Nahtoderfahrungen am Donaufestival

Experimental-Pop und Performance, bildende Kunst und elektronische Musik - diese Mischung bietet das Donaufestival in Krems. Am Freitag beginnt die zehnte Auflage des Festivals unter dem Titel „10 years redefining arts“.

Seit 1988 wird das Donaufestival in Krems ausgetragen, vor zehn Jahren gab es eine inhaltliche Neuausrichtung des Festivals. Überaus erfolgreich, das Festival ist international hoch angesehen und in vielen Bestenlisten vertreten. Künstler von Jonathan Meese bis Peter Waibel haben für Krems Arbeiten entworfen, das Spektrum der Bands und Musiker, die in Krems zu Gast waren, reicht von den Peaches über zeitkratzer und Aphex Twin bis zu Sonic Youth und Laurie Anderson.

Donaufestival Krems

David Visnjic

Nahtoderfahrung: Experiment mit Gefängnisinsassen

Am Freitag verspricht die Lampe „Lucia Nr. 3“ durch die Kombination von Stroboskop- und Konstantlicht ein Gefühl von Körperlosigkeit und das Sehen intensiver Farb- und Formwelten. Künstler Santiago Sierra nahm diese Form der reinigenden Nahtoderfahrung auf und probierte sie an Kremser Gefängnisinsassen aus. Die Videodokumentation der Aktion eröffnet die zehnte Auflage des Festivals. Zwischen 18.00 und 20.00 Uhr ist das Projekt von Sierra in der Kunsthalle Krems als Installation zu erleben. Auch wenn die Versuchsanordnung wissenschaftlich belegt scheint, erscheint die dazugehörige Website Gesund-im-licht.at nicht gerade vertrauenerweckend. Das mit Spannung erwartete Ergebnis könnte auf jeden Fall noch Diskussionen auslösen.

Schon vor der Präsentation von „Lucia & the Prisoners“ sind in der Kunsthalle William Kentridge, Constantin Luser und Julie Monaco zu sehen, wird parallel im Klangraum Krems mit Finnbogi Petursson und Robert Henke der Soundart gefrönt und präsentiert Dries Verhoeven in einer Glasvitrine in der Fußgängerzone zeitgenössische Abweichungen von der Norm mit lebendigen Menschen. Echte Menschen befinden sich am Messegelände dann abends auch in den Käfigen des „Human Zoo“ von der Performancetruppe God’s Entertainment, während um 21.00 Uhr das Konzertprogramm mit romantisch-schaurigen Clubsounds von Oneothrix Point Never und Jon Hopkins lockt. Den Abschluss des Eröffnungstags gestaltet mit Mouse on Mars einer der wichtigsten Elektronik-Acts der vergangenen 20 Jahre.

Spannungsfeld von Klangkunst und Clubkultur

Am Samstag sind im Klangraum Krems Emi Honda & Jordan McKenzie, Dean Blunt und Jeremy Wade live zu erleben. Am Messegelände übernimmt das US-Label Hospital Productions mit Vatican Shadow, Ninos Du Brasil und Ron Morelli das Ruder, während sich im Stadtsaal der Detroiter Techno-Pionier Jeff Mills mit Unterstützung des Wiener DJs Edgar Retro austoben kann.

Das zweite Wochenende des Donaufestivals startet dann mit Mittwoch kommender Woche (30. April) früh und geht bis Samstag (3. Mai). Der Schwerpunkt der zehnten Auflage seit der Neuaufstellung liegt auf elektronischer Musik im Spannungsfeld von Klangkunst und avancierter Clubkultur. Für die künstlerische Leitung zeichnet Tomas Zierhofer-Kin verantwortlich, sein Vertrag wurde unlängst bis 2016 verlängert - mehr dazu in Gespräch mit Tomas Zierhofer-Kin (oe1.ORF.at).

Link: