Die originalen Briefe von Renner und Stalin

Seit heute ist erstmals in einer Ausstellung der Briefwechsel zwischen SPÖ-Politiker Karl Renner und Stalin zu sehen. Renner hatte von Gloggnitz aus im April 1945 mit dem sowjetischen Diktator Kontakt aufgenommen.

Renner nahm damals mit dem Sowjet-Diktator Stalin Kontakt auf und bildete mit dessen Billigung die erste provisorische Regierung. Der Sozialist Karl Renner war damals schon 75 Jahre alt.

Originalbriefe von Renner an Stalin

Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsforschung

Renner am 15. April 1945 an Stalin: „Dank Russlands erstaunlicher Machtentfaltung hat unser ganzes Volk die Verlogenheit zwanzigjähriger nationalsozialistischer Propaganda völlig durchschaut...“

Renner gewann Stalins Vertrauen

Es waren schmeichlerische Formulierungen an den „sehr geehrten Genossen“ Stalin, den „ruhmbedeckten Obersten Befehlshaber“, wie Renner schrieb, der die volle Bewunderung für die gewaltigen Leistungen der Sowjets zum Ausdruck bringt. Stalin sagte ihm in einem Telegramm daraufhin seine Unterstützung zu.

Er schien für Stalin der richtige Mann zu sein, um als Sowjet-Marionette die neue österreichische Regierung zu führen, sagte Landtagspräsident Johann Penz bei der Eröffnung der Ausstellung im Landesmuseum in St. Pölten. „Stalin war damals der Ansicht, leichtes Spiel mit dem Polit-Pensionär zu haben und bestellte ihn zum Staatskanzler. Renner erwies sich aber alles andere als dieser anpassungsfähige, alte Mann, für den er gehalten wurde.“ Renner legte mit diesen Winkelzügen den Grundstein für die Zweite Republik und wurde später Bundespräsident.

„Geschichte wird zu oft als Waffe benutzt“

Der originale Briefwechsel, teils handschriftlich, teils mit Schreibmaschine, zum Teil auf Russisch übersetzt, ist ein faszinierendes Dokument der Zeitgeschichte. Bis jetzt war es im russischen Staatsarchiv unter Verschluss, jetzt wurde es an das Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung übergeben.

„Es ist eine der ersten derartigen Ausstellungen. Wir wollen diese Dokumente zeigen, weil die Geschichte zu oft als Waffe benutzt wird, um Völker zu entzweien. Wir aber wollen das Wissen vermitteln, dass die Kulturen zusammengehören“, sagt der Direktor der Russischen Staatsarchives in Moskau, Andrey Sorokin bei der Eröffnung der Ausstellung, die noch bis dritten Mai im Landesmuseum zu sehen ist.

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