Asyl: Welle der Hilfsbereitschaft in Horn

Am Montag sind die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Pflegeheim Stephansheim in Horn eingezogen. Bis zum Ende der Woche nimmt die Waldviertler Stadt 100 Asylwerber auf. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist enorm.

Der ursprüngliche Plan, 400 Asylwerber in der Horner Radetzkykaserne unterzubringen, hatte für heftige Diskussionen gesorgt - mehr dazu in Asyl: „Kaserne Horn kein Thema“ (noe.ORF.at; 1.6.2015). Am Montag trafen im ehemaligen Stephansheim die ersten von insgesamt 100 Flüchtlingen ein. Sie kommen aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Somalia.

30 Menschen haben am ersten Tag ihre Zimmer bezogen. Sie kamen direkt aus dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Alle von ihnen haben eine lange Flucht hinter sich. Darunter ein zweijähriger Bub, der mit seinem Vater einzieht und seit langem wieder einmal in einem eigenen Bett schlafen darf. Viele von ihnen kommen aus Syrien, aber auch aus dem Irak. „Wir sind nach Kurdistan in ein Flüchtlingslager geflohen“, erzählt einer von ihnen, „aber wir sind Christen - Christen werden auch dort verfolgt, es ist sehr gefährlich. So sind wir weiter nach Griechenland und von dort aus mit einem Auto nach Österreich.“

Flüchtlinge mit Geschenken

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Kistenweise Geschirr und Kleidung

Die Hilfsbereitschaft für die Neuankömmlinge in Horn ist jedenfalls enorm. Kistenweise werden Geschirr, Kleidung, Bettwäsche und Lebensmittel vorbeigebracht, auch Stofftiere und Spielzeug für die Kinder sind dabei. Jeder möchte helfen und ein Herz zeigen für die Menschen, die teils nicht mehr besitzen als das, was sie anhaben. „Ich habe ein paar Stofftiere abgegeben, dafür bin ich extra aus St. Pölten hergekommen“, sagt eine Bürgerin.

Für Bürgermeister Jürgen Maier (ÖVP) sind die 100 Plätze, die in Horn geschaffen wurden, eine Zahl, die „gut schaffbar ist“ für eine Gemeinde. „Das zeigt mir auch das positive Feedback der Bevölkerung und die große Hilfsbereitschaft, die hier passiert.“

Nicht immer ist es so, dass Flüchtlingen, die in Gemeinden untergebracht werden, gleich so eine enorme Gastfreundschaft entgegengebracht wird. Vor allem über soziale Netzwerke werden beispielsweise wilde Gerüchte verbreitet, wie viel Geld den Flüchtlingen pro Monat zustehen soll. Damit will Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner endgültig aufräumen: „Die Flüchtlinge kochen selbst, sie bekommen 5,50 Euro pro Tag, um sich Essen zu kaufen. Zudem bekommen sie ein monatliches Taschengeld von 40 Euro. Sie sehen: das ist nicht viel. Und deshalb sind wir sehr froh, dass wir schon so viele Sachspenden bekommen haben.“

Spenden für Flüchtlinge

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120 unterstützen Initiative „Willkommen Mensch“

Die Flüchtlinge werden von der Caritas betreut und von einer Initiative, die eine junge Studentin in Horn gegründet hat. Der Gruppe „Willkommen Mensch“ haben sich schon 120 Menschen angeschlossen. Sie wollen bei der Integration der Flüchtlinge helfen und ihnen Sicherheit geben - genau jene Sicherheit, die sie nach den Kriegserlebnissen in Österreich suchen. „Ich bin nach Österreich gekommen, weil es hier ganz egal ist, wer man ist. Egal ob Christ, Moslem oder Jude. Es ist gut hier“, sagt ein Asylwerber.

Die Unterbringung von Flüchtlingen in der Kaserne müsse durch das neue Quartier in Horn vom Tisch sein, so der Bürgermeister, da man die Quote, die im Kommunalgipfel ausverhandelt wurde, damit erfülle. Er sehe „absolut keine Veranlassung mehr, dass hier die Kaserne herangezogen wird. Dagegen werden wir uns weiterhin zur Wehr setzen, das sage ich sehr deutlich."

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