Mit dem Pinsel Barrieren abbauen

In Klosterneuburg werden regelmäßig Aktivitäten gemeinsam mit den Flüchtlingen organisiert, die derzeit in der Magdeburg-Kaserne wohnen. Ein Projekt findet im Essl Museum statt. Dabei werden durch kreatives Arbeiten Barrieren abgebaut.

Bilder brauchen keine Worte. Dass beim offenen Atelier im Essl Museum mindestens vier verschiedene Sprachen gesprochen werden, ist nebensächlich, eine Übersetzung nicht immer hundertprozentig möglich. „Ich versuche es mit einer Mischung aus Deutsch und Englisch, und er spricht dann in seiner Sprache weiter“, sagt Bernhard Ruzicka, der zum ersten Mal dabei ist, „aber wir wissen beide, worum es geht“. Diesmal nämlich um das Thema „Spiele“. Ruzicka verliert gerade im Tic-Tac-Toe gegen einen Buben aus dem Kosovo.

Frau und Flüchtling malen gemeinsam

ORF/Felix Novak

Auf den mit Papier ausgelegten Tischen erkennt man auch Fußballfelder, Dartscheiben und Schachbretter. „Ich habe ein Volleyballfeld gemalt, das habe ich auch gerne in Afghanistan gespielt, Fußball mag ich aber auch gerne“, erzählt einer der Flüchtlinge auf Deutsch. Er sei seit vier Monaten in Österreich und lerne jeden Abend in seinem Zimmer in der Magdeburg-Kaserne, sagt er. Auch die Aktion im Essl Museum helfe ihm beim Deutschlernen. „Letztes Mal haben wir ein Bilderlexikon gemacht“, schildert Kunstvermittlerin Mela Maresch vom Essl Museum, „die Flüchtlinge haben Gegenstände gezeichnet, danach wurden die Bezeichnungen auf Deutsch, Englisch und Arabisch dazugeschrieben.“

Termine

Das offene Atelier im Essl Museum findet bis Mai jeden Freitag von 14.00 bis 17.00 Uhr statt.

Emotionale Momente

Jeden Freitag treffen sich etwa 20 bis 50 Flüchtlinge mit Klosterneuburgerinnen und Klosterneuburgern, um gemeinsam kreativ zu werden. Nicht immer wird dabei nur mit Pinsel und Bleistift gearbeitet. „Einmal haben wir gemeinsam mit Instrumenten musiziert“, erinnert sich Lisa Köhler-Reiter, die schon öfter teilgenommen hat, „und es gab einen sehr emotionalen Moment, als ein Kurde unter Tränen ein Lied aus seiner Heimat gesungen hat. Da hat man einige feuchte Augen in der Runde gesehen.“

Das offene Atelier im Essl Museum ist Teil des Caritas-Projekts „Kompa“. Ziel ist es, das Miteinander zu fördern - mehr dazu in Neues Flüchtlingsprojekt in Klosterneuburg. „Die positive Stimmung ist wichtig für die Flüchtlinge, es ist aber auch für die Österreicher wichtig, andere Kulturen kennenzulernen“, sagt Tamin Nashed, Mitarbeiter des „Kompa“-Projekts. Er ist selbst vor einigen Jahren aus Syrien nach Österreich geflüchtet und kann sich in die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut hineinversetzen: „Solche Aktivitäten machen es viel einfacher, sich zu integrieren.“

Organisation über Facebook

220 Flüchtlinge wohnen derzeit in der Magdeburg-Kaserne. Die Gemeinde unterstützt die Flüchtlinge durch Sammel- und Spendenaktionen. Viele Aktivitäten entstehen aber durch die Klosterneuburger selbst. Sie organisieren sich über die Facebook-Gruppe „Klosterneuburg hilft“, die eigentlich „aus Wut“ gegründet wurde, wie die Initiatorin Sabine Gösker erzählt: „Ich war 20 Jahre lang selbst ‚Ausländerin‘, vorwiegend in Asien, und bin nie irgendwo schlecht behandelt worden.“

Malworkshop mit Flüchtlingen

ORF/Felix Novak

Die negativen Reaktionen, als die Flüchtlinge in der Kaserne einzogen, hätten sie schockiert, „ich habe das nicht verstanden. Wie kann man etwas von vornherein ablehnen, das man gar nicht kennt?“ Daraufhin habe sie spontan die Gruppe gegründet, die inzwischen mehr als 500 Mitglieder zählt. Organisiert werden etwa Kochkurse, Fußballspiele oder gemeinsame Wandertage.

Bis Mai haben die Flüchtlinge noch ein Winterquartier in der Magdeburg-Kaserne -mehr dazu in Erste Flüchtlinge beziehen Kaserne. Was danach mit der Gruppe passiert, ist noch nicht klar. Es seien aber schon einige Freundschaften zwischen Flüchtlingen und Klosterneuburgern entstanden, die den Auszug überdauern werden, ist man beim gemeinsamen Malen überzeugt.

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