Krems zeigt neudefinierte Kunst
Krems ist seit Freitag voller Lärm, schriller Installationen, unkommerzieller Musik und Szenen mit unangepassten Charakteren. 10 Jahre bereits versucht das Donaufestival, unter anderem mit Provokation, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. „Wir schaffen keine Hierarchien oder Genres“, sagt Kurator Tomas Zierhofer-Kin, „bei uns stehen neue Theaterformen mit Underground, mit avancierten Popformen auf einer Ebene.“ Das sei wichtig, weil „viele heute lebende Künstlerinnen und Künstler in Bereichen arbeiten, die das konventionelle Denken ausgrenzt.“
David Visnjic
Die Stadt als Bühne
Als Bühne dient unter anderem die Altstadt von Krems. Dries Verhoeven setzt Menschen, die sich plötzlich unkonventionell verhalten, in Glaskästen. Passanten spazieren etwa an Trommlern vorbei, die in ihren Vitrinen ihre Instrumente zerstören.
Vor der Minoritenkirche herrschte am Eröffnungstag traditionell großer Andrang. Innen ist das Kunstprojekt von Robert Henke zu sehen: Stroboskop-Lichteffekte werden zu äußerst unmelodischen Klängen auf das faszinierte Publikum losgelassen. Henke befasst sich mit den Gegensätzen hell und dunkel, Fläche und Raum, Ton und Bild.
ORF
In der Messehalle sieht man den „Human Zoo“: Menschen sind dort in Käfige gesperrt, etwa Asylwerber, Obdachlose, Bettler oder Prostituierte. Sie gelten als die Außenseiter der Gesellschaft, die manche Zeitgenossen gerne ausblenden oder wegsperren würden. „Als Sexarbeiterin tue ich einen Dienst, den nicht viele Menschen tun, aber ich sehe nichts Schlechtes dran“, sagt eine Prostituierte im Käfig.
Programm wie in London oder New York
Bis 3. Mai stehen beim Donaufestival noch Aktionskunst und experimentelle Musik auf dem Programm - mehr dazu in Nahtoderfahrungen am Donaufestival. Das Donaufestival findet bereits seit 1988 in Krems statt, vor 10 Jahren gab es die inhaltliche Neuausrichtung mit dem Fokus auf zeitgenössische Kunst und unkonventionelle Auftritte.
David Visnjic
Inzwischen ist das Festival auch international hoch angesehen. „Wenn man sich das Line-up ansieht, könnte es auch in London oder New York stattfinden“, sagt der Kulturjournalist Thomas Mießgang, „weil es einfach ganz wesentliche Sondierungsarbeit für die aktuellen Sounds leistet.“ Mehr dazu in Zehn Jahre Donaufestival Krems.