Partnersuche in 71 Gemeinden

Nach den Gemeinderatswahlen am Sonntag beginnt in 71 der 570 Gemeinden die Partnersuche. Überall dort besteht nämlich keine Mandatsmehrheit. Polit-Beben hat es insbesondere in Wr. Neustadt und Schwechat (Bezirk Wien-Umgebung) gegeben.

In Wr. Neustadt sind für die SPÖ 70 Jahre absolute Mandatsmehrheit seit Sonntagabend Geschichte. Die Sozialdemokraten verfügen nur mehr über 17 der 40 Sitze im Rathaus. Bernhard Müller warf als Bürgermeister das Handtuch, ihm soll Horst Karas folgen - mehr dazu in Wr. Neustadt: Bürgermeister tritt zurück. Wollen die Sozialdemokraten, die nach wie vor die stärkste Kraft sind, weiterhin den Stadtchef stellen, müssen sie eine Koalition bilden. Die ÖVP (14 Sitze) stellt mit Klaus Schneeberger, Klubobmann im Landtag, selbst den Bürgermeisteranspruch, bräuchte jedoch zumindest zwei Partner.

Rathaus Schwechat

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Ein Veranstaltungszentrum und seine politischen Auswirkungen: In Schwechat verlor die SPÖ zehn ihrer 23 Mandate und damit die absolute Mehrheit

Abgestraft - vermutlich im Zusammenhang mit den finanziellen Turbulenzen um das Veranstaltungszentrum Multiversum - wurde die SPÖ auch in Schwechat. Nicht weniger als 23,48 Prozentpunkte und damit zehn der bisher 23 Mandate (von insgesamt 37) gingen verloren - mehr dazu in SPÖ verliert Absolute in Schwechat. Koalitionsvarianten bestehen mit der FPÖ als neuer zweitstärkster Kraft (neun Mandate) und den nun drittplatzierten Grünen (acht).

ÖVP-Koalitionsgespräche in Baden und Klosterneuburg

Schwarz-Grün in Baden wie in den vergangenen fünf Jahren ist mit gemeinsam 20 von 41 Sitzen nicht mehr möglich. Die Volkspartei hat nur mehr 15 Mandate (minus drei) - mehr dazu in Baden: Schwarz-Grün verliert Absolute. Zweier-Koalitionen böten sich mit „Wir Badener - Bürgerliste Jowi Trenner“, die mit ÖVP-Altbürgermeister August Breininger an der Spitze angetreten war und als zweitstärkste Liste in der Stadt zehn Sitze erreichte, oder der SPÖ (acht) an. Ob es wie schon vor fünf Jahren womöglich auch wieder „Ampel“-Verhandlungen (damals SPÖ, Trenner, Grüne) gibt, werden die kommenden Tage zeigen.

Ein Minus von 7,99 Prozentpunkten und von vier Mandaten auf jetzt 20 der 41 Sitze bedeutet für die ÖVP in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung), dass sie künftig einen Regierungspartner braucht - mehr dazu in ÖVP verliert Absolute in Klosterneuburg. Es könnte auf die NEOS hinausgehen, die sich diesbezüglich laut Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) schon im Oktober ins Spiel gebracht hatten. „Ja, ich wäre gerne ein Koalitionspartner der ÖVP“, wurde Spitzenkandidat Walter Wirl damals zitiert. Die NEOS haben zwei Mandate erreicht. Als ÖVP-Partner kommen zumindest theoretisch freilich auch Grüne (sechs Sitze), SPÖ (fünf), FPÖ (vier) und die „Plattform unser Klosterneuburg“ (PUK) mit drei Mandaten infrage.

Spannend wird, wie es in Gänserndorf weitergeht. Die ÖVP (37,6 Prozent) hat die SPÖ (35,24 Prozent) als Nummer eins abgelöst. Beide Parteien haben 14 Mandate. „Zünglein an der Waage“ in der Bürgermeisterfrage sind Grüne und FPÖ (je vier) sowie die „Freie Bürgerliste“ (FBG) mit einem Sitz.

GRWahl15 Karte Ergebnisse neu

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Die Ergebnisse aus allen Gemeinden finden Sie hier.

Nur mehr 14 (statt 19) von 29 Mandaten in Waidhofen an der Thaya bedeuten für die ÖVP, dass sie auf Partnersuche gehen muss. Es gibt drei Optionen: FPÖ (sieben), Grüne und SPÖ (je vier). Die Freiheitlichen haben am Sonntag mit Gottfried Waldhäusl, Klubobmann im Niederösterreichischen Landtag, an der Spitze fünf Sitze dazugewonnen und für einen Erdrutsch gesorgt.

In Amstetten ist die absolute Mehrheit der SPÖ mit nur mehr 20 (minus vier) von 41 Mandaten gefallen. Die ÖVP hält zehn Sitze, die FPÖ sieben. Die Grünen stellen drei Mandatare, die NEOS einen Gemeinderat.

In Altlengbach (Bezirk St. Pölten) wird wohl der einzige freiheitliche Mandatar darüber entscheiden, ob der Bürgermeister künftig von der ÖVP oder wie bisher von der SPÖ kommt. Die Volkspartei hat mit 44,82 Prozent die Sozialdemokraten (43,25 Prozent) überholt, Schwarz und Rot haben je zehn Mandate.

In Gmünd ist die SPÖ mit ihrem jüngsten Bürgermeister Andreas Beer (29) auf „Brautschau“, wie die Austria Presse Agentur (APA) es formuliert. Mit einem Mandat minus auf 14 Sitze ist am Sonntag die absolute Mehrheit verloren gegangen. Die weiteren Parteien im Rathaus: ÖVP (13), FPÖ und Liste „Aktiv für Gmünd“ (AFG) mit je einem Gemeinderat.

Keine Sorgen braucht sich Andreas Babler in Traiskirchen (Bezirk Baden) zu machen. Er hat nicht einmal ein Jahr nach seiner Wahl zum Bürgermeister und damit zum Nachfolger von Langzeit-Stadtchef Fritz Knotzer 73,10 Prozent erreicht. Das war ein Plus von 4,21 Prozentpunkten zum besten SPÖ-Ergebnis aller Zeiten in der Stadt im Bezirk Baden.

Rathaus Korneuburg

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In Korneuburg baute die ÖVP eine relative Mehrheit in eine Absolute aus

In Korneuburg wiederum holte die ÖVP fünf Jahre nach dem Bürgermeistersessel mit Christian Gepp nun auch die absolute Mehrheit (57,01 Prozent oder 22 der 37 Mandate). Die SPÖ verlor mit 24,89 Prozent (minus fünf Mandate) weiter an Boden. Spitzenkandidat Robert Zodl, bisher Vizebürgermeister, zog noch am Wahlabend die Konsequenzen.

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