Premiere für neues Festival in Reichenau

Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) war während der Monarchie ein beliebter Ort der Sommerfrische. Viele Dichter wählten den Thalhof als ihren Aufenthaltsort. Das ehemalige Hotel ist nun Schauplatz eines neuen Festivals.

Der Thalhof Reichenau soll „Leuchtturmprojekt für Kunst und Wissenschaft“ werden, beschreibt Intendantin Anna Maria Krassnigg ihr Konzept. Es gehe darum, ein „professionelles künstlerisches Chaos in die Mitte der Gesellschaft“ zu tragen. Als Schlagworte nennt sie „Interdisziplinarität“ und „Interkreativität“, das gegenseitige Befruchten unterschiedlicher Materien und Künstler.

Szene aus Hochstaplernovelle

Christian Mair

Martin Schwanda

Der Thalhof als „kontinuierliches Labor“

„Wir erfinden das Rad nicht neu, sondern geben dem Ort seine Widmung zurück. Unser Konzept ist sehr simpel, aber opulent in der Umsetzung“, erläuterte Krassnigg in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Die Idee dahinter gliedert sich in drei Komponenten: Stücke von Thalhof- und zeitgenössischen Autoren, einem Autorenprogramm sowie Nachwuchsförderung für Schriftsteller und junge Theaterschaffende. Insgesamt sei der Thalhof aber kein Sommerfestival mehr, sondern ein „kontinuierliches Labor“, das künstlerische und wissenschaftliche Ergebnisse präsentieren soll. Das Organ seien die sogenannten wort.spiele, die geblockt viermal im Jahr stattfinden, betont die Intendantin.

Abgerundet wird das Konzept u.a. von der wort.galerie, einer Art lebendes, filmisches Museum, in dem zeitgenössische Autoren und Wissenschafter einen Thalhof-Denker quasi „adoptieren“ und über ihre Beziehung zu diesem sprechen. Als Beispiel führt Krassnigg den Schriftsteller Robert Schindel an, der dafür Arthur Schnitzler wählte. Geplant sind auch Kooperationen mit dem Max-Reinhardt-Seminar und der Internationalen Sommerakademie (ISA). Eine solche wird im Spätsommer mit „Der Traum ein Leben“ nach Franz Grillparzer mit Musik von Franz Schubert am 23. August präsentiert.

Szene aus Hochstaplernovelle

Christian Mair

Lydia Hofmann und Martin Schwanda

Erstes Spielzeitmotto: „Die Residenz des Flüchtigen“

Krassniggs erstes Spielzeitmotto „Die Residenz des Flüchtigen“ bezieht sich auf die einstigen Aufenthalte berühmter Schriftsteller. Es soll der besondere Reiz eines Ortes ausgelotet werden, der von vornherein zum intensiven Verweilen, nicht aber zum Niederlassen im Alltäglichen gedacht und genützt war. Den Auftakt bildet die „Hochstaplernovelle“ nach Robert Neumann mit Martin Schwanda (Premiere am 19. Juni). Darauf folgt „La Pasada - Die Überfahrt“ von Anna Poloni mit Erni Mangold (26. bis 28. Juni).

„Ich finde Situationen immer spannend, wo ein Umbruch oder ein Neubeginn passiert. Das sind genau die Zeiten, wo ich mich wohlfühle“, sagt Anna Maria Krassnigg auf die Frage, was den Thalhof für sie besonders interessant macht.

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