist. Meine Aussagen muss ja die Kriminalpolizei auch gelesen haben und wenn man nebeneinander auf dem Sofa sitzt, ist es ja klar, dass es da zu DNA-Spuren kommen kann.

Kammerer-Verdächtiger im Interview

ORF

TV-Tipp

Das Interview sehen Sie auch in „NÖ Heute“ in der ORF TVthek.

ORF: Jetzt haben Sie sich bereit erklärt, an die Öffentlichkeit zu gehen und zu erzählen, was Ihnen widerfahren ist. Warum machen Sie das?

Weil ich diese Situation auch gegenüber der Familie von Daniela Kammerer klarstellen möchte - wie es wirklich dazu kam. Denn ich weiß ja nicht, welche Informationen ihnen vorliegen. Glauben sie jetzt, dass ich tatsächlich der Täter sein könnte? Mir ist einfach ein Anliegen, dass der Familie auch die andere Seite der Geschichte bewusst wird, nicht nur die Seite der Cold-Case-Ermittler. Und ich will aufzeigen, wie schnell es gehen kann, wie schnell man alles verlieren kann und das, obwohl man nichts getan hat.

Das Gespräch führte Robert Berger.