Tempomessung: Niederösterreich bleibt tolerant

Bei welcher Geschwindigkeit soll die Polizei noch ein Auge zudrücken? Verkehrsexperten sprechen sich gegen Toleranz bei der Tempomessung aus. Salzburg und die Steiermark haben die „Null-Toleranz“ eingeführt, Niederösterreich bleibt tolerant.

In Salzburg ging durch die Einführung der „Null-Toleranz“ laut einer ersten Statistik die Unfallhäufigkeit um 25 Prozent zurück. Laut dem Leiter der Verkehrsabteilung in Niederösterreich, Ferdinand Zuser, gibt es jedoch auch in Salzburg und in der Steiermark keine echte „Null-Toleranz“. Bei Radarmessungen sei eine Toleranz nämlich gesetzlich vorgegeben, die auf eine mögliche Messungenauigkeit der Geräte zurückzuführen ist.

Bei 50 km/h werden 55 km/h toleriert

Diese Schwankungsbreite liegt bei fünf km/h bei einer Geschwindigkeit von unter 100 km/h, bei mehr als 100 km/h sind es fünf Prozent der Geschwindigkeit. Bei einem Tempolimit von 50 km/h werden 55 km/h gesetzlich toleriert, bei Tempo 130 sind es 137 km/h. Dazu kommt jedoch ein zusätzlicher Toleranzpolster, den Zuser als „gut gehütetes Geheimnis“ bezeichnet, um Autofahrern keine Richtwerte für Geschwindigkeitsübertretungen zu liefern.

An dieser Vorgangsweise werde sich in Niederösterreich auch in absehbarer Zeit nichts ändern, sagt Friedrich Zibuschka, oberster Verkehrsplaner im Bundesland. Man setze vielmehr auf Kampagnen und Bewusstseinsbildung, aber auch auf Schwerpunktakionen auf unfallträchtigen Strecken, sagt Zibuschka.

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hatte bereits im Dezember 2014 vorgeschlagen, behördliche Toleranzgrenzen bei Geschwindigkeitsübertretungen im Straßenverkehr abzuschaffen. Während der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) diese Forderung unterstützt hatte, geht sie für den ÖAMTC „am Thema vorbei“ - mehr dazu in Debatte über Toleranz bei Tempomessung (oesterreich.ORF.at).