Hainburg: 30 Jahre nach Widerstand

Vor 30 Jahren, am 7. Mai 1984, hat mit der „Pressekonferenz der Tiere“ der Konflikt zwischen Umweltschützern und Befürwortern des geplanten Kraftwerks Hainburg seinen Anfang genommen.

Es war die wohl bisher ungewöhnlichste Pressekonferenz, die es jemals in Österreich gab. Sie wurde unter anderem von den Proponenten, Günther Nenning, Freda Meissner-Blau, Hubert Gorbach, Josef Cap, Othmar Karas, Jörg Mauthe, Peter Turrini oder auch Gerhard Heilingbrunner, dazu genützt, um das Konrad Lorenz Volksbegehren gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg vorzustellen.

Das Kraftwerksprojekt

Der geplante Bau des Donaukraftwerkes in Hainburg wurde ab August 1983 zum beherrschenden innenpolitischen Thema. Die Bundesregierung trat aus wirtschaftlichen und umweltpolitischen Gründen für den Bau ein. Die Bauindustrie wollte das Projekt aus beschäftigungs- und energiepolitischen Gründen verwirklichen.

Das geschah in sehr ungewöhnlicher Weise: Denn die Beteiligten waren bei dieser Pressekonferenz, die am 7. Mai 1984 stattfand, als Tiere verkleidet. Sie traten als Au-Hirsch, Eisvogel, Rotbauchunke oder Schwarzstorch auf, um nur einige der Tierarten zu symbolisieren, deren Lebensraum durch den Bau des Kraftwerks gefährdet gewesen wäre. Gallionsfiguren des Widerstandes gegen das Kraftwerk waren Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz, in dessen Namen auch ein Volksbegehren initiiert wurde, und der Autor und Journalist Günther Nenning.

Pressekonferenz der Tiere

ORF

Die Pressekonferenz der Tiere im Presseclub Concordia.

Tausende Aktivisten besetzten Donau Auen

Die Pressekonferenz kann als Startschuss für den Widerstand gesehen werden. Nach der „Pressekonferenz der Tiere“ wurde der Widerstand gegen das Kraftwerk stärker, es kam immer wieder zu Demonstrationen. Vor allem von Studenten, die sich über die Hochschülerschaft organisierten. Zudem gründeten sich auch zahlreiche Bürgerinitiativen. Unterdessen wurden die Pläne für den Bau des Kraftwerks, das von der damaligen DOKW (Donaukraftwerke) errichtet werden sollte, weiter vorangetrieben.

Sechs Monate später, am 26. November 1984, erließ der damalige niederösterreichische Umweltlandesrat Ernest Brezovksy (SPÖ) die naturschutzrechtliche Bewilligung für den Bau des Kraftwerks. Tags darauf wurde das niederösterreichische Landhaus in der Wiener Herrengasse für einen Tag friedlich besetzt. Eine Aktion die als Beginn des passiven Widerstandes, der lange anhalten sollte, galt. Kurz vor Beginn der geplanten Rodungsarbeiten am 8. Dezember, kam es zum Sternmarsch der Umweltaktivisten, die Besetzung der Au begann. Trotz eisiger Kälte, Schneefalls und Androhung von Haft und Geldstrafen hielten sich in den Donau Auen bei Hainburg zeitweise mehr als 2.000 Umweltaktivisten auf.

Immer wieder kam es auch zu Räumungsversuchen durch die Polizei. Sie wollte den Holzfällern Platz für ihre Arbeiten verschaffen. Zwischen den Holzfällern und den Au-Besetzern kam es zu heftigen Diskussionen, denn die Arbeiter machten sich natürlich Sorgen um ihr Einkommen, die Au-Besetzer versuchten ihnen in den oft stundenlangen Debatten immer wieder ihre Standpunkte klar zu machen. Als die Au schließlich am 19. Dezember zum Sperrgebiet erklärt wurde, kam es zu Zusammenstößen zwischen 800 Polizisten und 2.000 Au-Besetzern, bei denen 19 Personen, acht Sicherheitsbeamte und elf Umweltschützer verletzt und 48 Personen festgenommen wurden.

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Sinowatz verkündete Entschluss für Weihnachtsfrieden

Die Berichte über diese Auseinandersetzungen empörten die Öffentlichkeit und führten noch am selben Abend zu einer Großdemonstration in Wien. Zwei Tage später, kurz vor Weihnachten, beugte sich die Regierung dem Druck der Öffentlichkeit. Bundeskanzler Fred Sinowatz (SPÖ), verkündete am 21. Dezember den so genannten Weihnachtsfrieden.

„Ich habe mich nach sorgfältiger Überlegung in der Auseinandersetzung um das Kraftwerk Hainburg entschlossen, einen Weihnachtsfrieden und eine Arbeitsruhe über den Jahreswechsel hinaus vorzuschlagen“, sagte er damals, betonte aber auch, dass er das Kraftwerk nach wie vor für richtig und sinnvoll halte. Dennoch, nach dem Jahreswechsel, den viele Au-Besetzer in den Donau Auen verbrachten, wurden die Rodungsarbeiten nicht mehr aufgenommen. Statt des Kraftwerks entstand, elf Jahre später, im Oktober 1996, der Nationalpark Donau Auen.

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