Schelling: Vom Stadtrat zum Finanzminister

Mit Hans Jörg Schelling übernimmt ein politischer Experte das Amt des Finanzministers. Der 60-jährige gebürtige Vorarlberger begann seine politische Laufbahn 2001 als ÖVP-Stadtrat in St. Pölten.

Bereits nach der letzten Nationalratswahl vor knapp einem Jahr war Schelling als Finanzminister im Gespräch. Damals hatte die ÖVP bereits auf sein Verhandlungsgeschick gesetzt und ihn in den Koalitionsverhandlungen für die Partei die Bereiche Finanzen und Pensionen verhandeln lassen.

Möbelmanager und Unternehmensberater

Im Nationalrat saß Schelling von Februar 2007 bis Oktober 2008 für die ÖVP. Als Vizepräsident der Wirtschaftskammer kommt der neue Finanzminister ebenso wie sein neuer Parteichef Reinhold Mitterlehner aus dem Wirtschaftsbund. Zu schätzen gelernt hat sein Verhandlungsgeschick bei den Verhandlungen über die Gesundheitsreform auch Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP). Gemeinsam haben sie die Reform für die Sozialversicherung bzw. die Länder zusammen mit dem Gesundheitsminister - und künftigen Verkehrsminister - Alois Stöger (SPÖ) ausverhandelt.

Hans Jörg Schelling

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In seinem früheren Leben als Möbelmanager hat sich der zweifache Familienvater, der Kochen, Golfen und Segeln als Freizeitbeschäftigungen liebt, einen Zweitwohnsitz am Attersee und ein Weingut gepachtet hat, finanzielle Unabhängigkeit geschaffen. Er kann es sich daher leisten, von einer finanziellen Aufwandsentschädigung als Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger von etwa 3.000 Euro zwölfmal im Jahr sowie einer Aufsichtsratsentschädigung bei der ÖVAG zu leben. Geld verdient er aber auch noch als selbstständiger Unternehmensberater in Sankt Pölten.

Lebensmittelpunkt ist St. Pölten

Seine berufliche Laufbahn begann Schelling 1981 bei der Leiner/Kika-Gruppe, 1988 wurde er dort Geschäftsführer. 1992 wurde er Geschäftsführer beim damals noch unbedeutenden Möbel Lutz, 2003 machte er die XXXLutz-Gruppe mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro zum größten Möbelhaus Österreichs. 2009 erreichte das Unternehmen einen Umsatz von zwei Milliarden Euro und wurde hinter Ikea zum zweitgrößten Möbelhaus der Welt. Schelling stieg aus und verkaufte seine Anteile.

Schellings Lebensmittelpunkt ist St. Pölten, wo er 2001 auch seine politische Laufbahn in der Kommunalpolitik für die ÖVP begann. Große gesellschaftliche Auftritte sind nicht seine Sache. Er kocht stattdessen leidenschaftlich für Freunde auf und serviert seinen eigenen Wein, den er auf dem von ihm gepachteten Weingut von Stift Herzogenburg produziert. Er liefert den Wein auch selbst aus und macht Kellertouren. Sein Ziel sei es, „für meinen Wein Prämierungen zu bekommen und im Alter ein richtig knorriger Weinbauer zu werden“.

Zur Person: Hans Jörg Schelling

  • Geboren am 27. Dezember 1953 in Hohenems
  • Verheiratet, zwei Töchter
  • 1981: Promotion als Volkswirt
  • Ab 1981 bei Kika/Leiner, ab 1988 Geschäftsführer
  • 1992 bis 2005 Lutz-Geschäftsführer
  • Seit 1990 selbstständiger Unternehmensberater
  • Während seiner Managertätigkeit auch Aufsichtsrat von Palmers (bis 2003), der Telekom Austria (bis 2007) und der Österreichischen Post AG (bis 2007)
  • Von 2007 bis 2008 war er Abgeordneter der ÖVP im Nationalrat
  • Vizepräsident der Wirtschaftskammer
  • Von 1. Mai bis 16. Dezember 2008 AUVA-Obmann
  • Seit 21. Jänner 2000 Vorsitzender im Hauptverband der Sozialversicherungsträger