Experte: „Nicht vergleichbar mit 2013“

Für Helmut Habersack vom Institut für Wasserwirtschaft der BOKU Wien ist die jetzige Situation mit dem Hochwasser 2013, vor knapp einem Jahr, nicht vergleichbar. Er geht derzeit eher von einer baldigen Entspannung der Situation aus.

Helmut Habersack

ORF

Helmut Habersack im ZIB2-Interview

„Wir haben deutlich weniger große Gebiete erfasst, zum Beispiel hat die Donau deutlich geringere Wasserführungen, was aber nicht bedeutet, dass nicht in einzelnen kleineren Flüssen und Bächen auch sehr extreme Ereignisse auftreten können“, sagte Helmut Habersack in der ZIB2 am Freitagabend.

Auf die Frage, warum dieser Regen so weitreichende Auswirkungen habe, sagte Habersack: „Also einmal haben wir im Unterschied zu den früheren Jahren, dass heuer im Norden der Alpen wenig Schnee war, während in Kärnten sehr viel Schnee war, das heißt, die Schneeschmelze war eher gering, und die Donau hat sehr geringe Wasserführungen gehabt. Und auf der anderen Seite haben wir ein Tief im Ungarn- und Rumänien-Bereich gehabt, wo ein Tiefdruckwirbel entstanden ist, der sehr viel feuchte Luft nach Mitteleuropa und auch nach Österreich gebracht hat.“

Derzeit gehe er grundsätzlich von einer Entspannung aus. Würde es in den kommenden Wochen noch stärker zu regnen beginnen, sei natürlich die Vorbefeuchtung ein großes Thema, und dann könne es auch zu größeren Überflutungen kommen, so der Wasserbauer. All das hänge auch davon ab, wie sich die sonstigen Verhältnisse entwickelten. „Auch die Balkan-Länder hatten ja das Problem mit der Schneeschmelze“, so Habersack.

„Ansteigen der Regenintensität könnte eintreten“

Ob der Eindruck täuscht oder es immer öfter zu Überflutungen in unseren Breitengraden kommt, dazu gebe es ganz unterschiedliche Studienergebnisse, so der Forscher in der ZIB2. In der Zukunft könnte ein Ansteigen der Intensitäten eintreten, „und das wiederum steht in Wechselwirkung mit den Nutzungen unserer Überflutungsflächen in unserer Gegend - das heißt, wir können theoretisch auch mehr Niederschlag in Zukunft bekommen, und gleichzeitig wird der Schaden auch noch größer, weil wir unsere Überflutungsflächen, stärker als es sein sollte, nutzen.“

TV-Hinweis

Das gesamte ZIB2-Interview mit Helmut Habersack ist in der TV-Thek nachzusehen.

Für den Wasserexperten haben Hochwasserschutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren sehr viele Schäden verhindert. „Im Jahr 2013 sind sehr viel weniger Schäden an der Donau durch den mobilen Hochwasserschutz aufgetreten als 2002“, so Habersack. Während der Hochwasserschutz auf der einen Seite wirke, seien viele Überflutungsflächen verbraucht, „und hier muss man auch noch erwähnen, dass die normale klassische Überflutungssituation eigentlich ein Vorteil für den Hochwasserschutz ist: Nämlich dort, wo keine Schäden auftreten, weil dadurch die Hochwasserspitze reduziert wird. Das heißt, jede Ausuferung ist nicht automatisch ein Schaden, sondern ein ‚natürlicher‘ Fluss müsste ein- bis zweimal im Jahr auch ausufern können.“

Habersack appelliert, Überflutungsflächen zu erhalten, zu schützen und wieder anzubinden, „damit wir noch größere Schäden vermeiden“. Habersack gilt als einer der profundesten Wissenschaftler Österreichs im Bereich Hochwasserschutz. 2013 wurde ihm der NÖ Wissenschaftspreis verliehen.

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