„Meisterinnen-Macher“ wird 75

Peitschenknaller, Zampano oder „Meisterinnen-Macher“, Gunnar Prokop hat in seiner Trainer-Karriere viele Namen verpasst bekommen. Der gebürtige St. Pöltener feierte zahlreiche sportliche Erfolge. Am Samstag wird Prokop 75 Jahre alt.

Zu seinem 70er veranstaltete Gunnar Prokop vor fünf Jahren noch ein großes Fest mit viel Prominenz und 450 Gästen. Seinen 75. Geburtstag feiert der wortgewaltige Sport-Experte deutlich ruhiger. „Zu meinem Hunderter wieder“, meint der lebenslustige Prokop auf die Frage, wann er seinen Geburtstag wieder pompöser begehen werde. Prokop ist also deutlich ruhiger geworden nach einem ereignisreichen Leben.

Gunnar Prokop

APA/Robert Jaeger

Hartes Training und große Erfolge

Seine Ehefrau, die spätere Innenministerin Liese Prokop, lernte der Leichtathletiktrainer natürlich beim Sport kennen. „Das war damals bei meinem Studium in der Wiener Sensengasse. Ich hab dieses junge Mädchen gesehen, wie sie barfuß Hochsprung trainiert hat. Da habe ich ihr Potenzial erkannt und einen Kollegen gebeten, dass er ihr ausrichten soll, dass sie bei mir trainieren soll. Sonst lässt sie mein Bruder in Anatomie durchfallen", erinnert sich Prokop an die erste Begegnung. 1968 führte er Liese Prokop zur Silbermedaille im Fünfkampf.

Die Liebe zueinander und die Liebe zum Sport gehen Hand in Hand und sind die Basis für die Entstehung des erfolgreichsten österreichischen Handballclubs, Hypo Niederösterreich. Prokop sah Handball damals als ideales Aufwärmprogramm für seine Leichtathletinnen Liese Prokop, Maria Sykora und Eva Janko. „Wir haben einmal pro Woche eine dreiviertel Stunde trainiert. Das hat gereicht, um drei Jahre später österreichischer Meister zu werden", erklärte Prokop den Beginn des Serienmeisters.

Erfolge und Dramen im Europacup

Das nächste große Ziel war der Gewinn eines Europacup-Titels. „Ich habe zu mir selbst gesagt, dass ich diesen Bewerb unbedingt einmal gewinnen will. Wenn ich das laut gesagt hätte, wäre ich wahrscheinlich eingesperrt worden", sagt Prokop heute lächelnd. Mit Hypo gewann er den Europacup nicht nur einmal, sondern sogar achtmal und absolvierte dabei so manchen Spießrutenlauf. Nach dem Finalsieg von Hypo bei Vasas Budapest wurde er 1993 von einem Wurfgegenstand getroffen. Prokop ging zu Boden und musste behandelt werden. Im Jahr 2000 wurde er nach dem Triumph in Skopje von einem Fan brutal niedergeschlagen.

Gunnar Prokop

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Prokop fiel aber auch selbst mit unsportlichem Verhalten auf. Beim Spiel gegen Metz lief er 2009 auf das Spielfeld und foulte eine Spielerin. Damit verhinderte er zwar die Niederlage, wurde aber vom Verband gesperrt und ein Jahr später endete nach Differenzen mit dem Vorstand seine Arbeit bei Hypo Niederösterreich. „Der Club war wie mein eigenes Kind“, sagt Prokop noch heute.

Sport ist auch im Alter ständiger Begleiter

Nach dem überraschenden Tod von Liese Prokop in der Silvesternacht 2006 fand der gebürtige St. Pöltener Halt bei seiner Familie. „Ich habe das Glück, dass ich drei anständige Kinder habe und mittlerweile vier Enkelkinder. Das wäre sehr schwierig, wenn ich das nicht hätte. Ich möchte in diesem Alter nicht einsam sein.“

Sport ist auch im Alter von 75 Jahren ein ständiger Begleiter. Prokop bewältigte heuer mit dem Mountainbike 30.000 Höhenmeter. Die Fahrt auf den Großglockner ist jedes Jahr ein Fixpunkt. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich bis zu meinem 80. Geburtstag jedes Jahr auf den Glockner fahre. Da habe ich noch ein paar Jahre“, lächelt der Jubilar.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ-Nahaufnahme“, 12.7.2015

Gunnar Prokop in der „Nahaufnahme“

Sein Wettkampfgeist ist noch lange nicht erloschen, alle Radtouren werden in einem Notizbuch akribisch notiert. „Ich mache Statistiken wie viele Höhenmeter, wie viele Stunden und Kilometer ich gefahren bin und vergleiche mit früheren Jahren. Und wenn ich hinten bin, dann ärgere ich mich schon“, erzählt Gunnar Prokop in der Nahaufnahme mit Judith Weissenböck.

Jeden Sonn- und Feiertag stellt Radio NÖ in der „Nahaufnahme“ von 9.04 bis 10.00 Uhr Persönlichkeiten vor, die entweder aus Niederösterreich stammen oder eine besondere Bindung an das Bundesland haben - mehr dazu in Podcasts.

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