„Deutsche Kunst nach 1960“ im Essl Museum

Die Sammlung Essl präsentiert in ihrer neuen Ausstellung „Deutsche Kunst nach 1960“. Gezeigt werden bis 15. November mehr als 80 Werke von 21 Künstlern aus den eigenen Beständen - von Georg Baselitz bis Tobias Rehberger.

Hausherr und Sammler Karlheinz Essl sprach bei einer Presseführung vor der Eröffnung am Dienstag von einer „fulminanten“ Ausstellung im Essl Museum in Klosterneuburg. Zu sehen sind Größen wie Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Anselm Kiefer sowie der jüngeren Generationen um Jonathan Meese und Daniel Richter bis zur Postmoderne mit Anselm Reyle und Tobias Rehberger.

Aufarbeitung deutscher Geschichte

Insgesamt sind in der Sammlung mehr als 40 deutsche Künstler vertreten, es gab bereits eine Reihe von Einzel- und Themenausstellungen. Die aktuelle Schau erstreckt sich auf zwei Ebenen, man hätte aber gut doppelt so viel Platz gebraucht. Essl sprach von einer „klugen Auswahl“ durch Kurator Andreas Hoffer, der einen repräsentativen Querschnitt mit Fokus auf Malerei zusammengestellt hat. Das Themenspektrum dabei reicht vom Umgang mit und Aufarbeitung der deutschen Geschichte bis zu gesellschaftsrelevanten Fragen.

Anfang der 1990er Jahre, laut Essl in einer „spannenden Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs“, begann das Sammlerehepaar seine seit den 1970er Jahren gesammelte österreichische Kunst in einen internationalen Kontext zu stellen. Die Schwerpunkte dabei bildeten amerikanische - Essl sprach von der „Wiege“ des gemeinsamen Kunstinteresses - und deutsche Kunst, damals noch geteilt in Ost und West.

Im ersten Ausstellungsraum treten die „Malerfürsten“ Georg Baselitz und Markus Lüpertz, die beide die Figur in Bann hielt, in Dialog. Baselitz etwa zeigt den Menschen als Antiheld vor den Trümmern der Nazi-Diktatur, erläuterte Hoffer. Ein weiterer Raum ist der Künstlerfreundschaft zwischen Jörg Immendorf im Westen und A. R. Penck jenseits der Grenze gewidmet, die beide gesellschaftspolitisch Stellung bezogen. Immendorf hielt mit „Ostjörg“ bereits 1980 die Vision des Mauerfalls fest.

Hinweis:

Die Ausstellung „Deutsche Kunst nach 1960“ wird im Essl Museum Klosterneuburg von 24. Juni bis 15. November gezeigt.

Collagen und Schokoladekunst

Wie Penck in der DDR aufgewachsen ist auch Neo Rauch, Vertreter der neuen Leipziger Schule, der nach der Wiedervereinigung weltbekannt wurde. Er leiht sich Paraphrasen aus der deutschen Geschichte, insbesondere aus der Romantik. Collageartige Malerei ist vom „jungen Wilden“ Albert Oehlen zu sehen, Werke von Dieter Roth, der Materialien wie unter anderem Schokolade zu Kunst verarbeitet, „überwuchern“ die Rotunde des Hauses.

Tim Eitel wiederum reduziert alltägliche Motive auf das Wesentliche und schränkt seine Farbpalette auf Grautöne ein. Nach vier Positionen abstrakter Malerei, und zwar von Hartwig Ebersbach, Gerhard Richter, Günther Förg und Imi Knoebel, beenden die Objektbilder Anselm Kiefers, der Mythen, Märchen, Literatur und Geschichte zu Bildern voller Symbolkraft verdichtet, den Parcours in der Halle.

Im Großen Saal reicht die Palette von 1990 bis in die Gegenwart - vom „Wild Malen“ eines Jonathan Meese über Andy Hope 1930, Daniel Richter und Martin Eder bis zu Norbert Schwontkowski. Vertreter der Postmoderne sind Anton Henning, Anselm Reyle und Tobias Rehberger mit seinen „Mütter“-Skulpturen. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der laut Essl weltweit an 450 Museen versandt wird.

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