„Food-Coops“: Gemeinsam regional einkaufen

Im Supermarkt ist nicht immer durchschaubar, woher Lebensmittel kommen und wer daran verdient. Die Alternative: „Food-Coops“, also Gemeinschaften, die Lebensmittel von lokalen Lieferanten beziehen. Und sie werden immer mehr, auch in Niederösterreich.

Was sind „Food-Coops“?

„Food-Coops“ sind der Zusammenschluss von Personen und Haushalten, die selbstorganisiert biologische Produkte direkt von lokalen Bauernhöfen, Gärtnereien, Imkereien etc. beziehen.

Ob Gemüse, Obst, Milchprodukte oder Säfte - alles, was beim „Marktplatz St. Andrä-Wördern“ eingekauft wird, ist möglichst regional, saisonal und großteils aus biologischer Landwirtschaft. „Im Gegensatz zum Supermarkt wollen und müssen wir kein Geschäft machen“, erklärt Obmann Andreas Payer die Vorteile der „Food-Coop“, „und die Anonymität zwischen Erzeuger und Konsument fällt weg.“ Denn die Gemeinschaften können sich ihre Lieferanten aussuchen, überwiegend sind es Bauern aus der Umgebung, „90 Prozent unserer Waren kommen aus Niederösterreich.“

Warenkörbe

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Einmal pro Woche können die fertigen Warenkörbe abgeholt werden

Wer Mitglied des Vereins ist, bestellt seinen Einkauf übers Internet, die Bestellungen werden gesammelt, die Bauern liefern dann direkt ins Lager, einmal pro Woche holt man sich den fertig vorbereiteten Warenkorb ab.

Als Gegenleistung sollte jedes Mitglied drei Stunden pro Monat mitarbeiten, z. B. bei der Verwaltung der Finanzen oder der Vorbereitung der Warenkörbe. Vertrauen und Eigenverantwortung sind Voraussetzung. „Probleme hat es dabei noch keine gegeben“, erzählt Payer, „es gibt - das sind aber wirklich Einzelfälle - Mitglieder, die irgendwie ungewöhnlich lange vergessen, mitzuarbeiten. Die muss man dann sanft erinnern.“

Etwas Zeit und gute Planung

In Maria Anzbach und Neulengbach hat man sich deshalb entschieden, die Gemeinschaft als Geschäft zu betreiben, das eben nur einmal pro Woche geöffnet hat. Einkaufen können bei den zwei Standorten des „SpeiseLokal“ dadurch auch Nicht-Mitglieder. „Wir haben die Initiative 2011 gestartet und haben damals herumgefragt, wen das interessieren würde“, erklärt Obfrau Juliana Lutz, „die meisten meinten, sie hätten zu wenig Zeit dafür, wären aber durchaus bereit, mehr für die Lebensmittel zu bezahlen, wenn wir das für sie organisieren.“

Geschäft Speiselokal in Neulengbach

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Offizielle „Food-Coops“ in Niederösterreich

  • „FürMi“, Ulrichskirchen
  • „prESSBAUM“, Pressbaum
  • „SpeiseLokal“, Maria Anzbach und Neulengbach
  • „Marktplatz StAW“, St. Andrä-Wördern
  • „Hoko Ido“, Zwettl

Jeden Freitag herrscht im „SpeiseLokal“ Gedränge an der Waage, denn seine Bestellung muss man sich hier selbst zusammensuchen. Regional einkaufen braucht eben etwas Zeit - und vor allem Planung. „Das ist für viele eine Herausforderung, zu wissen, was man in einer Woche essen wird“, meint Lutz, „aber man lernt dazu und kauft dann im Endeffekt auch viel effizienter ein.“ Durch die genauen Bestellmengen müssen auch kaum Lebensmittel weggeschmissen werden. „Wir haben eine Zero-Waste-Politik“, was übrig bleibt, kommt in den Freiverkauf.

Den zusätzlichen Zeit- und Planungsaufwand nehmen die Kunden offenbar gerne in Kauf. „Sie müssen einfach einmal den Rahm oder die Milchprodukte probieren - das ist ein riesiger Unterschied“, schwärmt eine Kundin. Etwa hundert Bestellungen werden pro Woche im „SpeiseLokal“ aufgegeben. Auch die „Food-Coop“ in St. Andrä-Wördern findet laufend neue Mitglieder. Weitere offizielle „Food-Coops“ in Niederösterreich gibt es in Zwettl, Pressbaum und Ulrichskirchen, weitere sind derzeit im Entstehen.

Birgit Zrost, noe.ORF.at

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