Pongratz und „Die wilden Jahre“

Das Essl Museum in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) widmet Peter Pongratz zum 75. Geburtstag eine umfassende Retrospektive. Die zweite neue Ausstellung präsentiert die „Neuen Wilden“, eine Künstlergruppe aus den frühen 1980ern.

Pongratz, ein „sehr offener, aber auch sehr kritischer Mensch“, habe stets entgegen aller Trends und Strömungen gearbeitet und ein beeindruckendes Werk geschaffen, sagte Karlheinz Essl bei einer Pressekonferenz vor der Eröffnung am Dienstag. Er zähle zu den ersten Künstlern, deren Arbeiten Eingang in die damals noch junge Sammlung fanden. Essl erinnerte daran, dass Pongratz mit u.a. Martha Jungwirth zur Gruppe der „Wirklichkeiten“ gehörte, die sich 1968 in der Wiener Secession präsentierte.

Exponate aus 50 Jahren

Kurator Günther Oberhollenzer bezeichnete als wesentliches Merkmal des Künstlers dessen subjektiven, gefühlsbetonten Blick auf das Leben, das er in Bildern kommuniziere. Seit seinen Anfängen mische der „leidenschaftliche Maler“ Figurales mit Abstraktem und beschäftige sich mit der unverfälschten Kunst von Kindern und Art Brut der Gugginger Künstler.

Gezeigt werden Exponate aus 50 Jahren, allerdings nicht chronologisch, sondern themenbezogen angeordnet. Der größte Raum widmet sich unter dem Titel „One Morning in May“ den Arbeiten von 2012 bis zuletzt, darunter fantasievolle Pflanzen und amöbenartige Wesen, in intensiven Farben gemalt. Weitere Werk-Phasen sind u.a. frühe „Landschaften“, die Serie „Alice in Madland“, der düstere Kriegszyklus „Das Herz der Finsternis“, entstanden 1992 bis 1994 unter dem Eindruck des Kriegs am Balkan, ironisch-liebevolle „Heiligenbilder“ sowie der Art Brut nahe „Köpfe & Körper“ aus 1966 bis 1969.

Er habe sich „wohl aufgrund früher Begabung“ der Malerei und Grafik verschrieben, erzählte Pongratz launig Schulerlebnisse, als er als der beste Zeichner galt oder einen Sonnenuntergang in Norwegen malte: „Ich konnte mich schon früh durch Bilder ausdrücken.“ Akademismus langweile ihn „tödlich“, 80 Prozent seien „völlig unnötig“. Da würden Schemata vorgesetzt - „unwürdig für einen Künstler“, meinte er. Ein Künstler müsse das Risiko eingehen, zu tun, was er für gut halte. Mit seinen eigenen Studenten habe er es damals „höchst locker“ gehalten.

Expressive Malerei der „Neuen Wilden“

Die „Neuen Wilden“ antworteten auf die theorielastigen Position der 1960er- und 70er-Jahre mit heftiger, unbekümmerter Malerei und eroberten den Kunstmarkt innerhalb kürzester Zeit, erläuterte Kuratorin Viktoria Tomek. Gezeigt werden Werke von Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix und Otto Zitko - „alle aus der Sammlung“, merkte Essl an. Die Schau „Neue Wilde - eine Entwicklung“ 2004 hatte die weiteren künstlerischen Wege der Gruppe beleuchtet, nun liegt der Fokus auf den Jahren 1980 bis 1985.

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