Egon Schiele „feiert“ 125. Geburtstag

Am 12. Juni 1890 wurde Egon Schiele in Tulln geboren. Seine Geburtsstadt feiert dies mit einem „Geburtstagswochenende“. Der 1918 verstorbene Maler zählt zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern des 20. Jahrhunderts.

In Tulln möchte man sich künftig stärker als Schiele-Geburtsstadt positionieren. Das Geburtstagswochenende startet am Freitag um 17.00 Uhr mit einer Schiele-Stadtführung (Treffpunkt: Egon-Schiele- Geburtshaus, Hauptbahnhof Tulln). Neben Führungen und Kreativ-Programmen beim Schiele-Garten wird am Samstag (15.00 Uhr) auch die neue interaktive Kinder-Erlebnistour vorgestellt: Der französische Comiczeichner und Illustrator Xavier Coste, der eine Graphic Novel über Egon Schiele gezeichnet hat, hat einen interaktiven Comic gestaltet. Anhand einzelner Themenfelder wie „Moderne Technik“, „Was will ich werden“ oder „Vorschriften und Regeln“ kann dabei das Leben Egon Schieles durchgespielt und reflektiert werden.

Aber auch der Wiener Bezirk Hietzing, in dem der Künstler von 1912 bis 1918 lebte, setzt Gedenkaktivitäten. In Schieles Atelier in der Hietzinger Hauptstraße 101 entstanden viele seiner berühmten Werke. Am Freitag, dem 125. Geburtstag, wird um 14.00 Uhr an dieser Adresse eine Gedenktafel enthüllt.

„Fast ein ganzes Leben“ in Niederösterreich und Wien

Fast sein ganzes Leben verbrachte Egon Schiele in Niederösterreich und in Wien. „Fast ein ganzes Leben“ heißt daher ein Buch über Egon Schiele, das wenige Tage vor dem 125. Geburtstag des weltberühmten Künstlers präsentiert wurde.

Der von Christian Bauer herausgegebene Band ist eine Art Fortsetzung des von ihm ebenfalls im Hirmer Verlag herausgegebenen Buches „Egon Schiele. Der Anfang“, dessen englische Ausgabe es in der „Huffington Post“ auf eine Hitliste der besten Kunstbücher des Jahres 2013 geschafft hatte. „Ich habe beim ersten Buch gesehen, dass es unheimlich viel gibt, das noch unbekannt ist“, erzählte Bauer im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Der Kunsthistoriker und designierte Leiter der künftigen Galerie Niederösterreich in Krems hatte nach vielen Jahren im Museumsmanagement 2010 begonnen, sich intensiv mit Schiele auseinanderzusetzen. „Ich habe es genossen, intensiv zu recherchieren und Quellenstudium zu betreiben. Dabei hat es mich überrascht, wie viel hier noch zu entdecken ist.“ Das neue Buch repräsentiert nun die Frucht „von zwei sehr intensiven Schiele-Jahren“.

So könne etwa eine Porträt-Fotografie erstmals eindeutig dem Künstler zugeordnet werden, werde der Einfluss der frühen Röntgenforschung auf viele seiner Bilder nachgewiesen, da Schiele in Klosterneuburg im Haus des Radiologie-Pioniers Guido Holzknecht wohnte und dabei „mit der Magie der Röntgenstrahlen konfrontiert wurde“, und sei nun eine intensive Beschäftigung Schieles mit Franz von Stuck belegt.

Für ein neues Schiele-Buch wird Christian Bauer als designierter Direktor des neuen Kunstmuseums in Krems wohl nicht so bald wieder Zeit haben. Dem Künstler wird er freilich auch in seiner neuen Funktion treu bleiben: „Schiele wird natürlich auch für uns eine Bedeutung haben.“

Niederösterreich als „Sehnsuchtsraum Schieles“

Das Schiele- und Klimt-Jahr 2018, in dem sich die Todestage der beiden Jahrhundert-Künstler zum 100. Mal jähren, wird auch die erste Herausforderung für das neue Haus, das um den Jahreswechsel 2017/2018 eröffnet werden soll. „Die ultimative Schiele-Schau des Gedenkjahres wird sicher im Leopold Museum in Wien zu sehen sein“, so Bauer im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. „Aber Niederösterreich hat die Originalschauplätze. Das ist der Heilige Gral!“

Bauer möchte Niederösterreich als „Sehnsuchtsraum“ des Künstlers zeigen und setzt seinen Ehrgeiz daran, möglichst alle vier 1913 entstandenen Stein-Stadtansichten Schieles zeigen zu können, zu denen es auch umfangreiche Korrespondenz gibt. „Um das zu schaffen, müssen wir aber noch sehr viel arbeiten." Eines befindet sich im Leopold Museum, eines in der Neuen Galerie in New York, zwei in amerikanischem Privatbesitz. Nicht einmal Schiele-Expertin Jane Kallir hat sie jemals im Original in Händen gehabt.“

Egon Schiele: Im Spannungsfeld von Tod und Eros

Egon Schiele (geboren am 12. Juni 1890 in Tulln, gestorben am 31. Oktober 1918 in Wien) besuchte von 1906 bis 1909 die Wiener Kunstakademie und war 1909 Gründungsmitglied der „Neukunstgruppe“, ab 1909 beteiligte er sich an zahlreichen österreichischen und internationalen Ausstellungen. Breitere Anerkennung erlangte er erst kurz vor seinem Tod durch eine Gemeinschaftsausstellung in der Wiener Secession.

Schiele entwickelte besonders unter dem Einfluss von Gustav Klimt (Freundschaft ab 1907) und der ostasiatischen Kunst einen unverwechselbaren Stil: Er verband eine ornamental bestimmte Flächengliederung mit einer expressiven Bildsprache von oftmals intensiver Farbigkeit. Die Selbstbildnisse, Porträts, Aktdarstellungen und Figurenbilder, die neben Landschaften die thematischen Schwerpunkte in Schieles Schaffen bilden, drücken oft Leiden, Schmerz und Einsamkeit aus und bewegen sich häufig im Spannungsfeld von Tod und Eros.

Die erotische Unmittelbarkeit seiner Aktzeichnungen und -aquarelle erwies sich weniger problematisch als Schieles Interesse am Umgang mit und an der Darstellung von Minderjährigen, was ihm eine Verurteilung und kurze Gefängnisstrafe (in Neulengbach bzw. St. Pölten) einbrachte. Gegenüber den Landschaften und den Figurenbildern der Zeit vor 1915, die eine oftmals ungewöhnliche Perspektive kennzeichnet, wird in den Spätwerken eine Tendenz zur Beruhigung und Harmonisierung deutlich.

(Aus: www.aeiou.at)

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