Pleyel-Konzertsaal in den Weinbergen

In Ruppersthal (Bezirk Tulln) kümmert sich die Ignaz-Joseph-Pleyel-Gesellschaft um die Wiederentdeckung des 1757 in dem kleinen Ort geborenen und einst berühmten Komponisten. In Pleyels Geburtsort wird nun in den Weinbergen ein neuer Konzertsaal gebaut.

Vor 17 Jahren wurde in Ruppersthal das Ignaz-Joseph-Pleyel-Museum eröffnet. Das Geburtshaus des Komponisten, das neben der Pfarrkirche liegt, wird jedes Jahr von mehr als 5.000 Interessierten aus aller Welt besucht. In dem kleinen Museum sind Klaviere aus dem Besitz des Komponisten zu sehen, es werden zahlreiche Originalnoten, Bücher und Fotos ausgestellt.

„Von hier aus wurde eine neue Pleyel-Renaissance eingeleitet. Seine Musik hat von Ruppersthal aus einen Weg in die Welt hinaus genommen. Wir haben seit der Museumsgründung 600 Werke von Pleyel eingespielt, und 150 davon auf CDs veröffentlicht“, sagt Adolf Ehrentraud, Gründer und Präsident der Internationalen Ignaz-Joseph-Pleyel-Gesellschaft.

Im Pleyel-Museum werden auch regelmäßig Konzerte veranstaltet, das Geburtshaus des Komponisten stieß aber als Konzertsaal bald an seine Grenzen, erklärt Ehrentraud: „Es ist alles zu klein geworden, wir müssen jede Matinee zwei- bis dreimal machen. Unser erstes Konzert hat in der Taufkirche Pleyels in Ruppersthal stattgefunden – vier Besucher, zwei haben Eintritt bezahlt. Bei den beiden Neujahrskonzerten in Grafenwörth hatten wir heuer 900 Besucher.“

Ab Herbst neuer Konzertsaal für 100 Personen

In den Weinbergen von Ruppersthal wird nun ein Pleyel-Kulturzentrum errichtet, am Wochenende war der Spatenstich für das Projekt. Die Kosten von 700.000 Euro teilen sich Land, Gemeinde und Pleyel-Gesellschaft. Das Gebäude soll im Herbst 2015 fertig sein.

Geplantes Pleyel Zentrum in Ruppersthal

Grafik Mang Architekten

Das neue Pleyel-Kulturzentrum in Ruppersthal

Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) über die Gründe für die Kulturförderung durch das Land Niederösterreich: „Es müssen die Freiheit der Kultur und die Vielfalt der Kunst gewährleistet bleiben. Kultur muss für die Bevölkerung leistbar bleiben, und sie muss bürgernah sein.“ Im neuen Pleyel-Kulturzentrum werden nicht nur die Verwaltung und das Archiv der Gesellschaft eine neue Bleibe finden, sondern auch ein Konzertsaal wird Platz für 100 Personen bieten.

Der Schulmeistersohn wird Schüler Haydns

Wolfgang Amadeus Mozart lobte ihn in einem Brief, Joseph Haydn war sein Lehrer, Frederic Chopin spielte auf seinen Klavieren. Doch so sehr Pleyel in seinen jungen Jahren gefeiert wurde, so schnell geriet er - noch vor seinem Tod 1831 - wieder in Vergessenheit. Über Jahrhunderte fristete der österreichische Komponist, Klavierbauer, Verleger, Dirigent und Musiker ein Schattendasein neben Mozart. Pleyel komponierte unter anderem 41 Symphonien, 70 Streichquartette, 48 Klaviersonaten sowie zwei Opern.

Portrait Pleyel

Internationale Ignaz-Joseph-Pleyel-Gesellschaft

Ignaz Joseph Pleyel (1757 bis 1831)

In den letzten Jahren wird von einer Renaissance Pleyels gesprochen, die Frage nach seinem „Verschwinden“ beschäftigt Historiker jedoch schon länger. Bereits um 1800 ließ das Interesse an dem am 18. Juni 1757 in Ruppersthal geborenen Komponisten, der seit seinem 26. Lebensjahr in Frankreich lebte, rapide nach. Als einen Grund nennt die Musikwissenschaft den Wandel des Publikumsgeschmacks zur Jahrhundertwende: Pleyels klassischer Stil wurde immer mehr vom modern werdenden romantischen Stil abgelöst.

Erfolgreicher Musikverleger und Klavierproduzent

Pleyel war zuerst Schüler von Johann Baptist Vanhal in Wien, dann wurde er fünf Jahre lang von Haydn unterrichtet. Bereits im Alter von 20 Jahren erhielt er eine Stellung als Kapellmeister in Preßburg, fünf Jahre später zog es ihn nach Straßburg. 1795 übersiedelte Pleyel, der lange Zeit als möglicher Schöpfer der Marseillaise galt, gemeinsam mit seiner Familie nach Paris, wo er sich seiner unternehmerischen Laufbahn widmete.

Als Musikverleger gab er dort an die 4.000 Werke heraus. Als Erster brachte Pleyel sogenannte Taschenpartituren auf den Markt - kleinformatige, preisgünstige Ausgaben der großen Dirigierpartituren. Noch größeren, nachhaltigen Ruhm erwarb er mit der 1807 gegründeten Klavierfabrik, die bis Ende 2013 bestand. Auf Instrumenten aus der Manufacture Pleyel spielten unter anderen Chopin, Edvard Grieg und Artur Rubinstein.

Mit der Einweihung eines nach ihm benannten Konzertsaals in Paris erlebte Pleyel im Jänner 1830 eine letzte Auszeichnung. Die Salle Pleyel ist eine der Zentren des Konzertlebens der französischen Hauptstadt. Pleyel starb am 14. November 1831 nach längerer Krankheit und wurde in unmittelbarer Nähe Chopins auf dem Pariser Friedhof Pere Lachaise begraben.

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